Renault Fluence: Der Hang zum Heck
Mit dem Fluence legen sich die Franzosen für die Limousine ins Zeug.
Düsseldorf. Manche Geschichten fangen traurig an. Man muss als Autobauer nämlich eines wissen, wenn man eine Stufenhecklimousine am Markt platzieren will: In Deutschland geht da kaum etwas! Umgeben von südwest- und osteuropäischen Nachbarn ist hier definitiv nicht das Land der langen Hecks.
Wer allerdings auch hierzulande ein Gefährt sucht, bei dem Komfort und nutzbarer Raum eine wohltuende Symbiose eingehen, findet sich beim Fluence gut aufgehoben. Der Wagen ist mit einer Länge von 4,62 Meter eingeparkt zwischen dem Mégane (4,30) und dem Laguna (4,70).
Vielleicht hat er auch deswegen das Beste aus zwei Welten. Der lange Radstand dehnt den Innenraum auf hervorragende Komfortmaße. Der Kofferraum wiederum braucht sich mit 530 belastbaren Litern nicht zu verstecken. Das Fahrwerk wirkt allerdings ein wenig zu weich abgestimmt für den deutschen Asphalt. In der Federdämpfung zeigt der Fluence indes Nehmerqualitäten. Schläge werden kaum an die Insassen durchgestellt.
Optisch passt der Fluence ins Bild moderner Autos, ohne aber Anspruch auf den Titel einer Stil-Ikone zu erheben. Dafür bietet er aber im Innenraum neben einem wohltuend straffen Gestühl auch viel für Auge und Ohr. Optik und Haptik im Fluence stimmen, obwohl unverkennbar preiswerter Kunststoff verbaut wurde. Für gute Akustik sorgt ein MP3-fähiges Radio bereits serienmäßig, das sich für vertretbaren Aufpreis auch zu einer klangstarken 3D-Soundanlage „aufbohren“ lässt.
Gar nicht geizig war Renault bei der Motorisierung. Immerhin drei Benziner und ebenso viele Selbstzünder sind in zwei Ausstattungslinien (Expression und Dynamique) nach Wunsch kombinierbar. Der getestete 1,6- Liter Benziner mit 110 PS (81 kW) stellt den Einstieg bei den Ottomotoren dar.
Nominell schwächer ist nur der 1,5-Liter-Diesel mit 90 PS (66 kW). Allerdings steht zu erwarten, dass der Selbstzünder dem kleinen Benziner dann doch den Schneid abkauft. Die vier Zylinder der Benzinmaschine klingen etwas zu rau und haben zu viel Mühe, die Fuhre ordentlich in Fahrt zu bringen. Die offiziellen 11,7 Sekunden bis Tempo 100 fühlen sich deswegen deutlich länger und unnötig zäher an als erwartet.
Die Endgeschwindigkeit liegt bei 185 km/h, der Verbrauch bei ehrlichen acht Litern Super. Mit 155 Gramm CO2/Kilometer liegt der Motor im ökologischen Mittelfeld. Mit seinem Preis buhlt der Fluence dann wieder deutlich um Sympathien.
Der Benziner geht ab 18 190 Euro an den Kunden. Der Diesel steht ab 19 290 Euro vor der Garage. Vielleicht findet bei diesen Preisen die Geschichte für Renault - und manchen Kunden - dann doch noch ein gutes Ende. rwo