Gut in Ketten gelegt - Alles über Fahrradschlösser

Berlin/Wiesbaden (dpa/tmn) - Es passiert meist unerwartet: Man kommt aus dem Café oder Biergarten und sucht das eigene Fahrrad, doch es ist weg. Schuld ist meist nicht die eigene Schludrigkeit, sondern ein Fahrraddieb.

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Das kommt immer häufiger vor, wie die Statistik des Bundeskriminalamts belegt: So wurden im vergangenen Jahr 339 790 Fahrraddiebstähle verzeichnet, ein Zuwachs um 7,2 Prozent gegenüber 2013. Und die Aufklärungsquote ist gering: Nur rund jedes zehnte Rad findet wieder den Weg zu seinem Besitzer.

Ein Grund dafür, dass Diebe oft ein leichtes Spiel haben, sind schlechte Fahrradschlösser. Viele lassen sich in kürzester Zeit mit einem Bolzenschneider durchtrennen. Wer sein Fahrrad behalten will, sollte sich ein gutes Schloss zulegen und es richtig anschließen.

Welche Schlösser machen es Fahrraddieben besonders schwer?

Es gibt zahlreiche Varianten. „Bügelschlösser, Kabelschlösser, Panzerkabelschlösser, Kettenschlösser und Faltschlösser“, sagt Roland Huhn vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in Berlin. Zusätzlich finden sich auch am Fahrrad angebrachte Rahmenschlösser, die das Hinterrad sperren. Doch nicht alle sichern gut. Laut dem ADFC-Experten haben Diebe besonders bei massiven Bügel-, Ketten und Faltschlössern kaum eine Chance.

Das belegt auch eine Untersuchung der Stiftung Warentest in der Zeitschrift „test“ (Ausgabe: 05/2015). Unter 30 Schloss-Modellen schaffte nur jedes vierte die Note „gut“. Darunter waren sechs Bügelschlösser und jeweils ein Falt- und ein Kettenschloss. Die Tester warnen explizit vor sogenannten Panzerkabel-Schlössern: Alle geprüften Modelle boten nur einen „ausreichenden“ Aufbruchsschutz.

Müssen gute Schlösser teuer sein?

Guter Schutz ist keine Frage des Geldes. So waren laut der Zeitschrift „test“ die Bügelschlösser Fischer „Safe“ für 30 Euro und Zéfal K-Traz U14 für 36 Euro fast ebenso gut wie der Testsieger Abus uGrip Plus 501 für 83 Euro.

Sind zwei Schlösser sicherer als eins?

Roland Huhn vom ADFC hält die Wahl zweier unterschiedlicher Schlösser für besonders wirkungsvoll: „Diebe haben sich oft spezialisiert und führen nur das Werkzeug für einen bestimmten Schlosstyp mit.“ Mit einem zweiten, leichteren Schloss können Radler die Sicherheit erhöhen. Außerdem lässt sich so auch das Vorderrad zusätzlich sichern.

Nur ab- oder auch anschließen?

Der ADFC rät dazu, ein Rad immer auch an einen festen Gegenstand anzuschließen. Denn ist ein Rad nur abgeschlossen, lässt es sich einfach wegtragen. Ungesichert sollte es niemals sein. „Auch wenn man nur kurz für den Brötchenkauf zur Bäckerei hineingeht, sollte man es wenigstens abschließen“, betont Roland Huhn.

Woran sollte man sein Fahrrad am besten anschließen?

Diebe greifen immer an der schwächsten Stelle an. Daher rät Stiftung Warentest: „Sichern Sie Ihr Fahrrad an stabilen Abstellanlagen, Laternenpfählen oder Gittern, die mindestens so widerstandsfähig sind wie das Schloss selbst“. Sinnvoll ist es auch, das Schloss an einer möglichst hohen Stelle anzubringen. „So erschweren Sie dem Dieb die Arbeit, denn er kann sein Werkzeug nicht am Boden abstützen“, erklären die Experten. Am besten schließt man mit einem großen Schloss Rahmen und eines der Räder an.

Bei Diebstahl: Was tun und wie kann man es wiederfinden?

Kommt das Rad trotz aller Sicherheitsvorkehrungen weg, sollte man das umgehend der Polizei melden. Manchmal lohnt sich auch der Gang zum Fundbüro: „Dort werden auch Räder abgegeben, die ein Dieb nur zeitweise benutzt und dann stehengelassen hat“, sagt Roland Huhn.

Auch im Internet kann man sein Fahrrad als gestohlen melden, etwa auf Websites wie Fahrrad-gestohlen.de oder Seriennummern-check.de. Dort lassen sich Rahmennummer, Fotos oder Ausstattungsdetails hinterlegen. Erste Apps, die gestohlene Fahrräder orten und wiederfinden sollen, gibt es auch schon. ADFC-Experte Huhn meint allerdings: „Neue elektronische Anwendungen müssen ihren Nutzen erst noch beweisen.“

Lohnt sich die Codierung?

Laut dem ADFC ist eine Codierung des Rades mit Rahmengravur sinnvoll: „Sie ist sehr dauerhaft und kommt ohne Registrierung in einer Datenbank aus, weil die Eigentümerdaten im Code verschlüsselt enthalten sind.“ So kann die Polizei bei einer Kontrolle prüfen, ob Fahrer und Codierung zusammenpassen - und das Diebesgut dem Eigentümer zuordnen und zurückgeben.