Maschinen für Genießer: Ausblick auf die Motorradmesse Intermot
Köln (dpa/tmn) - Anfang Oktober wird das Messegelände in Köln zum Mekka für Motorrad-Fans: Die Intermot, die dort alle zwei Jahre stattfindet, zählt zu den wichtigsten Messen der Zweiradbranche. Was die Modellpremieren anbelangt, machen es die Hersteller spannend.
Das große Schweigen vor der Intermot hat Tradition: Alle zwei Jahre öffnet die Motorrad-Leitmesse in Köln ihre Pforten, im Oktober ist es wieder soweit (Publikumstage: 2. bis 5. Oktober). Und jedes Mal machen die Zweiradhersteller Staatsgeheimnisse daraus, mit welchen Modellneuheiten sie an den Rhein reisen werden. Fast alle mauern, entsprechend heftig brodelt es in der Gerüchteküche. Manuel Fuchs, Chef der Online-Ausgabe der Zeitschrift „Motorrad“, sieht aber in dem Dunst schon einen Trend: „Höher, schneller, weiter - darum wird es nicht mehr gehen. Viele der zu erwartenden Neuheiten werden für genussvolles und stilsicheres Motorradfahren stehen.“
Dazu passen beispielsweise die Maschinen, die Harley-Davidson auf der Messe vorstellen wird. Das sind überwiegend Tourer: Die Road Glide Special mit ihrer großen rahmenfesten Verkleidung im 80er-Jahre-Look zählt dazu - dieses Modell wird es nach mehr als drei Jahrzehnten erstmals offiziell in Deutschland zu kaufen geben. Und die Elektra Glide Ultra Limited Low passt ebenfalls in das von Manuel Fuchs beschriebene Schema: Sie ist die geschrumpfte Ausführung des Touring-Flaggschiffs von Harley, mit der kleinere Biker ab 1,65 Meter Körpergröße glücklich werden sollen.
Mit einem Harley-Schreck fährt die US-Marke Victory auf der Intermot vor: Der schwere Custom-Cruiser Magnum gehört mit seiner recht knapp geschneiderten Verkleidung in die Sparte der sogenannten Bagger. Herzstück ist ein 1731 Kubikzentimeter großer V2-Motor.
Intermot-Besucher mit Faible für Chrom-Schiffe wie dieses sollten auch am Messestand der wiederbelebten Traditionsmarke Indian vorbeischauen: Dort gibt es den Luxus-Tourer Roadmaster zu sehen und die nicht ganz so dick auftragende Scout. Diesen Mittelklasse-Cruiser mit V2-Aggregat und serienmäßigem Leder-Einzelsitz versteht Indian als Neuauflage des gleichnamigen Motorrad-Klassikers aus den 20er bis 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
Moderne Reisemaschinen für die Abenteurer-Fraktion enthüllen KTM mit der antriebstechnisch aufgerüsteten 1290 Super Adventure und - wie es aussieht - Honda mit dem überarbeiteten Crossrunner. Das wäre das erste Update für die 2011 gestartete Crossover-Version der VFR 800 F, die vor einem Jahr renoviert wurde. Honda hat die Premiere zwar noch nicht bestätigt, Erlkönig-Fotografen haben die Maschine aber schon bei Testfahrten vor die Linse bekommen.
BMW hält sich ebenfalls bedeckt, was in diesem Jahr an Premieren zu erwarten ist: Von insgesamt fünf Neuheiten auf der Intermot und der Mailänder Messe EICMA Anfang November ist bei dem Münchner Motorradbauer die Rede. Logisch wäre, dass nun auch der Roadster R 1200 R den wassergekühlten Boxermotor bekommt. Außerdem wurde ein Sporttourer-Erlkönig mit Halbschalenverkleidung im Geiste der BMW R 1100 RS gesichtet, der den Schluss zulässt, dass eine mit dem aktuellen 1,2-Liter-Boxer bestückte R 1200 RS nicht mehr lange auf sich warten lässt.
Trotz des Trends zum entschleunigten und genussvollen Motorradfahren, der sich nach Einschätzung von „Motorrad“-Onliner Fuchs anbahnt, werden auch Heißsporne auf zwei Rädern im Rampenlicht stehen: Kawasaki will mit dem Konzeptfahrzeug Ninja H2 einen Ausblick auf ein Hochleistungsmodell geben. Und Suzuki-Fans bekommen mit der GSX-S 1000 wohl endlich ein sportliches Naked Bike mit um die 150 Pferdestärken vorgesetzt, das der japanische Hersteller in den USA bereits ungetarnt auf offener Straße Probe gefahren hat.
Eine der wenigen offiziell bestätigten Intermot-Premieren ist die Ducati Scrambler. Das kompakte Naked Bike mit Rundscheinwerfer und Stummelheck bekommt den Motor der 796er Monster, Detailinformationen hat Ducati aber noch nicht herausgerückt.
Ein Sonderbereich der Intermot ist den Leisetretern unter den Zweirädern gewidmet: Die Abteilung „eMotion“ gibt einen Überblick über Elektromodelle. Deren große Zukunft sieht Reiner Brendicke vor allem in der Stadt: „Urbane Mobilität könnte quasi über Nacht elektrisch sein. Denn dort, wo es nicht in erster Linie auf Reichweite ankommt, ist die eigentliche Heimat der Elektrofahrzeuge“, erklärt der Vorsitzende des Industrie-Verbands Motorrad (IVM). Besucher können in Halle 5.2 erkunden und teils ausprobieren, was der Markt inzwischen hergibt. Ein großer Fuhrpark herkömmlich motorisierter Maschinen mit ein bis sechs Zylindern steht an anderer Stelle auf dem Messegelände zum Testen bereit. Einzige Voraussetzung: ein gültiger Führerschein.