Mehr Mängel beim TÜV - Deutsche warten ihre Autos schlechter
Berlin (dpa) - Wie sicher ist es auf deutschen Straßen, wenn immer mehr defekte Fahrzeuge unterwegs sind? Für Reparaturen geben Autobesitzer offenbar weniger Geld aus. Das fällt spätestens beim TÜV auf.
Wenn beim Auto das Licht nicht geht oder die Bremsen versagen, kann es im Straßenverkehr schnell gefährlich werden. Jedes fünfte Auto in Deutschland rasselt beim TÜV durch, geht aus dem jüngsten TÜV Report 2013 hervor. Hochgerechnet auf den Gesamtbestand bedeutet das: Rund acht Millionen Autos genügen nicht den Anforderungen an die technische Sicherheit. Die durchgefallenen Wagen bekamen zunächst nicht die begehrte HU-Plakette ans Nummernschild und mussten erneut in die Werkstatt. In den vergangenen vier Jahren stieg die Mängelquote stetig an - von 15,7 auf jetzt 20 Prozent. Zuletzt lag sie in den 80er Jahren auf einem derart hohen Niveau.
Die Gründe für diese Entwicklung könnten finanzieller Natur sein: „Wer knapp bei Kasse ist, spart angesichts hoher Benzinpreise eher mal an der Wartung“, betont Johannes Näumann vom Verband der Technischen Überwachungs-Vereine (VdTÜV). So dürfte die Mängelquote bei den Untersuchungen auch in Zukunft weiter nach oben gehen. „Denn Eurokrise und Benzinpreise bleiben Dauerthema“, sagt Hartmut Müller-Gerbes, Chefredakteur des „AutoBild“ TÜV Reports.
Der Zustand eines Fahrzeugs sei aber auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen. So könnten häufige Mängel auch konstruktionsbedingt sein. Außerdem sind das Fahrverhalten und der Fahrzeugeinsatz mitentscheidend. Die Hauptverantwortung für den technischen Zustand liege aber beim Halter. „Jeder kann einen persönlichen Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit leisten“, betont Verbandschef Klaus Brüggemann. Dabei sollten Autofahrer auch bei der Auswahl ihrer Werkstätten Wert auf Qualität legen.
Auffallend sei, dass der Fahrzeugbestand in Deutschland immer älter wird. Lag das Durchschnittsalter 2003 noch bei 7,4 Jahren, stieg es jetzt auf 8,5 Jahre an. Das sei zwar einerseits ein Indiz dafür, dass die Qualität der Autos besser geworden ist und sie länger durchhalten. „Auf der anderen Seite bedeutet der Anstieg des Durchschnittsalters aber auch, dass der Anteil von älteren und somit mängelanfälligeren Fahrzeugen zunimmt“, sagt Brüggemann. Während bei den jüngeren Fahrzeugen (bis 3 Jahre) 6,1 Prozent beim TÜV durchfallen, sind es bei den älteren Autos (elf Jahre) mehr als ein Viertel.
Dass ältere Wagen auch mehr in Unfälle verwickelt sind, lässt sich statistisch belegen: Junge Autos, die einen Gesamtanteil am Fahrzeugbestand von 35 Prozent ausmachen, sind nur zu 32 Prozent am Unfallgeschehen mit Personenschaden beteiligt, gehe aus Daten der TU Dresden hervor. Mit zunehmenden Alter der Fahrzeuge kehre sich dieses Verhältnis um: So haben ältere Autos (10 bis 14 Jahre) einen Anteil am Gesamtbestand von 23,5 Prozent, sind aber zu 26,5 Prozent in Unfälle verwickelt.
Für den jüngsten TÜV Report 2013 werteten die Experten mehr als acht Millionen Hauptuntersuchungen (HU) zwischen Juli 2011 und Juni 2012 aus. Recht gut schnitten deutsche Marken ab - unter den jüngeren Autos wies der VW Polo die geringste Mängelquote auf. Die TÜV-Experten weisen aber auch auf einen positiven Trend hin: So nahm zugleich der Anteil der mängelfreien Fahrzeuge zu. Waren es im Jahr 2007 noch 48,3 Prozent, kamen jetzt 55,1 Prozent ohne Beanstandung durch.
Auffallend seien über die Jahre hinweg die überproportional hohen Mängelquoten bei der Beleuchtung. „Dieses Phänomen betrifft nicht nur die Pkw, sondern auch Nutzfahrzeuge und Busse“, betont Brüggemann. So wurde bereits bei mehr als acht Prozent der dreijährigen Autos ein defektes Licht festgestellt, bei den älteren Fahrzeugen waren es sogar fast ein Drittel. Dabei sei die kurze Kontrolle der wesentlichen Funktionen am Auto vor jeder Fahrt eigentlich vorgeschrieben. „In der Praxis hält sich daran anscheinend aber kaum jemand“, sagt Brüggemann.