Ministerium will besseren Schutz vor Abbiege-Unfällen mit Lkw
Berlin (dpa) - Radfahrer und Fußgänger sollen nach dem Willen des Bundesverkehrsministeriums besser vor schweren Unfällen mit abbiegenden Lastwagen geschützt werden.
„Die Problematik des toten Winkels bei Lkws oder Bussen ist lange bekannt“, sagte die Parlamentarische Staatssekretärin Katherina Reiche (CDU) der Nachrichtenagentur dpa. Sie sprach sich dafür aus, dass elektronische Warnsysteme zumindest für neu zugelassene Laster verpflichtend werden, sobald die Technik zuverlässig einsetzbar ist. Derartige Assistenzsysteme machen Fahrer darauf aufmerksam, wenn Radler oder Fußgänger seitlich in die Nähe ihres Fahrzeugs geraten.
Nach Schätzungen der Bundesanstalt für Straßenwesen gab es 2012 bundesweit etwa 650 Abbiegeunfälle zwischen Lastwagen und Radfahrern, bei denen Menschen verletzt wurden. Tödlich endeten 30 dieser Unfälle.
„Radfahrer oder Fußgänger werden durch Lkw- oder Busfahrer zu oft übersehen“, sagte Reiche. „Deswegen plädiere ich für ein elektronisches Warnsystem für Lkws.“ Bei der Bundesanstalt für Straßenwesen laufe derzeit ein Forschungsprojekt zu „Konflikten“ zwischen rechtsabbiegenden Lkw und geradeausfahrenden Radlern. „Aus den Ergebnissen werden wir erste Konsequenzen ziehen.“
Auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) fordert eine generelle Ausstattung von Lkw mit Assistenzsystemen. Da derartige Abbiegeunfälle meist bei geringem Tempo passierten, sei sogar auch ein automatisches Abbremsen vertretbar. Extra-Rückspiegel gegen den toten Winkel und seitliche Verkleidungen, damit Radfahrer nicht zwischen die Räder rutschen, reichten nicht aus.
Bei Warnsystemen wird der nähere Umkreis eines Fahrzeugs mit Sensoren überwacht. Dabei werden Abstände zu anderen Verkehrsteilnehmern berechnet, wie der Deutsche Verkehrssicherheitsrat erläutert. Kommt ein Fußgänger oder Radfahrer in die Nähe, wird der Fahrer mit einem optischen Signal oder zusätzlich durch ein Tonsignal gewarnt.
Dass abbiegende Fahrzeuge geradeaus fahrende Radler erfassen, gehört zu den typischen Gefahrensituationen im Verkehr. Diese Unfallart wird fast ausschließlich vom Auto- oder Lkw-Fahrer verursacht und endet in 80 Prozent der Fällen mit Verletzten, wie eine Untersuchung der Unfallforschung der Versicherer ergab. Zusammenstöße passieren demnach überwiegend beim Rechtsabbiegen. Lkw und Lieferwagen waren in elf Prozent der Fälle „Unfallgegner“ von Radlern bei solchen Kollisionen.
Häufig dächten Autofahrer nicht an den Schulterblick, erläuterten die Experten. Neben Assistenzsystemen könne helfen, Kreuzungen so zu gestalten, dass Autofahrer freie Sicht auf Radfahrer haben.