„Erhebliche Konsequenzen“ Polizei warnt vor Frisieren von Elektro-Fahrrädern

Gießen (dpa) - Zum Auftakt der Radsaison warnt die Polizei: Fahrer von E-Bikes und Pedelecs sollten ihre Zweiräder nicht auf mehr Geschwindigkeit frisieren. Das ist nicht nur gefährlich.

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„Wenn man mit 40 Stundenkilometern oder mehr ohne Helm unterwegs ist, besteht die Gefahr erheblicher Verletzungen“, sagt der Sprecher des Polizeipräsidiums Gießen in Hessen, Jörg Reinemer.

Werden Elektro-Fahrräder getunt, um schneller als 25 Stundenkilometer zu fahren, drohten zudem Probleme mit der fehlenden Fahrerlaubnis und Versicherung. Die Fahrer müssten deshalb mit „erheblichen Konsequenzen“ rechnen.

Im Landkreis Gießen sei der Polizei zwar noch kein Fahrer eines getunten Elektro-Fahrrads ins Netz gegangen. „Wir gehen aber davon aus, dass es eine gewisse Dunkelziffer gibt“, sagt Reinemer. Deshalb wolle die Polizei ihre Kontrollen intensivieren.

In Frankfurt und Kassel sind der Polizei bereits einzelne getunte Fahrer aufgefallen. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) mahnt, viele Veränderungen an den Fahrrädern seien von außen gar nicht zu erkennen und nachzuweisen. Beispielsweise könne die Software des Rads manipuliert werden.

Deutschlandweit sind derzeit rund 3,5 Millionen Elektro-Fahrräder unterwegs, sagt der Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV), Siegfried Neuberger. Wie viele davon frisiert seien, dazu gebe es keine Zahlen. Der Verband gehe aber von einem ernstzunehmenden Problem aus. „Wir beobachten das mit einer gewissen Sorge“, sagt Neuberger. Die Manipulationen seien illegal, durch sie werde aus einem Fahrrad ein Kraftfahrzeug. Auch seien die Bremsen und Gabeln der Fahrräder nicht auf höhere Geschwindigkeiten ausgelegt.

Im Internet lassen sich Zusatzteile leicht bestellen, mit denen die Geschwindigkeit hochgedreht werden kann. In Facebook-Gruppen gibt es regen Austausch über Tuning-Möglichkeiten. „Ich hätte gern ein bisschen mehr, 35er Geschwindigkeit würde mir reichen“, fragt etwa ein Mitglied einer Tuning-Gruppe und erhält gleich mehrere Tipps, wie er dies erreichen kann. Andere haben Zubehör im Internet entdeckt und fragen in die Runde, wer schon Erfahrungen damit gemacht hat.

Pedelecs (Pedal Electric Cycle) kommen im Unterschied zu den seltener verkauften E-Bikes nur richtig in Fahrt, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Ab 25 Stundenkilometern schaltet sich der Motor aus. Bei den schnelleren S-Pedelecs ist dies erst ab 45 Stundenkilometern der Fall, für sie gilt allerdings Helmpflicht, es sind eine Fahrerlaubnis und ein Versicherungskennzeichen nötig, Radwege dürfen nicht benutzt werden.