Preisvergleich vor dem Tanken - Transparenzstelle gestartet

Berlin (dpa) - Benzinpreise schnell vergleichbar machen und dem Verbraucher einen Vorteil gegenüber der Industrie verschaffen - das ist das Ziel der neu geschaffenen Markttransparenzstelle für Kraftstoffe (MTS-K).

Doch kann die Einrichtung die Erwartungen erfüllen?

Nach dem Startschuss für das Meldesystem vom Bundeskartellamt lassen sich Daten zu Super E5, E10 und Diesel seit Donnerstag (12. Sepzember) im Internet abrufen. Das geht zum Beispiel auf der Seite des Automobilclubs ADAC oder auf Seiten wie clever-tanken.de, mehr-tanken.de oder spritpreismonitor.de. Ob das Projekt zu einem Erfolg wird, lässt sich erst in einigen Wochen oder Monaten abschätzen. Die Hoffnung auf niedrige Benzinpreise dürfte sich kaum erfüllen.

Warum hat sich der Gesetzgeber entschieden, gerade für Benzin und Diesel eine eigene Transparenzstelle einzurichten?

In Zeiten stark steigender Benzinpreise und neuer Preisrekorde an den Tankstellen entflammt regelmäßig eine öffentliche Diskussion um die Marktmacht der Mineralölkonzerne. Medien und Politiker fordern dann oft schärfere kartellrechtliche oder politische Maßnahmen, die steuernd oder regulierend in den Markt eingreifen. Umgesetzt werden konnte nichts, weil die Konzerne nicht gegen Kartellrecht verstoßen und viele diskutierte Markteingriffe sich als nicht praktikabel oder rechtlich unzulässig erwiesen. Mit der Transparenzstelle für Kraftstoffe soll die Position des Verbrauchers gestärkt werden.

Wie funktioniert das?

Die mehr als 14 000 Tankstellen in Deutschland sollen ihre aktuellen Preise unverzüglich an die Markttransparenzstelle übermitteln. Von dort gehen sie an Verbraucher-Informationsdienste wie zum Beispiel spezialisierte Internet-Portale oder Verbraucherorganisationen. Und der Autofahrer kann die Preise über Internet-Seiten, Smartphone-Apps oder sein Navigationsgerät abrufen.

Aber es gibt doch schon seit langem Benzinpreis-Apps?

Die Anbieter der Apps, die bislang auf dem Markt sind, mussten sich die Daten mühsam von den Seiten der Tankstellenkonzerne zusammensuchen oder sich von Autofahrern melden lassen. Bei mehreren Preisänderungen pro Tag und Tankstelle konnten die Daten nicht immer aktuell und zuverlässig gehalten werden. Mit der Preismeldestelle wird sich die Datenqualität dramatisch verbessern.

Dann können die Tankstellen die Preise künftig nicht mehr so leicht heraufsetzen?

Zunächst einmal ist abzuwarten, wie viele Autofahrer überhaupt eine Benzinpreis-App nutzen und die Preise vergleichen werden. Bislang haben derartige Portale täglich einige 100 000 Besucher, bei mehr als 43 Millionen Autos in Deutschland. „Der Autofahrer muss seine Marktmacht nutzen und konsequent dort tanken, wo es günstig ist“, sagt Katharina Lucà vom ADAC. Nur für eine Minderheit der Autofahrer spielt der Preis bei der Tankstellenwahl die wichtigste Rolle, ergaben verschiedene Untersuchungen. Für die meisten ist der Standort wichtig oder der Shop, sie haben eine Stammtankstelle oder eine Tankkarte oder es ist ihnen schlicht egal, ob sie beim Tanken zwei oder drei Euro mehr oder weniger ausgeben.

Aber wenn nun alle mitmachen, wird das Benzin dann billiger?

Da streiten die Gelehrten. Es gibt keine Erfahrungen aus ähnlichen Fällen. Kritiker glauben, dass die Spritpreise nun sogar steigen könnten, weil auch die Mineralölkonzerne und Tankstellen über volle Transparenz verfügen und die Preise ihrer Konkurrenz ohne Zeitverzug kennen. Dadurch könnten sie ihre Preise lokal optimieren und die maximalen Margen erlösen, meint zum Beispiel der Unternehmensberater Holger Haedrich. Die Konzerne würden gestärkt. Das Kartellamt hält dagegen: „Wir schaffen Waffengleichheit“, sagt Präsident Andreas Mundt. Die Konzerne hätten schon immer alle Marktinformationen besessen, die Autofahrer dagegen nicht.

Was könnte denn bestenfalls herauskommen für die Autofahrer?

Die Gewinne an der Tankstelle aus dem Benzinverkauf sind nicht hoch, nach den Angaben der Branche ein bis zwei Cent je Liter. Selbst wenn es das Doppelte wäre, ist da nur wenig Luft drin. Viele Autofahrer ärgern sich aber vor allem über die häufigen Preissprünge bis zu zehn Cent, das hektische Auf und Ab. Möglicherweise könnte sich das beruhigen. „Dann wären alle happy, wir auch“, sagt Klaus Picard vom Mineralölwirtschaftsverband. Der Haken daran: Stabilere Preise würden tendenziell eher höher als niedriger liegen. Und mit den Schwankungen wäre auch die Chance vorbei, mal einen richtig günstigen Moment an der Tanke zu erwischen.