PS-Riesen für die gut betuchte Kundschaft

Genf (dpa/tmn) - Seit fast einem halben Jahrhundert buhlen zwei italienische Rivalen um Kunden und Prestige. Auf dem 81. Genfer Autosalon kommt es erneut zum Showdown: Zeitgleich präsentieren Ferrari und Lamborghini ihre neuen Topmodelle - neben anderen Sportwagenneuheiten.

Die Legende geht so: Der Traktorproduzent und Sportwagen-Liebhaber Ferruccio Lamborghini war mit seinem Ferrari unzufrieden. Also unterbreitete er Enzo Ferrari Vorschläge für Verbesserungen. Doch der winkte ab: Lamborghini solle sich lieber weiter um seine Traktoren kümmern. Das ließ Lamborghini nicht auf sich sitzen und entwickelte eigene Sportwagen - diese Kampfansage hallt bis heute nach. Knapp 50 Jahre später liefern sich die italienischen Hersteller jetzt auf dem Genfer Autosalon (3. bis 13. März) ein Duell der PS-Giganten. Ferrari tritt mit dem neuen Flaggschiff FF an, Lamborghini mit dem Aventador LP 700-4.

Der Aventador soll im Sommer zu Preisen ab 303 450 Euro den Murciélago ablösen. Mit seinem 6,5 Liter großen und 515 kW/700 PS starken V12-Triebwerk ist er dem Ferrari um 40 PS überlegen. Dafür hat der FF aber die größere Klappe - und zwar am Heck: Mit seiner kombiähnlichen Sportback-Karosserie versucht der von einem neuen V12-Direkteinspritzer mit 6,3 Litern Hubraum angetriebene Bolide dem Lamborghini die Schau zu stehlen.

Nur zwei Türen, aber vier vollwertige Sitze und 450 bis 800 Liter Kofferraumvolumen sollen den Erben des Ferrari-Coupés 612 Scaglietti familientauglich machen. Ans Ziel gelangt man mit dem bis zu 335 km/h schnellen FF zügig - und zwar erstmals in der Firmengeschichte mit Allradantrieb. Der ist beim 1,14 Meter flachen Lamborghini Standard.

Dank seiner Karbon-Bauweise wiegt der Lamborghini, der in 2,9 Sekunden Tempo 100 und maximal 350 km/h erreicht, nur 1575 Kilogramm. Das wirkt sich positiv auf den Verbrauch aus: 17,2 Liter (CO2-Ausstoß: 398 g/km) gelten für einen Wagen dieses Kalibers als akzeptabel. Etwas schwerer fällt der Ferrari mit knapp 1,8 Tonnen aus. Mit einem Verbrauch von 15,4 Litern (CO2-Ausstoß: 360 g/km) steht er sogar besser da. Preise für den FF nannte Ferrari nicht.

Welcher der beiden Italiener als Sieger aus dem Duell hervorgeht, entscheidet am Ende die gut betuchte Kundschaft. In jedem Fall werden die beiden wichtigen Premieren das Sportwagengeschäft beleben, erwartet Nick Margetts vom Marktbeobachter Jato Dynamics: „Präsentieren Hersteller wie Ferrari oder Lamborghini neue Fahrzeuge, werden diese sofort gekauft. Eine Menge Kunden, die nicht über Geld nachdenken müssen, haben die Autos längst blind bestellt.“

Vom prognostizierten Aufwind im PS-Segment könnten auch andere Hersteller profitieren, die in Genf schnelle Fahrzeuge zeigen. Gumpert zum Beispiel: Die deutsche Manufaktur schlägt in eine ähnliche Kerbe wie Ferrari und präsentiert den Tornante - einen radikalen Zweisitzer mit großem Kofferraum und einem V8-Biturbo von Audi unter der Haube. Vom Jahr 2012 an ist eine jährliche Kleinserie von 30 bis 50 Stück geplant.

Stauraum sucht man beim Pagani Huayra vergebens. Nach mehr als zehn Jahren hat sich der italienische Kleinserienhersteller in Genf mit einem neuen Supersportwagen zurückgemeldet. Der rund 370 km/h schnelle Huayra wird im Mai den Zonda ablösen - und mit rund einer Million Euro gut ein Drittel günstiger sein. Über der Hinterachse des 1,17 Meter hohen Flügeltürers arbeitet ein 6,0 Liter großer Zwölfzylinder mit 515 kW/700 PS, der vom Mercedes-Tuner AMG stammt.

Mit zwei Zylindern weniger kommt der Spano des spanischen Unternehmens GTA Motors aus: Ein 8,3 Liter großer V10-Motor mit 603 kW/820 PS katapultiert das Auto aus der Parkposition in 2,9 Sekunden auf Tempo 100. Denselben Sprintwert gibt Koenigsegg für seinen nachgeschärften Agera an. Als R-Version für mindestens eine Million Euro leistet der Supersportwagen aus Schweden 820 kW/1115 PS.

Weniger wild, dafür aber elegant fährt der Aston Martin Virage vor. Aus einem 6,0-Liter-Zwölfzylinder schöpft die Modellneuheit aus England 365 kW/497 PS. Als Coupé und Cabrio soll der optisch am Supersportwagen One-77 angelehnte Zweisitzer „für rund 190 000 britische Pfund“ in den Handel kommen. Das wären knapp 223 000 Euro.