Showtime im Big Apple - Neuheiten der Automesse in New York

New York (dpa/tmn) - Die wirklichen Hingucker werden anderswo enthüllt. Doch weil der US-Markt wieder wichtiger wird, gibt es auch auf der New York International Auto Show etliche Neuheiten - und viele davon schaffen es auch nach Europa.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Nirgendwo in Amerika fühlt man sich mit dem Auto derart fehl am Platz wie in den überfüllten Straßen Manhattans. Und trotzdem gibt es jenseits des Atlantiks keine Automesse, die so gut besucht ist wie die New York International Auto Show (Publikumstage: 6. bis 15. April). Diesem Widerspruch tragen die Aussteller mit einer ganzen Reihe von Premieren Rechnung.

Neuheiten wie der Chevrolet Impala oder der Nissan Altima haben zwar auf den europäischen Markt keinen Einfluss, weil diese Familienautos nur in Amerika angeboten werden. Doch die allermeisten Premieren aus dem Javits-Center am Hudson River wird man bald auch bei den Händlern diesseits des Atlantiks finden.

Allem voran gilt das natürlich für die Neuheiten der deutschen Hersteller. So hat Mercedes gleich drei Premieren mitgebracht und auf der Messe den aufgefrischten GLK, den SL 65 AMG mit seinem 456 kW/621 PS starken Zwölfzylinder und die zweite Auflage des GL enthüllt: Mit seinen 5,12 Metern Länge sei „Mr. Big“ zwar so trutzig wie eine deutsche Burg, doch sei der neue GL auch agiler, stärker und sparsamer geworden, sagt Vertriebschef Joachim Schmidt den Messegästen. So verbrauche die „S-Klasse unter den Geländewagen“, die im November nach Deutschland kommt, nun bis zu 20 Prozent weniger Sprit als bisher.

Auch bei BMW gibt es etwas Neues: Der erstmals für den US-Markt eingeplante X1 steht auf der Messe mit einem aktualisierten Design. Die Änderungen sind allerdings so gering, dass man sich selbst im direkten Generationenvergleich an die Fehlersuchbilder aus der Fernsehzeitung erinnert fühlt.

Aus Asien ist es vor allem der neue Hyundai Santa Fe, der die europäischen Gäste in New York interessieren wird. Denn zumindest die kurze Version des deutlich kantigeren und kräftigeren Geländewagens kommt im Herbst auch nach Deutschland, kündigte ein Hyundai-Sprecher an.

Der Hingucker der Messe schlechthin ist aber ein Amerikaner. Nachdem Chrysler die Viper im Zuge der Krise eingestellt hatte, feiert der brachialste Sportwagen aus dem Land der Muscle-Cars jetzt sein Comeback. „Und die Schlange ist giftiger denn je“, sagt Ralph Gilles, der die für die Viper verantwortliche Sportabteilung SRT leitet: Mit Schützenhilfe von Ferrari entwickelt, bekommt die neue Viper einen optimierten V10-Motor, der aus 8,4 Litern Hubraum 640 PS schöpft und ein maximales Drehmoment von 820 Nm entwickelt.

Das dürfte nicht nur einen Sprintwert von rund drei Sekunden und Spitzengeschwindigkeiten weit über 300 km/h erlauben. „Die Viper hat damit das höchste Drehmoment, das ein Motor ohne Aufladung bislang erreicht hat“, fügt Gilles mit Nachdruck hinzu. Über den Verbrauch sagt der SRT-Leiter lieber nichts. Aber das interessiert in New York diesmal auch eher wenig. Denn Elektroautos und alternative Antriebe sind irgendwie so alltäglich geworden, dass sie auf der Messe keine großen Wellen schlagen.

Nur Henrik Fisker macht da eine Ausnahme. Der dänische Designer hat seine eigene Marke gegründet und mit dem Karma bereits bewiesen, dass Rasen auch ohne Reue klappen kann. Jetzt überträgt er den Elektroantrieb mit Range Extender aus der luxuriösen Sportlimousine für die oberen Zehntausend in ein Mittelklassemodell, das unter dem Namen Atlantic gegen 3er BMW und Audi A5 antreten soll. Zwar hat er im Vorfeld der Messe eine seriennahe Studie gezeigt. Doch Gerüchte, wonach der Atlantic in zwei Jahren zu Preisen um 50 000 Dollar (rund 37 900 Euro) in den Handel kommen soll, wurden weder dementiert noch bestätigt.

Mercedes GL, Viper, Hyundai Santa Fe oder BMW X1 - ob man diese Autos im Manhattan wirklich braucht, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Doch zumindest eine Neuheit aus dem Javits-Center passt zu New York wie die Freiheitsstatue oder das Empire State Building: das „Taxi of Tomorrow“ am Nissan-Stand. Denn schon ab nächstem Jahr wird der gelbe Lieferwagen Schritt für Schritt die über 16 000 Yellow Cabs in den Straßen ersetzen.