Stars und Gewinner: Das Autojahr im Rückspiegel
Limburg (dpa/tmn) - Die Krise vorbei, der Blick nach vorn gerichtet - so startete der Automarkt ins Jahr 2011. Die Stimmung hat gehalten, und die Stars haben ihre Erwartungen erfüllt. Doch mancher Trend setzte sich nicht durch.
Champagnerduft im Autohaus und die Bilanzen prall wie nie zuvor - selten war die Stimmung auf dem deutschen Automarkt besser als in den ersten Monaten dieses Jahres. „2011 war das Jahr der deutschen Autohersteller und vieler angenehmer Überraschungen“, sagt Nick Margetts von Marktbeobachter Jato Dynamics in Limburg. Während Italien, Spanien oder Großbritannien unter der Krise stöhnten, schwärmten Hersteller und Importeure in Deutschland über tolle Ergebnisse und beste Aussichten.
Beflügelt wurde die positive Entwicklung nicht nur von den Exporterfolgen, dem Boom der Oberklasse und einem allgemein günstigen Wirtschaftsklima. Vor allem mit vielen attraktiven Neuheiten haben die Hersteller die Kunden gelockt. Dabei galt die Aufmerksamkeit insbesondere den kleineren Autos. Allen voran waren es der VW Up mit seinen Brüdern Seat Mii und Skoda Citygo, die Kleinwagen interessanter gemacht haben. Zudem gab es einen neuen Ford Focus und eine neue Mercedes B-Klasse. Und VW brachte das neue Golf Cabrio und den neuen Beetle, während Porsche den 911 renovierte, Mercedes den SLS Roadster brachte und BMW den neuen 6er.
„Die großen Gewinner bleiben aber die kompakten Geländewagen“, sagt Prof. Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. Bereits jeder zehnte Neuwagen in Deutschland sei ein solches SUV, sagt der Automobilwirtschaftler. Als Aufsteiger des Jahres wertet er den Dacia Duster, der sich doppelt so häufig verkaufte wie im Premieren-Jahr 2010. Bei den Importeuren sind es vor allem die Koreaner, die auf sich aufmerksam gemacht haben. So rücken Hyundai und Kia weiter auf. Das gelte nicht nur für die Absatzzahlen, sondern auch für die Qualität der Produkte, sagen Branchenbeobachter wie Dudenhöffer und Margetts.
Während die meisten neuen Autos die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt haben, konnten sich manche Trends nicht durchsetzen. Die elektrische Revolution zum Beispiel, die viele mit den ersten frei verfügbaren Serienautos erwartet haben, sei 2011 ausgeblieben, sagt Stefan Bratzel.
Damit spielt der Professor von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch-Gladbach auf Fahrzeuge wie die baugleichen Drillinge Mitsubishi i-Miev, Citroën C-Zero und Peugeot I-On oder die Range-Extender-Limousinen Chevrolet Volt und Opel Ampera an: „Der Hype ist einer Ernüchterung gewichen, die im positiven Sinne aber auch eine realistischere Sicht auf das Thema ermöglicht.“ Viele Kunden mussten feststellen, dass die E-Mobile vor allem preislich nicht mit konventionellen Fahrzeugen konkurrieren können. Aber das E-Auto werde kommen, ist Bratzel überzeugt.
Schwer im Kommen ist laut Dudenhöffer der Leichtbau: Mit dem Gewicht sinken Verbrauch und CO2-Ausstoß gleichermaßen. Karbon für die Großserie wird es zwar mit Fahrzeugen wie dem BMW i3 erst in zwei Jahren geben. Aber bei Sportwagen wie dem neuen Lamborghini Aventador oder dem McLaren MP4-12C werden die Kohlefasern bereits eingesetzt. Und viele andere Hersteller sparen mit Aluminium oder Stahl. Der neue Porsche 911 zum Beispiel ist trotz größeren Formats 45 Kilogramm leichter. Bei Mazda verspricht die neue Skyactive-Technologie das Abspecken von bis zu 100 Kilo.
Der Markt wird sich zum Ende des Jahres nach Einschätzung der Analysten bei 3,1 Millionen Zulassungen einpendeln. Das wären gut 200 000 mehr als 2010. „Doch es ist gut möglich, dass künftig immer weniger Autofahrer ein Auto auch kaufen werden“, sagt Analyst Bratzel und beleuchtet damit einen weiteren Trend des Jahres 2011: Carsharing. „Nutzen statt besitzen“ heißt die Devise von Mobilitätskonzepten wie Car2Go von Daimler, Mu von Peugeot, DriveNow von BMW oder Quicar von VW. Was solche Konzepte bringen, weiß allerdings laut Bratzel noch niemand so genau: „Ob die Hersteller damit irgendwann Geld verdienen, oder ob Carsharing nur ein Marketinginstrument bleibt, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen.“