Cadillac CT6: Abschied vom Amischlitten
Berlin (dpa-infocom) - Cadillac schickt im September für 75 300 Euro aufwärts den CT6 ins Rennen. Dabei setzen sie auf eine fortschrittliche Alu-Karosserie und einen Gewichtsvorteil von mehreren Zentnern.
Die Amerikaner wollen so gegen Platzhirsche wie die Mercedes S-Klasse oder den BMW 7er ankämpfen.
In den Kurven deutlich kleiner
Obwohl der CT6 mit seinen 5,18 Metern auf einer Linie mit S-Klasse & Co liegt, wiegt er weniger als eine E-Klasse oder ein 5er. Zusammen mit der Hinterachslenkung und dem hecklastig ausgelegten Allradantrieb lässt das auf der Landstraße die gefühlte Größe deutlich schrumpfen: Der Luxusliner wirkt handlich, schneidet scharf durch die Kurven und stemmt sich dabei wacker gegen die Fliehkraft.
Mit der Breite der Straße kommt die Größe zurück
Aber kaum werden Straßen breiter und die Kurven weiter, zeigt der CT6 sein zweites Gesicht. Spätestens wenn man bei der Charakterregelung von „Sport“ zurück auf „Tour“ wechselt, lässt auch das Auto wieder etwas locker. Das Magnetic-Ride-Fahrwerk wechselt auf samtweich, die achtstufige Automatik arbeitet sanft und der Cadillac gleitet mit majestätischer Gelassenheit dahin. Dabei ist leider schon bei 240 km/h Schluss.
DerV6-Turbokann gelassen und giftig
Auf der Landstraße ein Fighter und auf der Autobahn ein Gleiter - dazu passt auch der vorerst einzige Motor, den Cadillac exportier. Hier setzen die Amerikaner auf ein neues V6-Triebwerk mit fast schon bescheidenen drei Litern Hubraum, dem jedoch zwei Turbos 307 kW/417 PS entlocken. Denn der Sechszylinder entwickelt bis zu 555 Nm und hängt so gierig am Gas, dass er den Luxusliner wie einen Sportwagen unter einem forschen Fauchen in 5,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt.
Beim Fahren voraus, beim Verbrauch hintendran
Beim Fahrverhalten macht der CT6 einen riesigen Sprung. Selbst wenn er noch immer nicht so dynamisch wirkt wie ein 7er und nicht ganz so souverän wie eine S-Klasse, lässt er zumindest die Konkurrenten aus der zweiten Reihe hinter sich. Wo er dagegen nur einen kleinen Schritt macht, ist beim Verbrauch von 9,6 Litern (CO2-Ausstoß 300 g/km). Obwohl schwerer und mit mehr Zylindern, brauchen ein S500 4Matic 8,7 und ein 750i Xdrive sogar nur 8,1 Liter.
Innovative Technik, attraktiv verpackt
So stolz die Amerikaner auf ihre neue Architektur sind, so gut haben sie diese verpackt. Der CT6 wirkt deshalb wie ein Blickfang in der Businessklasse und schindet mit seiner kantigen Karosse, dem üppigen Chromschmuck und den gleißenden Lichtspielen ordentlich Eindruck.
Auf den zweiten Blick nur zweite Reihe
Bei Ambiente und Ausstattung können die Amerikaner nicht ganz mithalten: Leder und Kunststoffe wirken weniger edel, die Bedienung ist etwas komplizierter und die vielen Assistenten vom Abstandstempomat bis zur Spurführungshilfe bieten nicht ganz so viel Autonomie wie bei S-Klasse & Co. Selbst wenn Cadillac einen Rückspiegel einbaut, auf dem das reale Bild mit dem einer Kamera verschmilzt und so das Blickfeld verdreifacht. Außerdem stößt die Raumökonomie an ihre Grenzen, wenn das Gepäckabteil des Riesen nur 433 Liter fasst.
Fazit: Attraktiver Außenseiter
Die Rolle des Außenseiters kann Cadillac bei uns auch mit dem neuen CT6 nicht abschütteln. Doch jetzt, wo zum coolen Design und dem attraktiven Preis auch noch ein fortschrittlicher Aufbau und ein forscher Antrieb kommen, reicht es zumindest zur attraktiven Alternative für all jene, die sich am noblen Einerlei aus Deutschland satt gesehen haben.
Datenblatt: CadillacCT6
Motor und Antrieb
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Wichtige Serienausstattung
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke