Cadillac CTS: Pink war gestern

Düsseldorf. Cadillac - ein Name, der in den Ohren von Freunden des Autos klingt wie Musik. Es muss ja nicht gleich die von Elvis Presley sein, gesungen in seinem Cadillac Eldorado Cabriolet in Pink mit den riesigen Heckflossen.

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Elvis ist tot, und Pink ist out. Die Zeiten haben sich geändert und mit ihnen die Cadillacs. Das aktuelle Modell — wie die Amerikaner sagen ein „Midsize Sedan“ — misst rund 2,50 Meter weniger als der Cadillac aus dem 60ern, der einem vor Augen steht, wenn man den Namen hört.

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Bei Cadillac hat sich Einiges bewegt. So wiegt der neue CTS fast 130 Kilogramm weniger als sein Vorgänger. Die Fahrwerksabstimmung nahm Cadillac auf der Nordschleife des Nürburgrings vor. Die hat daheim in den USA gut gefallen. Nun müssen dort auch alle CTS-Käufer mit diesem recht ordentlich straffen und dennoch sehr komfortablen Fahrwerk leben.

Der CTS reagiert auf Lenkeinschläge spontaner als alte Cadillacs. Die Lenkung vermittelt sogar so etwas wie eine Rückkopplung der Straße. Das Fahrwerk lässt ordentliche Querbeschleunigungen zu, bleibt dank der fast ausgeglichenen Achslast lange neutral und schiebt erst spät über die Vorderräder gen Kurvenäußeres. In Deutschland wird der CTS vorläufig nur mit einem Ottomotor angeboten. Ein Diesel soll später folgen.

Der Turbo-Vierzylinder mit zwei Litern Hubraum leistet aber immerhin 276 PS bei 5 500 Touren. Sein maximales Drehmoment von 400 Newtonmetern entwickelt er zwischen 3 000 und 4 500 Umdrehungen pro Minute. Zusammen mit dem Sechs-Gang-Automaten prescht dieser Cadillac ambitioniert in 6,6 Sekunden von null auf 100 km/h. Für den Durchschnittsverbrauch liegt ein Wert von 8,5 Litern auf 100 km an, was ihn nicht für die Bestenliste prädestiniert.

Der Cadillac CTS wuchs um 127 Millimeter. Mit längerem Radstand und niedrigerer Gesamthöhe wirkt er gestreckter und gefälliger als sein Vorgänger. Aber auf die typische Cadillac-Senkrechte der vergangenen Jahre hat auch das neue Cadillac-Design, als „Art & Science“ beschrieben, nicht verzichtet. Auch das leicht nach vor geneigte Gesicht zeigt unverkennbar den Cadillac.

Innen geht es deutlich edler zu. Leder, Holz und viele Chromapplikationen schaffen ein Ambiente, das keinen Zweifel zulassen will, dass dieser Cadillac das Luxus-Segment anreichern will.

Auch die Liste der Technologie an Bord ist umfangreich genug, um diesen Anspruch zu unterstreichen: LED, Head up-Display, ein großes, frei programmierbares Display für die Anzeigen im Blickfeld des Fahrers, Touch-Screen für die Navigation und viel Infotainment — bei Cadillac CUE für Cadillac User Experience genannt — und ein hohes Maß an Verbindungsmöglichkeiten zur Außenwelt bis hin zum iPhone, Abstandstempomat, Fahrspurassistent und auch ein Assistent fürs automatische Einparken. Alles da, aber nicht so selbstverständlich perfekt wie bei europäischen Premium-Marken, sondern eher noch aufgesetzt.

In der Summe gilt: Noch nie hat sich ein Cadillac so „europäisch“ auf der Straße benommen. Keiner sah bisher besser aus, keiner war leiser, keiner war besser ausgestattet, bot einen besseren Innenraum und eine sehr akzeptable Verarbeitung. Eine gute Chance, in Europa besser Fuß zu fassen und die Zahl von 138 im vergangenen Jahr in Deutschland verkaufte Cadillac zu übertreffen.