Fahrbericht Jaguar XF Sportbrake im Test: Ende gut, alles gut

Berlin (dpa-infocom) - Klappern gehört zum Handwerk. Weil dieses Sprichwort auch in England gilt und weil Jaguar mit dem Absatz der XF Limousine nicht wirklich zufrieden sein kann, klappern die Briten nun mit einem Kombi für ihre Business-Klasse.

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Obwohl er ursprünglich gar nicht geplant war, gibt es zum Stufenheck ab Oktober wieder einen Sportbrake. Als eleganter Lifestyle-Laster soll er sich zu Preisen ab 43 960 Euro nicht nur besser gegen Audi A6 Avant, BMW 5er Touring und Mercedes E-Klasse T-Modell behaupten. Er soll zugleich ein wenig Druck vom F-Pace nehmen, der als erstes SUV der Briten besser ankommt als sich Jaguar selbst erhofft hätte.

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2500 Euro für mehr Platz und mehr Prestige

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Für einen Aufpreis von 2500 Euro gegenüber der Limousine bietet der Sportbrake selbst bei einer unveränderten Länge von 4,96 Metern nicht nur deutlich mehr Platz als die Limousine, sondern sieht auch noch besser aus: Denn der Kombi trägt sein hohes Heck nicht wie einen Rucksack, sondern wirkt rank und schlank und wie aus einem Guss. Dafür haben die Designer bereitwillig ein paar Liter Laderaum geopfert und stattdessen erfolgreich um die schnelle Linie gekämpft.

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Wirklich eng geht es im Sportbrake deshalb trotzdem nicht zu: Immerhin bietet der Kofferraum schon bei aufrechter Rückbank 565 Liter Stauraum, und sobald man die Lehne an den kleinen Haken in den Seitenwänden nach vorne fallen lässt, wächst der Laderaum auf 1700 Liter. Mehr noch als mit seinem Format beeindruckt das Heck aber mit seiner Finesse. Denn auch innen haben die Engländer ein Balance zwischen Stil und Stauraum gefunden und nicht jeden Kubikzentimeter aus der Verkleidung geschält. So verliert man zwar noch ein paar Liter, schaut aber auch nicht in einen verwinkelten Kastenwagen, in dessen Ecken und Kanten sich überall der Dreck sammelt.

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Die Platzhirsche sind praktischer

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Im Vergleich mit den deutschen Platzhirschen tut sich der Jaguar dennoch schwer. Die haben vielleicht nicht so viel Stil und sind nicht alle so sportlich geschnitten. Aber sie sind im Schnitt geräumiger und im Detail praktischer.

Nicht umsonst bieten E-Klasse und Fünfer zum Beispiel eine Cargo-Stellung für die Rückbank, mit der man im Tausch gegen etwas Bequemlichkeit noch mal ein paar Liter Kofferraum gewinnt. Und während man bei Jaguar nach dem Gefrickel beim Ausbau von Gepäckrollo und Trennnetz nicht weiß wohin damit, gibt es bei BMW dafür ein passendes Fach unter dem Ladeboden.

Elektronisch auf der Höhe der Zeit

Aber so ganz von gestern ist der Lord zum Laden natürlich auch nicht. Im Gegenteil: Wenn es um Hightech geht, fährt der Jaguar sogar ein bisschen voraus: Die elektrisch ausfahrbare Anhängerkupplung zum Beispiel kann man deshalb auch vom Touchscreen im Cockpit aus bedienen.

Wer gerne draußen ist und dabei auch mal nass oder schmutzig wird, kann das Auto mit einem robusten Activity Band öffnen und schließen und den Schlüssel im Trockenen lassen. Und wo andere nur die Heckklappe mit einem Sensor steuern, bauen die Briten auch ein intelligentes Schiebedach ein: Ein Wink genügt, schon öffnet oder schließt sich das Rollo vor dem längsten Panoramadach am Markt.

Für die zweite Reihe erste Wahl

Dieses große Fenster zum Himmel ist ein Grund dafür, dass der Sportbrake nicht nur für Lademeister die bessere Wahl ist, sondern auch für Hinterbänkler. Schließlich sorgt es für eine lichtere Atmosphäre, und zusammen mit dem Hauch mehr Kopffreiheit und dem bequemeren Einstieg durch den größeren Türausschnitt geht es im Kombi einfach bequemer zu als in der Limousine.

In der ersten Reihe dagegen merkt man den Unterschied nur beim Blick in den Rückspiegel. Denn beim Fahren fühlen sich Sportbrake und Limousine absolut gleich an. Die paar Kilogramm mehr Gewicht spürt man nicht, die luftgefederte Hinterachse sorgt für die nötige Balance, und das Motorenprogramm ist identisch: Es gibt - auf Wunsch meist auch mit Allrad - vier Diesel mit 120 kW/163 PS bis 221 kW/300 PS und einen Benziner, der auf 184 kW/250 PS kommt. Für das sparsamste Modell stellen die Briten einen Normverbrauch von 4,5 Litern und einen CO2-Ausstoß von 118 g/km in Aussicht, für den schnellsten Sportbrake versprechen sie eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 5,5 Sekunden. Das Spitzentempo liegt zwischen 219 und 250 km/h.

Fazit: Es muss nicht immer ein SUV sein

Er war zwar gar nicht geplant, doch kommt der Sportbrake gerade recht. Denn in Zeiten, in denen alle süchtig nach einem SUV sind, gibt der Kombi die elegante Alternative. Er ist ähnlich praktisch, ist sportlicher, sparsamer und billiger und wird in der Flut der Geländewagen zum Ausweis eines individuellen Geschmacks. Selbst wenn er A6, 5er und E-Klasse kaum bedrängen kann, lohnt sich zumindest für F-Pace-Fahrer ein zweiter Blick. Denn es muss nicht immer ein SUV sein.

Datenblatt: Jaguar XF Sportbrake 25d AWD Prestige

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke