Range Rover Evoque: Für Boulevard und Buckelpiste

Berlin (dpa-infocom) - Einen neuen Land Rover gibt es nicht alle Tage. Eine neue Baureihe erst recht nicht. Doch sechs Jahre nach dem Range Rover Sport ist es jetzt soweit: In diesem Herbst bringen die Briten den Range Rover Evoque an den Start.

Deutlich kleiner als bislang, sparsamer, sportlicher und vor allem lange nicht mehr so verstaubt, soll der Evoque die Marke zu neuen Ufern führen und weitere Kunden gewinnen. Dabei hilft ihm schon der Preis. Den bürgerlichen Freelander gibt es zwar bereits ab 28 800 Euro. Doch mit einem Grundpreis von 33 100 ist der Evoque nur etwas mehr als halb so teuer wie sein großer Bruder Range Rover. Dafür ist er aber mit seinen 4,35 Metern auch 43 Zentimeter kürzer und bei 1,64 Metern 18 Zentimeter flacher als etwa der Range Rover Sport.

Alte Formen, neues Format

Dieser Familie folgt er beim Design nur in den Grundzügen: Die wie eine Muschelschale aufgesetzte Motorhaube und der vergitterte Kühlergrill belegen die Familienzugehörigkeit auf Anhieb. Aber die wie bei einem Sportwagen weit ausgestellten Kotflügel, die ansteigende Gürtellinie an der kräftigen Flanke und vor allem das weit hochgezogene Heck sind neu. Sie lassen den Evoque jung und frisch aussehen und machen ihn zum neuen Star auf dem Boulevard. Das gilt besonders für das in dieser Klasse einzigartige Coupé. Denn anders als Audi, BMW oder Mercedes war Land Rover so konsequent, bei der sportlichsten und schnittigsten Version kurzerhand die hinteren Türen wegzulassen und das Dach weitere drei Zentimeter abzusenken.

Auch wenn die Briten beim Design vor allem Prachtstraßen wie den Ku'damm, die Champs d'Elysees oder die Fifth Avenue im Sinn hatten, haben sie ihre Wurzeln nicht vergessen. Auch der Lifestyler ist ein echter Land Rover und sich für Schmutz und Schmodder nicht zu schade. Mit dem außer beim verbrauchsgünstigen Basismodell immer serienmäßigen Allradantrieb und der elektronischen Terrain Response Regelung macht er deshalb auch auf der Buckelpiste eine gute Figur: Ausgefahrene Feldwege, tiefere Bachläufe, feuchte Wiesen und zur Not auch ein paar Sahara-Dünen können den Evoque nicht stoppen.

Willkommen in der Zeitgeist-Lounge

Solche Abenteuer absolviert man im Evoque in einer modernen Atmosphäre: Aus dem zigarrenqualm-verhangenen Ambiente eines Londoner Herrenclubs mit Lack und Leder ist eine coole Zeitgeistlounge geworden, die mit frischen Formen und frechen Farben überrascht. Außerdem bietet sie vorne erstaunlich viel und hinten noch immer ausreichend Platz. Nur der Zustieg zum Fond fällt plötzlich etwas schwerer - vor allem beim Zweitürer. Der Neue gibt sich mit der erhabenen Sitzposition, der guten Übersicht und dem Gefühl der Unverwundbarkeitganz ganz wie der Alte. Nur beim Rangieren schimpft man über die hohe Brüstung an der Seite und die Schießscharte von Heckscheibe. Aber wofür gibt es schließlich eine Rückfahrkamera?

Der Evoque soll die Marke nicht nur entstauben, sondern ihren Flottenverbrauch drücken. Deshalb haben die Briten gegenüber dem Range Rover rund eine Tonne Gewicht gespart, beim Basismodell den Allradantrieb ausgebaut und sich auf Motoren mit vier Zylindern beschränkt. So kommt die Einstiegsvariante bei 110 kW/150 PS auf einen Verbrauch von 4,9 Litern und wird mit einem CO2-Ausstoß von 129 g/km zum Saubermann unter den SUV.

Fahrspaß mit starken Modellen

Zum Sparen mag dieser Motor taugen, Spaß machen aber vor allem der stärkere Diesel mit 140 kW/190 PS und erst recht der Benziner. Er hat nur zwei Liter Hubraum, kommt aber auf 177 kW/240 PS und geht mit bis zu 340 Nm zu Werke. Spontan im Antritt und drehfreudig beim Überholen reicht das für einen Sprintwert von 7,6 Sekunden und ein Spitzentempo von 217 km/h. Und zumindest auf dem Prüfstand hält sich der Expresszuschlag in Grenzen: 8,7 Liter und 199 g/km sind für ein Auto in dieser Gewichts- und Leistungsklasse kein schlechtes Ergebnis.

Die Fahrfreude wird geschürt von der direkten Lenkung und dem strammen Fahrwerk mit den adaptiven Dämpfern. Wer den Terrain-Response-Schalter in den „Dynamic“-Modus drückt, sieht deshalb nicht nur rote Anzeigen im schmucken Cockpit. Er fährt auch spürbar straffer durch die Kurven und hält sich näher an der Ideallinie.

Fazit: Am Anfang einer neuen Ära

Wenn Land Rover beim Evoque vom ersten SUV einer neuen Zeit spricht, nehmen die Briten den Mund vielleicht ein wenig voll. Doch zumindest für ihre eigene Marke beginnt mit dem jungen Wilden eine neue Ära. Der Evoque sieht gut aus, er fährt klasse und nimmt Kritikern mit seiner Spartechnik viel Wind aus den Segeln. So könnte er die Zukunft der ganzen Marke sichern. Wer es doch lieber klassisch und kantig mag, kann bald wieder einen neuen Defender kaufen.