Skoda Rapid: Preisbrecher an der Familienfront
Berlin (dpa-infocom) - Viel Auto für wenig Geld: Schon vor 15 Jahren hat dieses Rezept bei Skoda mit dem ersten Octavia funktioniert. Jetzt besinnt sich der Hersteller der alten Tugenden und kehrt am 20. Oktober mit dem Rapid als Preisbrecher zurück.
Mit dem Octavia setzte der tschechische Hersteller Skoda einst zum Höhenflug an - mit dem Nachteil, dass bei Modellen wie dem Superb kaum noch Luft zur Konzernmutter VW blieb. Auch preislich. Für kühle Rechner war daher jenseits der Kleinwagen nicht mehr viel zu holen. Das ändert sich jetzt: Ähnlich geschnitten und dimensioniert wie der erste Octavia, bietet die Familienlimousine Rapid mehr Platz als die meisten Autos in der Kompaktklasse und ist mit knapp 14 000 Euro zudem billiger als viele Kleinwagen.
Schnittig und geräumig wie ein Großer
Obwohl mit 4,50 Metern nur zwei Handbreit länger als etwa der VW Golf, ist der Rapid innen geräumig wie eine Mittelklasselimousine. Vorn sitzt man bequem, hinten haben auch Erwachsene noch genügend Kopf- und Kniefreiheit, und der Kofferraum fasst unglaubliche 550 Liter - selbst ein Audi A6 hat weniger Platz im Heck. Zwar muss man Kisten und Koffer über eine hohe Kante wuchten. Aber weil die Klappe bis weit ins Dach öffnet und man die Rückbank umlegen kann, kapituliert der Rapid auch nicht vor großen Kisten.
Meist sind Stufenhecklimousinen in dieser Klasse eher spießig, doch der Rapid sieht schnittig aus. Er ist mit der neuen Skoda-Designlinie gezeichnet, hat extrem scharfe Kanten, klare Flächen und ausgewogene Proportionen.
Bei den Details wird der Sparstift angesetzt
Auch innen wirkt der Wagen aufgeräumt und sauber verarbeitet. Wie Skoda den Rapid auf den Kampfpreis von 13 990 Euro gedrückt hat, merkt man erst auf den zweiten Blick: Dann erkennt man das viele schlichte Hartplastik im Cockpit, spürt die etwas dünneren Sitze, sieht die vergleichsweise offene Mechanik im Motorraum und entdeckt die üppigen Lücken in der Optionsliste. Tempomat, Navigation und Einparkhilfe kann man bestellen. Aber Finessen wie eine Spurführungshilfe oder eine Totwinkelkontrolle gibt es genauso wenig wie den Notbremsassistenten des kleinen Bruders Citigo.
Es gibt aber Ausstattungsdetails, mit denen Skoda das Marken-Motto Simply Clever untermauern möchte: Unter dem Fahrersitz schafft eine spezielle Ablage Platz für die unansehnliche Warnweste. In der Türverkleidung hat der Hersteller einen Mülleimer eingebaut. Und wer den Tankdeckel öffnet, hat immer einen Eiskratzer parat. Dass die Tschechen allerdings auch die Wendematte im Kofferraum als Innovation feiern, ist ein bisschen übertrieben.
Die Motoren sind alt aber bewährt
Dafür wird auch unter der Haube gespart. Dort baut Skoda zunächst die alten Motoren aus dem Konzernregal ein. Beim Einstiegstriebwerk verzichtet man sogar auf die sonst übliche Direkteinspritzung. Los geht es mit einem 55 kW/75 PS starken Dreizylinder mit 1,2 Litern Hubraum. Darüber rangieren zwei weitere 1,2-Liter mit 63 kW/86 PS oder 77 kW/105 PS und ein 1,4-Liter, der mit 90 kW/122 PS die Spitze markiert und 206 km/h erreicht. Außerdem gibt es zwei 1,6-Liter-Diesel mit 66 kW/90 PS oder 77 kW/105 PS, mit denen der Verbrauch im besten Fall auf 3,9 Liter sinkt. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 104 g/km.
Bei der ersten Ausfahrt mit dem 105-PS-Benziner macht der Rapid eine ordentliche Figur - wenngleich er nicht so schnell ist, wie es sein Name suggeriert. Bis Tempo 100 braucht der Vierzylinder 10,4 Sekunden, und bei 195 km/h ist es mit dem Elan auch schon wieder vorbei. Allerdings läuft der Direkteinspritzer ruhig, die Windgeräusche halten sich in Grenzen, und das Fahrwerk bügelt Unebenheiten der Fahrbahn glatt. Solange die Schlaglöcher nicht allzu groß sind, die Bodenwellen nicht zu tief werden und die Querfugen ordentlich verfüllt sind, macht sich der Rapid selbst als Reiselimousine nicht schlecht. Nur schartige Landstraßen in der tiefen Provinz sind nicht sein Fall. Da wird es für die Insassen dann schon ziemlich wackelig.
Fazit: Mehr Auto braucht man nicht
Skoda macht mit dem Rapid eindrucksvoll Schluss mit dem Wettrüsten in der Kompaktklasse, bei dem die Autos immer nobler und teurer werden. Innere Größe bei handlichen Abmessungen, eine funktionale Ausstattung ohne großes Brimborium, ein klares und schnörkelloses Design, durchschnittliche Fahrleistungen und dafür ein familienfreundlicher Preis - wer mit seinem Wagen nicht repräsentieren, sondern einfach nur fahren möchte, ist damit bestens bedient: Mehr Auto braucht man nicht.