...und zum Dritten, verkauft! - Reiz von Oldtimer-Auktionen

Monterey (dpa/tmn) - 38,1 Millionen Dollar für einen Ferrari und an einem guten Wochenende schnell mal über 400 Millionen Dollar Umsatz: Auto-Aktionen boomen. Aber Versteigerungen sind nicht nur für Luxus-Raritäten die richtige Plattform.

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Hochspannung im Zelt, von den über 1000 Anwesenden sagt keiner ein Wort. Nur Robert Brooks redet von der Bühne wie ein Wasserfall auf sie ein. Er ist der Zeremonien-Meister an diesem Sommerabend am Rande des berühmten Oldtimer-Concours von Pebble Beach auf der kalifornischen Halbinsel Monterey. Und als Chef des britischen Auktionshauses Bonhams versteigert Brooks gerade einen Ferrari 250 GTO von 1962. Als am Ende bei 38,1 Millionen Dollar der Hammer fällt, ist der rote Renner der teuerste Oldtimer aller Zeiten.

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„Die Oldtimerpreise gehen gerade durch die Decke“, sagt Dietrich Hatlapa, der in London den Marktindex Hagi erstellt und für die vergangenen fünf Jahre eine Verdopplung seines Kursbarometers meldet. Kaum ein Auktionswochenende vergeht ohne neue Rekorderlöse: Allein in Pebble Beach wurden dieses Jahr 1200 Autos für zusammen 400 Millionen Dollar verkauft, mehr als ein Dutzend zu einem siebenstelligen Preis. Und bei der Villa d'Este in Como, bei den Versteigerungen zum London-Brighton-Run Anfang November oder im Umfeld der Oldtimer-Messe Techno Classica in Essen sieht es ähnlich aus.

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„Der Grund dafür ist einfach“, sagt Alain Squindo vom kanadischen Auktionshaus RM: „Es gibt keine ehrlichere Handelsplattform als eine Versteigerung.“ Außerdem müsse man nicht erst lange Kleinanzeigen und Internetplattformen durchstöbern, könne Hunderte Autos auf einmal anschauen und bekomme in der Regel eine perfekte Dokumentation zur Historie und dem technischen Zustand eines Wagens.

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Auktionen sind nicht nur ein Spektakel für millionenschwere Sammler, sondern auch für Autofans mit schmalerem Budget, sagt James Knight aus der Bonhams-Zentrale in London. In den Katalogen finden sich neben ein paar Millionenstücken oft Dutzende, bisweilen sogar Hunderte Oldtimer in bürgerlicheren Preisklassen: „Bei vielen unserer Auktionen liegen 30 bis 40 Prozent der Fahrzeuge unter 50 000 Euro und 15 Prozent unter 20 000 Euro“, so Knight.

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Unter den halbwegs bezahlbaren Klassikern stehen Knights Einschätzung zufolge britische und italienische Sportwagen aus den 50er und 60er Jahren hoch im Kurs, etwa der MGB, Triumph TR, Alfa Romeo GT Junior und Lancia Fulvia. Dazu kämen 80er-Jahre-Ikonen wie der erste VW Golf GTI oder Mazda MX-5, der Datsun Z und Honda NSX. Letztere zeugten vom Generationswechsel in der PS-Szene: „Das sind die Autos, von denen der Sammlernachwuchs in der Kindheit geträumt hat.“

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Ob man nun sechs- oder siebenstellige Summen auf einen Ferrari oder Mercedes bietet oder einen fünfstellige auf einen alten Fiat oder Ford Mustang - „es gibt Regeln, die potenzielle Käufer beachten sollten“, sagt Auktionator Detlef Jentsch aus Gütersloh. Über Zustand und Fahrzeughistorie des Wunschautos sollten sie perfekt informiert sein. Und ganz wichtig: Vor der Auktion setzen sich Bieter am besten ein Limit, über das sie im Eifer des Gefechts nicht hinausgehen.

RM-Auktionator Squindo rät: „Lesen Sie immer gründlich das Kleingedruckte. Denn der Hammerpreis ist nie der Endpreis.“ Weil das Auktionshaus das sogenannte Aufgeld einfordert und oft noch Steuern und Gebühren fällig werden, kommen auf den Preis noch 10, aber auch mal 15 oder 20 Prozent drauf.

Zu knauserig sollte man aber auch nicht sein: „Je besser der Zustand und je höher der Wert, desto größer sind die Chancen auf einen mittel- oder langfristigen Wertzuwachs“, sagt Squindo. Die Kaufentscheidung dürfe andererseits keine reine Kopfsache sein, warnt Brooks: Wer ein Auto kaufe wie eine Aktie und allein nach der Rendite schaue, der könne nur verlieren - vor allem beim Spaß, den man mit dem richtigen Oldtimer haben kann.