Statistisches Bundesamt Unfallbilanz 2015: Alle 19 Minuten verunglückt ein Kind
Berlin. Diese Bilanz ist eine sehr traurige: Die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland ist 2015 zum zweiten Mal in Folge gestiegen. 3459 Menschen starben im Straßenverkehr, 82 mehr als 2014. Unter den tödlich Verunglückten waren 84 Kinder, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Berlin mitteilte.
Zur Unfallentwicklung die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wie fällt die Unfallbilanz insgesamt aus?
Schon 2014 war die Zahl der Verkehrstoten nach Jahren des Rückgangs um 1,1 Prozent auf 3377 gestiegen. Letztes Jahr dann der erneute Zuwachs auf 3459. Jeder zweite Tote war ein Pkw-Insasse, jeder fünfte ein Kradfahrer, jeder sechste ein Fußgänger und jeder neunte ein Radfahrer. Und jeder siebte war zwischen 18 und 24 Jahre alt. Blickt man zurück, ist die Gesamtzahl der Toten jedoch vergleichsweise niedrig: 1950 kamen bundesweit (inklusive der damaligen DDR) 7408 Menschen im Straßenverkehr ums Leben, 1970 sogar 21.332. Die Einführung von Helm- und Gurtpflicht, die Senkung der Promillegrenze und immer sicherere Autos sorgten für die Trendwende. Insgesamt registrierte die Polizei letztes Jahr 2,5 Millionen Unfälle, 4,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Zu Schaden kamen 396.891 Menschen.
Wo fährt es sich gefährlicher - in der Stadt oder auf dem Land?
Die meisten Unfälle mit Personenschaden gab es innerorts (68,6 Prozent). 24,8 Prozent ereigneten sich auf Landstraßen und 6,6 Prozent auf Autobahnen. Das Unfallrisiko ist also in den Städten am höchsten. Allerdings: 57,7 Prozent aller Verkehrstoten kamen bei Unfällen auf der Landstraße ums Leben. Die meisten von ihnen waren Pkw-Insassen. Grund dafür sind die höheren Geschwindigkeiten, die dort gefahren werden, aber auch Risikofaktoren wie schlechte Überholmöglichkeiten. 90 Prozent alle verletzten Radfahrer und Fußgänger verunglückten hingegen in den Städten.
Was sind die häufigsten Unfallursachen?
Hauptunfallursachen waren Fehler beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren. Gefolgt von der Missachtung der Vorfahrt, einem zu geringen Abstand und nicht angepasster Geschwindigkeit. Letzteres hatte die schlimmsten Unfallfolgen: Insgesamt kamen 1192 Menschen bei Geschwindigkeitsunfällen ums Leben. Zwar wurden bei Alkoholunfällen 256 Menschen getötet, bei den Ursachen rangiert die Trunkenheit am Steuer aber "nur" auf dem achten Platz.
Inwieweit sind Kinder betroffen gewesen?
Insgesamt kamen auf deutschen Straßen letztes Jahr 28.235 Kinder zu Schaden, alle 19 Minuten eins. 56,1 Prozent der verunglückten Kinder unter 15 Jahren waren Jungen, 43,9 Prozent Mädchen.
Wie steht es um die Generation 65plus?
Immer mehr ältere Menschen nehmen am Straßenverkehr teil, was an der demografischen Entwicklung liegt. Die spiegelt sich auch bei Unfallzahlen wider. 2015 verunglückten 48.600 Menschen im Alter ab 65 Jahren, 1024 kamen ums Leben. Außerdem: Autofahrer ab 75 Jahre waren meist Schuld an den Unfällen, die sie verursachten.
Gibt es regionale Unterschiede in der Unfallbilanz?
Ja. Das Risiko, im Straßenverkehr zu verunglücken, lag je 100.000 Einwohner besonders hoch in Bremen, Schleswig-Holstein und Hamburg. Nordrhein-Westfalen und das Saarland verzeichneten die wenigsten Toten je eine Million Einwohner, überdurchschnittlich viele gab es hingegen in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern und vor allem in Brandenburg.
Welche Gesamtzahlen weisen die Länder auf?
In Nordrhein-Westfalen verunglückten 76.782 Menschen (522 Tote), in Bayern 71.775 (614 Tote), in Baden-Württemberg 48.618 (483 Tote) und in Niedersachsen 43.399 (457 Tote). In Hessen waren es 28.348 Verkehrsteilnehmer (242 Tote), in Rheinland-Pfalz 19.291 (194 Tote), in Brandenburg 11.004 (179 Tote) und im Saarland 5236 (31 Tote).