Unheil von oben: Parken unter Bäumen kann teuer werden
München (dpa/tmn) - Ein schattiger Parkplatz unter Bäumen ist an heißen Tagen ein Glücksgriff. Zumindest auf den ersten Blick. Ärgerlich wird es, wenn der Wagen bei der Rückkehr von einer klebrigen Schicht überzogen ist.
„Hierbei handelt es sich um Blattlaussekret, auch als Honigtau bekannt“, sagt Carsten Graf vom Technikzentrum des ADAC. Der Lack wird vom Honigtau in der Regel nicht angegriffen. Deshalb genügt eine Autowäsche, um den klebrigen Film zu entfernen. Spuren bleiben nicht zurück.
Anders ist es bei Baumharz. Der Naturstoff ist laut Graf chemisch gesehen vergleichbar mit Autolack. Bei hohen Temperaturen können Lack und Harz sich regelrecht miteinander verbinden, was die obere Schutzschicht beschädigt. Harzflecken sollten daher sofort entfernt werden. Dafür gibt es spezielle Feuchttücher, die unschädliche Lösemittel enthalten. „Auch feuchte Einweg-Brillenputztücher eignen sich ersatzweise gut“, so der ADAC-Experte.
Mindestens genauso aggressiv kann Vogelkot für die Autohaut sein. Die Exkremente enthalten unter anderem den Stoff Ferment Pankreatin, der bleibende Schäden hinterlassen kann, vor allem, wenn ein Fleck über mehrere Tage nicht entfernt wird und die Sonne stark scheint.
Der Lackexperte Volkmar Stenzel vom Fraunhofer Institut für Fertigungstechnik und angewandte Materialforschung (IFAM) weist darauf hin, dass moderne Lacke intensiv getestet werden. „Die Lackhersteller verwenden hierfür spezielle Gradientenöfen, in denen die Lacke hohen Temperaturen auch in Verbindung mit Harzen, Teer oder Pankreatin ausgesetzt werden.“ Auszuschließen sei aber nicht, dass die Schutzschicht am Auto Schaden nimmt.
Bei der Reinigung des Lacks können Autofahrer viel falsch machen. Erlebt hat Fraunhofer-Forscher Stenzel schon viel - „von Verdünnern bis zum Topfkratzer“. Autofahrer sollten grundsätzlich keine scharfen Reinigungsmittel verwenden, weil diese dem Lack schaden können. Bei der Scheibenreinigung sollte außerdem kein Geschirrspülmittel eingesetzt werden. “Das fördert die Tröpfchenbildung und ist hydrophobierend“, erläutert Carsten Graf vom ADAC. Das Wasser perlt später während der Fahrt ab, anstatt die Scheibe zu benetzen. Das kann die Sicht beeinträchtigen, wenn die Wischblätter arbeiten.
Wer unter dem Baum parkt, muss teilweise mit Schlimmerem als nur mit Vogelkot oder Baumharz rechnen. Äste können abbrechen und das gesamte Auto beschädigen. Autofahrer bleiben meist auf den Kosten sitzen, sofern der Baum gepflegt wird und der Besitzer seinen Verkehrssicherungspflichten nachkommt. „Die bestehen in der Regel darin, dass zweimal im Jahr eine Sichtkontrolle durchgeführt und Maßnahmen zum Schutz gegen Astbruch und Ähnliches durchgeführt werden“, erläutert Rechtsanwältin Daniela Mielchen. Wenn jedoch ein Ast herunterfällt, werde dies oft als „naturgebundenes Ereignis“ bewertet.
Auch Schäden durch Nüsse oder Kastanien stufen Gerichte meist als „Gefahren aus den Gegebenheiten der Natur“ ein. Ausdrücklich warnen müssen Baumbesitzer nur, wenn eine akute Gefährdung besteht, beispielsweise nach einem Sturm durch angebrochene Äste.
Letztlich bleibt Autobesitzern meist nur der Gang zur eigenen Versicherung. „Besteht eine Kfz-Vollkaskoversicherung, in welcher die Leistungen einer Kfz-Teilkasko-Versicherung enthalten sind, kann der Geschädigte diese auch für Schäden heranziehen, die durch einen natürlichen, unvorhersehbaren Astbruch oder Fallobst entstanden sind“, erläutert Mielchen. Die reine Kfz-Teilkasko deckt hingegen nur Elementarschäden ab - hervorgerufen etwa durch Hagel oder Stürme ab Windstärke acht.
Grundsätzlich lassen sich kleinere Lackschäden in der Werkstatt beseitigen. Dabei werden Dellen ausgebeult, ohne dass Fahrzeugteile ausgebaut werden müssen. Ersparen können sich Autofahrer den Besuch in der Werkstatt oder eine aufwendige Reinigung aber von vornherein: Wenn sie bei der Parkplatzsuche Geduld haben und auf das bequeme Plätzchen unter dem Baum verzichten.