Wintercheck fürs Auto - Nicht immer muss die Werkstatt ran
Berlin (dpa/tmn) - Vor dem Winter stellen sich Autofahrern die Fragen: Wie bereite ich das Auto auf die Kälte vor? Muss ich in eine Werkstatt? Drei Experten des Automobilclubs von Deutschland, des Deutschen Verkehrssicherheitsrats und des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe geben Tipps:
Warum muss ich die Batterie und die Elektrik überprüfen lassen?
Durch die Kälte wird der Stromfluss in der Batterie vermindert, der Widerstand nimmt zu. Gleichzeitig wird das Motoröl zäher. „Der Starter muss dann eine größere Trägheit des Motors überwinden“, sagt Herbert Engelmohr vom Automobilclub von Deutschland AvD. „Das schafft er nur, wenn die Batterie genügend Strom zur Verfügung stellen kann.“ Vor dem Winter sollte daher eine Werkstatt die Säuredichte und den Flüssigkeitsstand der Batterie überprüfen. Und auch den Ladestrom, den die Lichtmaschine liefert. Der Wagenbesitzer kann selbst überprüfen, ob die Masseverbindungen zu Anlasser, Beleuchtung und Motormanagement guten Kontakt haben.
Welche Profiltiefe sollten Winterreifen haben?
Bei Winterreifen hält der AvD ein Profil von mindestens vier Millimetern Tiefe für erforderlich. Nach seiner Auffassung ist die in Deutschland gesetzlich vorgegebene Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern auf der gesamten Lauffläche für den sicheren Betrieb eines Reifens nicht ausreichend.
Was ist noch bei der Bereifung zu beachten?
Wer noch Winterreifen aus dem vergangenen Jahr besitzt, sollte vor dem Radwechsel überprüfen, ob sie die Lagerung gut überstanden haben. Eine Sichtung des Gummis auf mögliche Risse oder Brüchigkeit und des Profilbelags hinsichtlich seiner Tiefe reichen dazu aus. Reifen mit eingebauter Verschleißanzeige namens „Tread Wear Indicator“ (TWI), erkennt man an dem Aufdruck TWI auf der Reifenflanke, erklärt Engelmohr. Dort befinden sich quer zur Laufrichtung im Profil kleine Stege. Stehen diese auf einer Ebene mit dem abgefahrenen Reifenprofil, ist ein Reifenwechsel fällig.
Wie muss ich die Beleuchtung einstellen?
„Viele moderne Autos haben eine Courtesy- oder Coming-home-Funktion, die das Licht einschalten, sobald man den Wagen zu- oder aufschließt“, so der AvD-Experte. „Die Betriebsanleitung enthält eine Anweisung, wie man diese Funktion bei strengem Frost abschalten kann, so dass beim Kaltstart dafür nicht unnötig Strom verbraucht wird.“ Beim Tagfahrlicht brennen bei den meisten Autos keine Heckleuchten. Daher sollte bei schlechtem Wetter und Dämmerung das Licht eingeschaltet werden.
Wie schützt man den Lack vor Korrosion durch Salz?
„Da hilft nur eins“, meint Arne Joswig, Vorstand im Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK): „Der graue Schleier aus Salz muss weg. Sonst frisst sich der Mix aus Dreck, Salz, Lauge und Rollsplitt ruckzuck in die Autohaut.“ Das Auto sollte daher möglichst wöchentlich durch die Waschanlage rollen. Dabei ist zu beachten, dass vor der Normalwäsche der Schnee und grober Schmutz zunächst mit einem Handfeger und dann mit dem Hochdruckreiniger entfernt werden sollte. „Einmal im Monat vertragen Autos im Winter eine Wellnesskur mit Heißwachs und Unterbodenpflege“, sagt Joswig.
Kann man den Kühler-Frostschutz selbst auffüllen?
Da Frostschutz Sondermüll ist und entsprechend entsorgt werden muss, gehört die Wartung in die Hände der Profis im Kfz-Meisterbetrieb. Wichtig ist Joswig zufolge, das vom Fahrzeughersteller vorgeschriebene Kühlmittel einzufüllen. „Falscher Frostschutz kann die winzigen Kühlkanäle verstopfen und Dichtungen sowie Schläuche angreifen.“ Der Behälter sollte auf keinen Fall geöffnet werden, solange er unter Druck steht und sich der Motor noch nicht abgekühlt hat.
Welche Viskosität sollte das Motoröl haben?
„Zu empfehlen sind moderne Leichtlauföle mit niedriger Viskosität, die sehr hohe und sehr niedrige Temperaturbereiche abdecken“, sagt Joswig. Sie hätten aufgrund ihrer niedrigeren Viskosität bereits nach dem Kaltstart sowie bei kurzen Strecken eine gute Schmierleistung. „Das deutlich verbesserte Fließverhalten gegenüber Mineralölen ermöglicht eine schnellere Durchölung und einen geringeren Reibverlust im Motor“, erläutert er.
Was kann ich selbst überprüfen und vorbereiten?
„Der Frostschutz im Kühler sollte bis zu einer Temperatur von minus 30 Grad gewährleistet sein“, sagt Carla Bormann vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DRV). Testen lasse sich das mit einem zum Beispiel im Baumarkt erhältlichen Frostschutzprüfer. Die Türdichtungen gegen Frost zu wappnen, ist eine weitere Aufgabe, die der Fahrzeugbesitzer selbst bewältigen kann: „Mit Glyzerin, Silikon oder Hirschtalg kann verhindert werden, dass das Gummi am Blech anfriert.“
Wie halte ich die Scheiben am besten vom Eis frei?
Das Scheibenwischwasser sollte einen ausreichenden Anteil an Frostschutz enthalten. Bereits vorgefertigte Mischungen garantieren beispielsweise den Frostschutz bis zu minus 20 Grad. „Thermoplanen sind eine weitere Möglichkeit, die Scheiben eines Pkw vor Eisbildung zu schützen.“ Sollte es dennoch zu einer besonders dicken Eisschicht gekommen sein, können professionelle Enteisungsmittel helfen: aufsprühen, kurz einwirken lassen und dann kratzen. Dabei dürfen Rückspiegel, Scheinwerfer und Kennzeichen nicht vergessen werden.