Wülfrath Bin ich in Wülfrath oder Schilda?
Beitrag eines immer häufiger entsetzten Kommunalpolitikers.
Viele Jahre teilte die Verwaltung der Politik mit, dass das VHS Gebäude in der Wilhelmstraße in einem so schlechten Zustand sei und so viel Unterhaltskosten verschlinge, dass es „abgängig“ sei. Viele Jahre wurde nach einem neuen Domizil für die VHS gesucht – stadtnahe, barrierefrei, größenmäßig angemessen. Endlich wurde mit der EDB ein Vermietungspartner gefunden, so dass die VHS in eins der besten sanierten Gebäude der Stadt, nämlich in die ehemalige Hauptschule, einziehen konnte. Um der Stadt und ihren Bürgern einen Gefallen zu tun, überließ die EDB sogar noch einen Raum mehr der VHS, als sie eigentlich abgeben wollten. Danke.
Als dann endlich das „abgängige“ Gebäude Wilhelmstraße 189 verkauft werden sollte, meldete sich plötzlich das Bau- und Planungsamt und schlug vor, das Haus zu sanieren, denn man bekäme ja tolle Zuschüsse. Bei geplanten Umbaukosten von lediglich 2,5 Millionen Euro (Baukostenplanung 2017!) müsste Wülfrath „nur“ etwa 800 000 Euro aufwenden, um das Gebäude weiter zu nutzen… ja nutzen… wofür eigentlich? Tolle Ideen wurden entwickelt: Medienwelt, Museum, Großtagespflege… und alles wurde verworfen. Dann der zündende Einfall: Die VHS zieht dort ein! Leider viel zu groß. Ja, dann kann man ja den Wülfrather Vereinen die Räume kostenfrei zu Verfügung stellen. Aber kam nicht noch vor nicht allzu langer Zeit der Auftrag aus der Kämmerei, dass die Benutzer aller städtischen Räume Miete zu zahlen hätten? Hier alles kein Problem. Dem Rat wird vorgerechnet, dass die Sanierung mehr Geld in das Stadtsäckel bringt als der Verkauf der Immobilie, dies selbst, wenn keine Miete erzielt oder anderweitig eingespart wird.
Zauber, Zauber? Wundersame Geldvermehrung? Nein, ein kleiner Rechentrick. Wir teilen die Aufwendungen durch die Jahre der Abschreibung, 57 und die Zuschüsse jedoch nur durch deren Bindungsjahre (20 Jahre) und schon verbuchen wir die allerschönsten Gewinne. Der Haken: Wenn dies richtig wäre, wäre es gescheit, nicht 2,5 Millionen Euro zu verbauen, sondern zehn Millionen Euro oder noch mehr. Die Gewinne stiegen rechnerisch ins Unermessliche… Dass eine teure Sanierung von baufälligen Immobilien den städtischen Haushalt rettet, das glaubt wohl wirklich keiner.
Halt! Sicher sollen und wollen Rat und Verwaltung Vereine unterstützen, die einen Raumbedarf haben! Im Rathaus stehen schon lange Räume leer…
Aber die magische Immobilie zaubert noch weiter. Obwohl das Planungsamt ständig Überlastung anzeigt und entsprechend mehr Personal fordert, weil zur Zeit baulich in Wülfrath gar nichts läuft, macht nach Auskunft des Dezernatsleiters die Planung zur „Zuschussbeantragung und Umsetzung“ dieses Projektes gar keine Arbeit – im wahrsten Sinne „wunderbar“. Ohne Arbeit werden Unsummen von Geld verdient. Warum kauft der Kämmerer dann nicht alle sanierungsbedürftigen Immobilien der Stadt und saniert damit nicht nur Wülfrather Bausubstanz, sondern den ganzen Haushalt?
Und an die EDB, unseren wichtigen Partner für Wülfrath, hat dabei im Übrigen noch keiner gedacht… Apropos ehemalige Hauptschule: Um den Irrsinn auf die Spitze zu treiben, haben die Grünen den grandiosen Vorschlag gemacht, nach dem Rückzug der VHS in die Wilhelmstraße, also in ein sanierungsbedürftiges Gebäude, zu gegebener Zeit das voll durchsanierte ehemalige Hauptschulgebäude abzureißen und dort Wohnbau zu ermöglichen. Das nenne ich mal echte Ressourcenschonung.
Bin ich eigentlich in Wülfrath oder in Schilda?