„Am Ende sind es die Titel, die zählen, das ist nun einmal so“, sagte Berlins Geschäftsführer Marco Baldi. „Das macht ALBA aus.“ Noch am Mittwoch hatten sie in der Hauptstadt nach der erschreckenden Vorstellung bei der Bundesliga-Niederlage gegen Würzburg fast den Notstand ausgerufen. Vier Tage später sicherte sich das Team von Trainer Sasa Obradovic beim und gegen den Erzrivalen Bayern München den neunten Pokal-Titel der Vereinsgeschichte.
„Dass wir den Pokal ausgerechnet in der Höhle des Löwen holen, macht ihn schon besonders“, sagte Baldi. „Wir sind als Underdog nach München gekommen, niemand hat nach dem Würzburg-Spiel auf uns gesetzt“, sagte Obradovic voller stolz.
Bei der Siegerehrung verneigte sich der Serbe vor den mitgereisten Berliner Fans und formte mit der Hand ein Herz. Auch für Obradovic, nach bereits sieben Niederlagen in der Liga nicht völlig unumstritten, war der Pokalsieg eine Genugtuung. „Das ist ein großartiger Zwischenschritt“, sagte Obradovic. „Wir dürfen nicht vergessen, zu feiern“, sagte der ALBA-Coach, fügte aber gleich hinzu. „Aber nicht zu sehr.“
Schließlich war das Pokal-Finale nur der Aufgalopp in die Bayern-ALBA-Festspiele. Mittwoch-Sonntag-Dienstag - so lautet der weitere Rhythmus im Duell der beiden großen Rivalen. „Das ist wie eine Playoff-Serie“, sagte Obradovic. Mittwoch steht in Berlin das Achtelfinal-Hinspiel im Eurocup an, am Sonntag geht es in der Liga um wichtige Punkte im Playoff-Rennen, ehe am Dienstag das Rückspiel im Eurocup ansteht.
Vor allem für die Münchner haben die kommenden Tage eine große Bedeutung. Bei den Bayern war man spätestens nach dem Halbfinalsieg gegen den deutschen Meister Brose Baskets Bamberg fest davon ausgegangen, das „Finale dahoam“ und damit den ersten Pokaltitel seit 1968 zu gewinnen. Eine Niederlage gegen ALBA hatte niemand im ausverkauften Audi Dome auf der Rechnung.
Doch nun nimmt der Druck auf das Starensemble von der Isar wieder zu. Mit dem Ausscheiden in der Euroleague-Vorrunde wurde das erste Saisonziel bereits frühzeitig verpasst. Nun ist auch der angepeilte Pokal futsch, obwohl in die Austragung des Top-Four-Turniers viel Energie und Geld gesteckt wurde. Bleiben die Meisterschaft und der Eurocup.
„Wir müssen das Spiel erst einmal verarbeiten“, sagte Bayern-Coach Svetislav Pesic. Seine Spieler verließen frustriert und wortlos die Arena, werden am Mittwoch aber heiß auf die Revanche sein. Bei ALBA wissen sie, was auf sie zukommt, weshalb sie aus dem Finale nicht zu viel ableiten wollten. „Das hat mit den weiteren Spielern überhaupt nichts zu tun“, sagte Baldi und fügte mit einer kleinen Spitze auf die Bayern hinzu. „Heute war wichtig, denn heute ging es um einen Titel.“