Die Biene – ein Wunderwerk der Natur

Agnès Debroye vom Imkerverein Solingen erklärt die verschiedenen Organe der Honigbiene und deren Funktionen.

Foto: grafik

„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr.“ Niemand Geringeres als Albert Einstein brachte einst auf den Punkt, welche immense Bedeutung die Biene für den Menschen und unser gesamtes Ökosystem besitzt. Doch wie genau funktioniert eigentlich das kleine Wunderwerk der Natur? Mit Unterstützung von Agnès Debroye, Vorsitzende des Imkervereins Solingen, stellen wir die wichtigsten Körperteile des Tausendsassas unter den Insekten vor.

Flügel: Bienen besitzen zwei Flügelpaare, bestehend aus zwei großen Vorderflügeln und zwei weiteren dahinter, mit denen sie sich in der Luft fortbewegen. Zum Fliegen haken die Bienen Vorder- und Hinterflügel ein und bilden so eine größere Flügeloberfläche. Spannt die Biene die Muskeln im Thorax an, werden die Panzerplatten heruntergedrückt und die Flügel gehoben. Vom „Bienenfleiß“ spricht man übrigens nicht umsonst, erklärt Debroye: „Für ein Glas Honig sind 50 000 Flüge notwendig. Die Flügel werden auch für das Fächeln im Stock gebraucht, um Feuchtigkeit und Wärme zu regulieren.“

Thorax: Am Brustkorb (Thorax) der Biene befinden sich zahlreiche Muskeln. Entkoppelt die Biene ihre Flügel, kann sie durch Vibration der Flugmuskeln Wärme erzeugen. Diese ist besonders in der kalten Jahreszeit wichtig, um eine konstante Stockwärme von 35 Grad beizubehalten.

Facettenaugen: Dieses faszinierende Organ besteht eigentlich aus vielen winzigen Augen, von denen jedes einen kleinen Teil der wahrgenommenen Umgebung abspeichert und ans Gehirn sendet. So entsteht für die Biene ein gesamtes Bild ihrer Umwelt, so dass sie sich selbst mehrere Kilometer vom Stock entfernt bestens orientieren kann.

Antenne: Diese erfüllt eine Doppelfunktion, denn sie ist eigentlich Nase und Zunge zugleich. Damit nimmt die Biene Gerüche und Geschmacksrichtungen wahr. Mit den Fühlern kann sie darüber hinaus auch mit anderen Bienen kommunizieren und durch Tasthaare Gegenstände erkennen.

Mundwerkzeug: Die Biene nimmt ihre Nahrung durch den Rüssel auf. Auch das Sammeln von Nektar und Honigtau geschieht über die Zunge. Beides wird in den Honigmagen befördert, um später im Stock zu Honig verarbeitet zu werden. Aber auch die Mandibeln, die eigentlichen Mundwerkzeuge, erfüllen eine wichtige Funktion: Sie ermöglichen das Kneten der Wachsplättchen, um neue Waben zu bauen.

Mittel- und Vorderbein: Wie alle Insekten besitzen Bienen drei Beinpaare. Hauptsächlich werden sie zum Laufen und Klettern benutzt, doch spielen die Mittel- und Vorderbeine auch für die Selbstreinigung der Biene eine wichtige Rolle. Sie putzt sich damit öfter und entfernt etwa Pollenkörnchen und Fremdkörper an sich.

Hinterbein: Mit dem Hinterbein geht die Biene ihrer eigentlichen Königsdisziplin nach: Pollen zu sammeln. Die dichten Haarborsten bürsten die am Körper hängengebliebenen Pollenkörnchen. Daraus bildet die Biene sogenannte Päckchen, die sie zum Stock liegt. Agnès Debroye: „Im Imkerjargon nennt man das ,Höseln’.“

Pollenkörbchen: Je eine flache Vertiefung an den beiden Hinterbeinen ermöglicht den Bienen die Aufnahme und den Transport des gesamten Pollens. Vermengt mit Nektar ist Pollen die Hauptnahrung der Bienenbrut im Stock und sollte daher unbelastet und vielseitig sein.

Hinterleib: Der leicht behaarte Hinterleib schützt wichtige Organe der Biene wie etwa Herz, Magen, Darm, Niere, Tracheen und Honigblase. Er ist elastisch und äußerst beweglich. Dort findet auch die Produktion der Wachsplättchen statt, die Baubienen zum Bau der Zellen benötigen.