Die Deutschen und ihr schwieriger Umgang mit Israel
Der andere Buchladen lädt am 16. Januar zur Diskussion mit Wolf Iro, der das Goethe-Institut in Tel Aviv leitete.
„Das wird ja man wohl noch sagen dürfen“ – von diesem Spruch zum Verharmlosen des Holocausts oder zum Antisemitismus sei es nicht mehr weit, findet Wolfgang Behl von „Der andere Buchladen“, der am 16. Januar zur nächsten Veranstaltung lädt. Dann ist um 19.30 Uhr der frühere Leiter des Goethe-Instituts in Tel Aviv, Wolf Iro, zu Gast im Glasfoyer des Theaters Krefeld. Von „wehret den Anfängen“ in Bezug auf rechte Tendenzen könne schon lange keine Rede mehr sein, meint Wolfgang Behl, der seit 1980 schon im genannten Buchladen arbeitet.
Hunderte Krefelder sind im Oktober gegen Antisemitismus auf die Straße gegangen. Einer der Knackpunkte im Verhältnis zu „unseren jüdischen Mitbürgern“ – auch für sich als Nicht-Antisemiten empfindende Mitbürger – sei das Verhältnis zu Israel. Nach einer kürzlich durchgeführten Erhebung hätten 70 Prozent der Israelis ein positives Deutschlandbild, sagt Behl. Umgekehrt gelte dies nicht: nur 35 Prozent der Deutschen assoziieren Israel positiv. Dieser Wert habe sich seit den 90er-Jahren kaum verändert. Um allen Interessierten Informationen und Diskussionsanregungen zu ermöglichen, hat „Der andere Buchladen“ Wolf Iro eingeladen.
Iro – als früherer Leiter des Goethe-Instituts in Tel Aviv Vertreter einer deutschen Einrichtung – sammelte Beobachtungen und schrieb das Buch „Nach Isreal kommen“: Ein Fußball-Fan in Tel Aviv ist erstaunt, dass alle Freunde beim EM-Spiel gegen Frankreich mit Deutschland fiebern. Der deutsche Außenminister nennt die heutige Freundschaft zwischen seinem Land und Israel ein „Wunder“. Warum falle es den Deutschen so schwer, sich mit Israel und im Umgang mit jüdischen Themen angemessen zu verhalten? Warum schwanken sie zwischen unangebrachter devoter Haltung und unangebrachter rigoroser Kritik, fragt Behl in einer Vorschau auf den Abend.
Als Deutscher nach Israel zu kommen, sei nichts Normales. Iro fragt, woher Missverständnisse und falsches Verhalten rühren, und plädiert – gerade angesichts des Antisemitismus’ – für mehr Empathie im Umgang mit Israel. Er fordert eine zwar kritische, aber immer geschichtsbewusste Auseinandersetzung mit dem Land und seinen Bewohnern.
Wolf Iro studierte Vergleichende Literaturwissenschaften in Cambridge und Slawistik in Oxford und Moskau. Seine Promotion legte er an der LMU München über den russisch-jüdischen Schriftsteller Isaak Babel ab. Seit 2004 hatte er eine Tätigkeit beim Goethe-Institut. Er arbeitete von 2009 bis Anfang 2014 als Leiter der regionalen Programmarbeit in Moskau.
Am 15. Januar ist im Kresch die Wiederaufnahme von Heiner Müllers Stück „Die Hamletmaschine“ in der Inszenierung der israelischen Regisseurin Nava Zuckermann zu sehen. Im Februar soll Eugen Ruge mit dem „Hotel Metropol“ kommen und im März sehr wahrscheinlich John von Düffel mit seinem „brennenden See.“