Neu in den Programmkinos Fulminanter Auftakt für das neue Kinojahr als Vorpremiere in Düsseldorf

Unser Kolumnist Philipp Koep beleuchtet aktuelle Filme in Düsseldorfer Programmkinos – unter anderem eine Nostalgie-Tour mit Willis, Norton, Baldwin und Dafoe

Bruce Willis als Frank Minna in einer Szene des Films „Motherless Brooklyn“.

Foto: dpa/Glen Wilson

Die Wütenden Mit dem Originaltitel „Les Misérables“ greift das Regiedebüt von Kameramann Ladj Ly Victor Hugos gleichnamigen Sozialroman aus dem Jahr 1862 auf. Und rund 200 Jahre nach dessen Handlung tun sich Parallelen auf. Schauplatz ist der Pariser Vorort Montfermeil, er war schon bei Zola, die Lebenswelt der „Elenden“. Der aus Mali stammende Ly ist hier aufgewachsen und kennt das triste Leben der Schwarzen in der Banlieu. So ist sein Film eine Art Update der Geschichte von der sozialen Stigmatisierung der Armen.

Stephane kommt neu zu einer Polizeieinheit, die sich um den sozialen Brennpunkt Montfermeil kümmert. Der Korpsgeist der rauhen Truppe schert sich nicht um Dienstvorschriften und mit den Gesetzen nehmen es die Gesetzeshüter in Rambomanier nicht so genau. Als sie bei einem ihrer ruppigen Einsätze von einer Drohne gefilmt werden, beginnt sich die Bevölkerung zu wehren. aus den Jägern werden nun Gejagte. Fulminantes Sozialdrama zum Auftakt des neuen Kinojahres.

Philipp Koep kommentiert für die WZ Filme.

Foto: Judith Michaelis

Vorpremiere im Atelier am Montag, 21 Uhr, (französisches Original mit Untertiteln)

Little Women Die Fallhöhe war hoch für die Indie-Regisseurin Greta Gerwig („Lady Bird“). Ausgerechnet an dem 150 Jahre alten Schwestern-Drama von Louisa May Alcott versucht sich die Filmemacherin, deren Themen bisher eher autobiographisch waren. Für die „kleinen Frauen“ bietet sie eine ganz Riege von Hollywood-Größen auf: Saoirse Ronan, Emma Watson, Laura Dern, Meryl Streep – und dann kommt da noch Florence Pugh und stiehlt den Granden die Schau.

Im kostümträchtigen Ambiente erzählt der Film die Geschichte der vier March-Schwestern, deren Streben nach Glück an den Grenzen der viktorianischen Rollenverteilung kratzt. Jo möchte Schriftstellerin werden, doch ihr Verleger will nur Geschichten, an deren Ende die Frauen verheiratet sind. Dies entspricht freilich überhaupt nicht ihrer Lebensvorstellung. Auch Amy strebt nach Selbstverwirklichung in der Kunst und will Malerin werden. Nur Megs Herz sehnt sich nach Liebe und Familie. Das Experiment ist gelungen, statt gefälliger Rüschen-Nostalgie mit ein wenig Proto-Feminismus gelingt Gerwig ein überaus lebendiges Porträt von selbstbewussten Frauen in einer wenig verständnisvollen Zeit.

Silvester-Premiere am Dienstag um 20 Uhr im Cinema

Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 1971 leistete Judith Kerr eine Pionierarbeit bei der Aufarbeitung des Holocaust. Mit ihrem autobiographischen Roman brachte die Tochter des verfolgten jüdischen Theaterkritikers Alfred Kerr das schwierige Thema ins Kinderzimmer. Seither gehört das Buch zur Standardlektüre auch in deutschen Schulen. Nun hat sich Caroline Link („Der Junge muss an die frische Luft“) an die Verfilmung der Geschichte der kleinen Anna gemacht, deren rosa Kaninchen von Hitler „gestohlen“ wurde. Als ihre Familie 1933 Deutschland fluchtartig verlassen muss, wird das geliebte Schmusetier übersehen. Auf dem weiteren Weg über Paris bis ins schließlich rettende London, vertraut Anna darauf, dass das Kaninchen schon irgendwie überleben wird.

Trotz gefälliger Bebilderung eine gelungene Adaptation des Klassikers, der durchaus aktuelle Bezüge zulässt.

Cinema, täglich 14.15, 16.45 und 19.15 Uhr, Dienstag geschlossen, Mittwoch nicht um 14.15 Uhr

Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao Vaterlügen und Tochterleid. Im kosmopolitischen Rio de Janeiro der 1940er Jahre wachsen Euridice und Guida auf, doch bald stoßen die Selbstbestimmungswünsche der jungen Frauen auf das patriarchalische Denken des Vaters. Als sich die lebenslustige Guida verliebt und mit ihrem Liebhaber nach Griechenland durchbrennt, trifft sie der väterliche Bannstrahl. Mehr noch, als sie nach einigen Monaten schwanger und ohne Mann zurückkehrt, erklärt er, er habe keine Tochter mehr und sie solle sich nie wieder blicken lassen. Gleichzeitig behauptet er, die geliebte Schwester Euridice sei nach Europa für ihre Pianistenausbildung gereist und auch sie wolle nichts mehr von ihr wissen. Euridice gegenüber erklärt er wiederum, Guida habe sich nie mehr gemeldet. Beide können nicht glauben, von der anderen „allein“ gelassen worden zu sein. Guida schlägt sich als alleinerziehende Mutter durch, Euridice muss den Spagat zwischen Mutterrolle und Musikkarriere meistern. Eines Tages fliegt das dünkelhafte Macho-Lügengebilde des Vaters auf...

Bambi, täglich 14 und 21 Uhr, Montag nur 14 Uhr, Dienstag geschlossen, Mittwoch nur 21 Uhr im portugiesischen Original mit Untertiteln

7500 Cockpit-Klaustrophobie. Filme über Flugzeug-Entführungen sind naturgemäß Kammerspiele mit großer Fallhöhe. Die Geschichte: Der Airbus-Flug von Berlin nach Paris scheint reine Routine, auch die drei Passagiere, die auf den letzten Drücker an Bord genommen werden. Doch dann beginnt der Alptraum: Denn die Drei sind Islamisten, die die Maschine über dem Zielort abstürzen lassen wollen. Sie nehmen die Passagiere als Geiseln und wollen die Piloten zur Übergabe erpressen. Darunter ist auch die Flugbegleiterin Gökce, die Mutter des Kindes von Co-Pilot Ellis.

Auf engem Raum kann das Kino-Debüt von Patrick Vollrath dennoch spannende Flug-Action entwickeln.

Metropol, täglich um 21.15 Uhr, Dienstag geschlossen, Mittwoch im englischen Original mit Untertiteln.

Judy Zum 50. Todestag erhält Judy Garland quasi per Biopic eine späte Hommage. Die britische Produktion von Rupert Gold fokussiert sich auf das letzte Lebensjahr der von Tablettensucht und Krankheit gezeichneten Hollywooddiva. Während sie sich in Amerika mit lausigen Engagements, ihrem schwindenden Ruhm und einem Sorgerechtsstreit herumschlägt, erhält sie ein lukratives Angebot aus London. Die Konzerte in der britischen Metropole werden nach anfänglichen Schwierigkeiten ein durchschlagender Erfolg, doch die Trennung von den Kindern kann sie trotz der Romanze mit dem Nachtclub-Besitzer Mickey Deans nicht verwinden.

Renée Zellweger, selbst schon seit Jahren an der Botox-Front tätig, legt sich voll rein in der Garland, deren Fußstapfen sie dennoch nicht zu füllen vermag.

Preview im Atelier im Savoy am Montag um 18 Uhr (englisches Original mit Untertiteln)