Kino Das sind die neuen Filme in den Programmkinos
Düsseldorf · Die politische Welt der USA steht diesmal im Mittelpunkt: in Filmen über Dick Cheney und Ruth Bader Ginsburg.
Die Berufung
Auf der zierlichen, alten, schwerkranken Frau lasten die Hoffnungen des liberalen Amerika: Ruth Bader Ginsburg ist eine unbeugsame Richterin im Supreme Court, den Trump mit erzkonservativen Gefolgsleuten besetzen möchte. Doch die 85-Jährige ist Herausforderungen gewohnt, sie hat quasi im Alleingang das Patriarchat im amerikanischen Gesetzeswesen niedergerungen. All dies war kürzlich als Doku in „R.G.B. – Ein Leben für die Gerechtigkeit“ zu sehen. Nun reicht Mimi Leder die Biographie als süffigen Spielfilm nach. Im Zentrum steht die unkonventionelle Ehe mit dem Steuerrechtsexperten Martin Ginsburg und ihre bahnbrechenden Prozesse gegen Sexismus und Diskriminierung. Eine unterhaltsame, aber brav inszenierte Lektion in Sachen Emanzipation.
Preview am Mo. um 19 Uhr im Bambi (engl. OmU) und Di. um 20 h im Cinema
Asche ist reines Weiß
Obwohl die chinesischen Triaden zu den Lieblingsbösewichten in Hollywood-Filmen zählen, sind kaum Gangsterfilme aus dem Reich der Mitte bekannt. Der chinesische Filmemacher präsentiert mit „Asche ist reines Weiß“ nun eine eigene Version des Genres lakonisch-melancholische Liebesgeschichte.
Mafiaboss Bin regiert die Stadt Datong mit festen Grundsätzen: Loyalität und Gerechtigkeit. Doch seine altmodischen Prinzipien werden von jungen Motorradgangs herausgefordert. Als sie ihn überfallen, kann ihn seine Freundin Qiao nur retten, indem sie eine Pistole zieht. Wegen Waffenbesitzes geht sie dafür für Jahre ins Gefängnis. Doch als sie entlassen wird, muss sie feststellen, dass aus dem starken Mann von einst ein charakterschwacher Krüppel geworden ist. Bildstarkes Drama, dessen Erzählweise deutlich von westlichen Filmkonventionen abweicht.
Bambi, tgl. 21.15 Uhr (Di. im chin. OmU)
Ein königlicher Tausch
Historische Zwangsheirat. Gekrönte Häupter geben sich derzeit auf der Leinwand die Klinke in die Hand. Nach „The Favourite“ und „Maria Stewart“ stehen diesmal die Throne in Paris und Madrid im Fokus. 1721 beschließen der spanische und der französische Hof die politisch motivierte Verheiratung der Prinzessin Maria Anna mit dem französischen König. Beide Kandidaten sind minderjährig, Ludwig XV. ist 11, seine zugedachte Braut gerade vier Jahre alt. Gleichzeitig wird die Tochter des französischen Regenten dem spanischen Thronfolger versprochen. Gemäß der Staatsräson haben sich die Kinder zu fügen, doch die Kinderehe ist alles andere als glücklich.
Zu der „wahren Geschichte“ fällt der französisch-belgischen Koproduktion unter Regie von Marc Dugain wenig mehr als kindliches Augenrollen in opulenten historischen Kulissen ein.
Metropol, tgl. 16.30 u. 18.45 Uhr (Mi. um 18.45 Uhr im frz. OmU)
The Hate U Give
In die Highschool ihrer Nachbarschaft geht man, um „high“ zu werden oder um schwanger zu werden. Beides Möglichkeiten, um den deprimierenden Zukunftsaussichten der schwarzen „Hood“ irgendwie zu entkommen. Doch die junge Schwarze Starr lebt tagsüber in einer Parallelwelt: sie besucht eine „weiße“ Privatschule. Als sie eines Tages mit ihrem Jugendschwarm Khalil in eine Verkehrskontrolle gerät, wird der junge Schwarze von der Polizei nach einer „unvorsichtigen Handbewegung“ erschossen. Als Zeugin soll sie nun eine Aussage machen, doch davor fürchtet sie sich, denn Khalil arbeitete für den lokalen Drogenboss. Die schwarze Community will den Fall nutzen, um gegen rassistische Polizeigewalt zu mobilisieren.
Die Verfilmung des Jugendromans von Angie Thomas bietet mit der 16-jährigen Starr eine jugendliche Identifikationsfigur, die nun die komplizierte Welt der Erwachsenen am eigenen Leib erlernen muss.
Metropol, tgl. 21.15 Uhr (engl. OmU)
Vice – der zweite Mann
Auf den Lügen-Präsidenten Richard Nixon, wegen seiner Machenschaften auch „Tricky Dick“ genannt, folgte mit Richard Cheney ein weiterer „Dick“, dessen Tricks alles Dagewesene in den Schatten stellten: Cheney bahnte als Proto-Trump der Skrupellosigkeit den Weg ins Weiße Haus. Mit dem doppeldeutigen Titel „Vice“ (das kann im Englischen sowohl Vize als auch Laster bedeuten) zeigt die Politsatire von Adam McKay die Abgründe auf, die der Polit-Bürokrat in den 70ern vorbereitete und als Vize von George Bush jr. zwischen 2001 und 2009 etablierte: nicht weniger als ein skrupelloser Staatsstreich gegen die Gewaltenteilung und die schamlose Bereicherung unter einem unbedarften Präsidenten.
Das Ganze kommt als Politsatire daher und doch der historischen Wahrheit so nahe, dass es fast wehtut mitzuerleben, wie gewissenlose Ränkespieler und inkompetente Präsidentenfiguren den Staat zur persönlichen Beute machen und die Bevölkerung mit der Droge Patriotismus benebeln. So ist „Vice“ (gespielt von Christian Bale) ein politisches Lehrstück und Lebenszeichen des eher linksliberalen Hollywood, das von Trump-Fans selbstverständlich als Fake abgetan wird.
Atelier, tgl. 16.15, 19 h (u. um 21.40 h im engl. OmU)