Kultur Kompakt Olafur Arnalds, der virtuose Klangtüftler in der Tonhalle
Düsseldorf · Mit Anfang 30 ist der Isländer ein Star der sogenannten Neoklassik-Szene
Ein Flügel, zwei Klaviere, elektronische Geräte, Verstärker, Lautsprecher und etwa 40 Licht-Verfolger. Zig Tonnen müssen die Apparate wiegen, die Olafur Arnalds auf der Tonhallen-Bühne aufbauen ließ – für sein Konzert „re:member-Tour 2019“. So viel technischer Aufwand für so viel schwerelose Musik, mit der der junge Isländer und sein Ensemble aus Streichern und Schlagzeugern zwei Stunden lang in Trance versetzen und dabei eine ansteckend meditative Stimmung erzeugen. Erstaunlich. So viel ruhiges, leises Gleiten, Plätschern und Fließen durch geheimnisvolle Sphären und gefühlte Stille erlebt man nur selten in der Tonhalle – zumal, wenn sie, wie Dienstagabend, bis auf den letzten Platz besetzt ist.
Mit Anfang 30 ist der Isländer ein Star der sogenannten Neoklassik-Szene. Dank Spotify und anderer Netzwerke lassen sich Teenies, Twens und 30- bis 40-Jährige durch Kopfhörer am Strand, im Flugzeug und bei Partys gerne von dieser Musik einlullen. Chillen und Träumen sind angesagt, wenn Arnalds seine wabernde oder rhythmisch pochende Sounds entfacht. Aufgeschreckt wird man am Ende der von ihm komponierten Nummern durch den Jubel.
Und das, obwohl er nur selten am Steinway pianistische Bravour zeigt und analog spielt. Er spielt an einem Klavier, das verbunden ist mit zwei anderen Klavieren, die, per Computerprogramm, von selber spielen. Für romantisch melancholische Stimmung – häufig mit künstlich erzeugten Hall-Effekten — sorgen ebenfalls zwei Violinisten, ein Bratscher und ein Cellist. Besonders in den Stücken, die an Minimalmusic eines Steve Reich erinnern, breiten sie wohlige Wärme aus. Nicht nur als Klangtüftler ist Arnalds zu bewundern. Auch als Regisseur und Lichtdesigner, der mit den vielen Spots effektvoll zu jonglieren versteht. Es entstehen magische Räume, wie ein Lichtdom oder die Scheinwerfer suchen die Zuschauerreihen ab. mgm