Neu in den Programmkinos Das Ende von „Star Wars“ und Culture Clash am Totenbett
Unser Kolumnist Philipp Koep beleuchtet aktuelle Filme in Düsseldorfer Programmkinos – unter anderem eine Nostalgie-Tour mit Willis, Norton, Baldwin und Dafoe
Der geheime Roman des Monsieur Pick Ausgerechnet in der kuriosen „Bibliothek der abgelehnten Bücher“ macht die junge Verlagsmitarbeiterin Daphné eine Entdeckung. Das Manuskript „Die letzten Stunden einer großartigen Liebe“ des unbekannt verstorbenen Autors Pick ist in ihren Augen ein Meisterwerk. Und tatsächlich, nach der Veröffentlichung erweist sich der Roman als sensationeller Bestseller. Solch ein Geniestreich eines Mannes, der zeitlebens als Pizzabäcker in einem kleinen Provinzort lebte und nie etwas Gedrucktes publiziert hat? Das ruft den Literaturkritiker Jean-Michel Rouche auf den Plan, der renommierte Rezensent wittert eine ebenso raffinierten wie unwahren Werbetrick dahinter. Mit detektivischer Akribie macht er sich an die Recherche und stößt im Heimatort des Meistererzählers auf ungläubiges Gelächter. Doch die Tochter des posthumen Stars behindert die Suche nach der Wahrheit hinter der Legende höchst engagiert.
Sanft satirische Abhandlung des französischen Regisseurs Rémi Bezancon über die Gesetze der Kunstvermarktung in einer Medienwelt, die eher den „Kick“ und die Sensation als die Wahrhaftigkeit in der Literatur sucht.
Vorpremiere am Mo. um 19 Uhr im Cinema (frz. OmU).
The Farewell Culture Clash am Totenbett. Mit dem paradoxen Slogan „Basierend auf einer wahren Lüge“ trifft die chinesisch-amerikanische Filmemacherin Lulu Wang den „wahren“ Kern dieser sehr persönlichen Geschichte. Als die junge New Yorkerin Billi erfährt, dass ihre Großmutter Nai Nai in China unheilbar an Lungenkrebs erkrankt ist, wird ihr schockartig klar, wie vergänglich die Beziehung zu ihrer eigenen Herkunft ist. Sie versucht Nai Nai vor der Wahrheit zu schonen und organisiert ein großes Familientreffen in China. Doch dort prallen bald die gegensätzlichen Vorstellungen vom Tod und wie damit umzugehen ist aufeinander.
Bewegendes Familiendrama über die Zerrissenheit von Migrantenschicksalen.
Metropol, tgl. 16.45 u. 19 Uhr (Di. Geschlossen, Mi. um 19 Uhr im engl. OmU).
Star Wars IX – Der Aufstieg Skywalkers Die Anfänge liegen nunmehr vier cineastische Lichtjahrzehnte zurück: vor 42 Jahren gründete George Lucas das Sternenkrieger-Imperium, das ihm Milliarden Dollar einspielte. Nach der Star Wars-Trilogie (1977 – 1986) wurde eine Prequel-Trilogie vorangestellt (1999 – 2005) und mit dem Verkauf 2012 an den Disney-Konzern wurde 2015 eine Sequel-Trilogie angesetzt, die nun abgeschlossen wird. Keine Sorge für Fans: die nächsten drei Star Wars-Filme sind schon in Planung. „Der Aufstieg Skywalkers“ präsentiert eine Endzeitschlacht.
Cinema, tgl. 21 Uhr (engl. OmU) Di. geschlossen, Mi. 21.30 Uhr.
Cunningham (3 D) Für ihre Hommage an den amerikanischen Choreographen Merce Cunningham (1919 – 2009) setzt die russische Dokumentarfilmerin Alla Kovgan auf eine ganze Palette von cineastischen Verfahren, um dem experimentellen Charakter der Werke dieses Wegbereiters des modernen Tanzes gerecht zu werden. Ähnlich wie bei Wim Wenders „Pina“ kommt hierbei die Räumlichkeit beim 3D-Format wirkungsvoll zur Geltung.
Atelier, tgl. 16.30 Uhr (Di. geschlossen)
Einsam, zweisam Trotz Parship und Tinder ist das Problem der Partnersuche im Überangebot von Metropolgesellschaft und Glücksverheißung nicht grade einfacher geworden. Der französische Regisseur Cédric Klapisch, der sich schon mit dem Publikumserfolg „L´auberge espagnole- Barcelona für ein Jahr“ und mehrere „L´auberge“-Nachfolger einen Namen als Brautschau-Filmer gemacht hat, widmet sich diesem Thema in bewährt süffiger Manier.
Rémy und Mélanie (Ana Girardot) haben einiges gemeinsam: sie sind um die Dreißig, leben praktisch als Nachbarn in Paris, sind einsam und auf der Suche nach einem Partner... doch dann machen sie einen Rückzieher. Mélanies Freunde halten sie deshalb für ein wenig gestört und auch Rémy (Francois Civil) ist alles andere als ein geschickter Selbstvermarkter außerdem wird er von unvermittelten Panikattacken geplagt. Wer jetzt das naheliegende Happy Ending für zwei einsame Außenseiter erwartet, der wird dankenswerterweise vom Film enttäuscht, dessen tragikomische Perspektive erst am Ende ein wenig banal daherkommt.
Bambi, tgl. 19 u. 21 Uhr (Di. Geschlossen, Mo. 21 Uhr und Mi. 19 Uhr im frz. OmU).
The Kindness of Strangers Alles für den Traum? Die Dokumentarfilmerinnen Leonie Stade und Annika Blendl wissen, wovon sie reden. Seit Jahren bewegen sie sich in der Medienbranche und dem #metoo-Milieu. In vier Episoden zeigen sie quasi-dokumentarisch das Schicksal von Frauen, die bereit sind „alles“ für ihre Traumkarriere zu geben: eine Vermarktung ihrer Talente, die auch den Körper einbezieht.
Da ist das 17-jährige Model, dass in Mailand vom Durchbruch träumt und stets lächelt, auch wenn sie wie eine Ware begafft wird. Am anderen Ende des Traums steht die 42-jährige Schauspielerin Mareile, die nach einer mauen Fernsehkarriere am Provinztheater um Rollen kämpfen muss. Das Projekt über Frauenvermarktung wurde schon vor der #metoo-Debatte gestartet und zeigt bisweilen beklemmende Szenen dieser Marktmechanismen.
Bambi, Fr. – Mo. um 16.30 Uhr (am Mo. im engl. OmU)