30 Jahre Handy: Vom „Knochen“ zum Alleskönner

Das erste Handy kostete 4000 US-Dollar, der Akku hielt nur eine Stunde. Seitdem hat sich einiges verändert.

Düsseldorf. Vor dem Handy gibt es kaum ein Entkommen. Immer und überall erreichbar, telefonisch, per SMS, per E-Mail oder über Nachrichtendienste wie WhatsApp.

Dass es soweit kommen würde, hätten die Erfinder des ersten Mobiltelefons nicht gedacht. Chefdesigner Rudy Krolopp entwickelte schon 1973 das Design für das erste Handy, um die technischen Details kümmerten sich die Motorola-Ingenieure um Martin Cooper. Nur sechs Wochen soll das Team für den ersten Entwurf des DynaTAC 8000X gebraucht haben. Den ersten Test-Anruf machte Cooper: Mit dem Prototypen rief er am 3. April 1973 beim Motorola-Konkurrenten Bell Labs an.

Zehn Jahre blieb das Konzept in der Schublade versteckt, am 21. September 1983 kam der „Schuh“, wie ihn Krolopp nannte, auf den Markt — also vor genau 30 Jahren. Die Verzögerung lag unter anderem am langsamen Aufbau der nötigen Sendemasten und an Lizenzen, die die Behörden erteilen mussten. 1983 machte Krolopp dann den ersten „echten“ Anruf: In einem amerikanischen Hotelrestaurant rief er den Manager an und bat um Wasser.

Trotz des Durchbruchs blieb der erste „Knochen“ hinter den Verkaufserwartungen zurück — kein Wunder bei einem Preis von 3995 US-Dollar. Dafür konnte man bis zu einer Stunde sprechen und immerhin 30 Nummern speichern. War der Akku leer, musste er zehn Stunden lang aufgeladen werden. Eine Sensation war das Handy trotzdem, denn bis dahin waren „Mobiltelefone“ in Autos verbaut oder mussten wie ein Koffer getragen werden.

Bis zum ersten Smartphone dauerte es nicht mehr lange: 1992 stellte IBM einen ersten Prototypen vor, zu kaufen ab 1994. Das IBM Simon konnte immerhin schon E-Mails und Faxe versenden, Nutzer konnten über den Touchscreen einen Kalender und ein Adressbuch verwalten und Spiele spielen. Ein Schnäppchen war aber auch das Smartphone mit 1099 US-Dollar (ohne Vertrag) nicht.

Mit SMS konnte IBM Simon nichts anfangen — das entsprechende Modell kam aber im gleichen Jahr auf den Markt: Nokias PT11, das erste SMS-fähige Handy. Auch das erste internetfähige Handy kam von den Finnen: Das Nokia 9000 Communicator, ab 1996 auf dem Markt, konnte sogar Webseiten darstellen.

Ein weiteres Highlight: Das Nokia 8110, Spitzname „Banane“, aus dem Jahr 1996. Zum ersten Mal stand das Design im Vordergrund — und mit seinem Auftritt im „Matrix“-Film hat es sich zumindest einen Platz in der Filmgeschichte gesichert.

Drei Jahre später folgte das erste Mobiltelefon mit integrierter Digitalkamera, das Toshiba Camesse — allerdings nur für den japanischen Markt. Durchgesetzt hat sich die eingebaute Kamera seit 2002. Heute gehören bis zu 13 Megapixel-Kameras zu Smartphones.

Weltweit gibt es mehr als sechs Milliarden Mobilfunk-Anschlüsse und mehr als eine Milliarde Smartphones auf dem Markt. Der Erfolg überrascht auch den heute 84-jährigen Martin Cooper. „Wir wussten, dass eines Tages jeder ein Telefon haben würde, aber es war schwer, sich vorzustellen, dass es zu meinen Lebzeiten passieren würde“, sagte er dem Nachrichtensender CNN 2010. Die Bedienung heutiger Mobiltelefone findet er allerdings zu kompliziert.