Aigner verlangt mehr Sicherheit für Smartphones und Apps

Berlin (dpa) - Smartphones sind „in“. Allein in Deutschland wurden im vergangenen Jahr fast zwölf Millionen Stück verkauft. Die Sicherheit der Geräte und der Smartphone-Apps lässt aber nach Einschätzung von Verbraucherministerin Ilse Aigner zu wünschen übrig.

Die Anbieter von Smartphones und Handy-Apps müssen nach Aigners Ansicht deutlich mehr für die Sicherheit tun. „Die Nutzung von Smartphones hat nicht nur bei jungen Leuten mit Spaß zu tun. Aber manchmal kann einem der Spaß vergehen“, sagte die Ministerin am Mittwoch in Berlin. „Zahlreiche Smartphone-Apps greifen auf Daten zu, die sie für ihren eigentlichen Zweck gar nicht brauchen.“ Als Beispiel führte Aigner eine populäre Taschenlampen-App an, die auf Ort des Smartphones und die Geräte-ID zugriff.

Aigner verwies auch auf eine Warnung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), wonach das Kurzmitteilungsprogramm WhatsApp gehackt wurde und zum Identitätsdiebstahl genutzt werden kann. Kritisch sei weiterhin, dass laut einer Studie der Universitäten in Marburg und Hannover die Verschlüsselung von Apps auf der Google-Plattform Android in mehr als 1000 Fällen fehlerhaft umgesetzt worden sei.

Aigner bemängelte auch, dass Apple und Google - im Gegensatz zu Microsoft und Nokia - nicht auf eine Abmahnung der Verbraucherschutzzentralen wegen Mängel in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen ihrer App-Stores reagiert hätten und es auf einen Prozess ankommen ließen.

Von den Herstellern der Smartphones verlangte die Ministerin, dass vorinstallierte Anwendungen sich auch leicht wieder deinstallieren lassen können. Außerdem sollten die Geräte mit der höchsten Sicherheitseinstellung ausgeliefert werden. „Wenn ich in ein Auto einsteige, kann ich davon ausgehen, dass der Airbag schon funktioniert und nicht erst aktiviert werden muss.“

Die Ministerin machte sich für eine rasche Umsetzung des geplanten EU-Datenschutzrechtes stark. „Der Datenschutz darf nicht an den Grenzen haltmachen.“ Mit der Marktmacht der 500 Millionen Verbraucher in der Europäischen Union könnten bessere Sicherheitsstandards auch weltweit durchgesetzt werden.

Der Chef des Chip-Kartenspezialisten Giesecke & Devrient, Karsten Ottenberg, verwies auf das Geschäftspotenzial, das in guten Sicherheitslösungen stecke. „"Made in Germany" für Sicherheit ist eine Marktchance, die wir nutzen können“, sagte der Vorsitzende der Sicherheits-Arbeitsgruppe des Nationalen IT-Gipfels. Die Sicherheit alleine entscheide jedoch nicht über den Kauf. „Auch Bedienbarkeit und Design sind sehr wichtig.“ Hier hätten manche Anbieter noch Nachholbedarf.

Aigner und Ottenberg zitierten aus einer Emnid-Studie, wonach für 86 Prozent der Befragten die Kriterien Sicherheit und Datenschutz bei Smartphones „wichtig bis sehr wichtig“ seien. 45 Prozent sagten, die Sicherheit sei ein wesentliches Kaufkriterium. Über ein Drittel der Smartphone-Verweigerer nannten fehlendes Vertrauen als Grund für die Nichtnutzung.