Als das Internet mobil wurde: Das iPhone wird fünf
Berlin (dpa) - Es sollte nicht weniger als eine Revolution werden: Vor fünf Jahren präsentierte der damalige Apple-Chef Steve Jobs das erste iPhone - und stellte damit im Nu die traditionsreiche Telekom-Branche komplett auf den Kopf.
Um markige Worte war Steve Jobs nie verlegen. „Ein revolutionäres Handy“ sei das iPhone, sagte der damalige Apple-Chef, als er am 9. Januar 2007 das erste Smartphone des Konzerns vorstellte. Und er rief gleich eine „Neuerfindung des Mobiltelefons“ aus. Für einen Branchen-Neuling wie Apple ein gewagtes Ziel. Tatsächlich wirbelte das iPhone die gesamte Branche durcheinander - und sorgte dafür, dass das Internet mobil wurde.
Zunächst fielen die Apple-Prognosen vergleichsweise zurückhaltend aus. Rund zehn Millionen Stück wollte das Unternehmen in den ersten zwei Jahren verkaufen und damit ein Prozent des weltweiten Handy-Marktanteils gewinnen. Doch bereits am ersten Verkaufstag im Juli 2007 bildeten sich vor dem Apple Store in der 5th Avenue in New York und anderen Verkaufsstellen weltweit hunderte Meter lange Schlangen von erwartungsvollen Kunden. Das hatte es in der Geschichte des Mobiltelefons noch nicht gegeben.
Bereits einige Jahre zuvor hatte Apple mit dem iPod die gesamte Musikbranche durcheinandergewirbelt. Neben dem minimalistischen Design der Geräte war es Apple-Gründer Steve Jobs als erstem gelungen, für ein attraktives Online-Angebot im iTunes Music Store alle großen - und nach dem Napster-Schreck bekanntermaßen wenig online-affinen Musikkonzerne - unter Vertrag zu bringen. Zusammen mit den iPods baute Apple ein bis dahin nicht dagewesenes Ökosystem aus digitalem Vertrieb und mobiler Nutzung von Musik auf, das nahtlos aufeinander abgestimmt war und bis heute als beispielhaft gilt.
Bis 2007 hatten sich Mobiltelefone von vormals unhandlichen und schweren „Knochen“ zu immer kleineren und handlicheren Geräten gewandelt. Den meisten gemeinsam waren ein relativ kleines Display und die Telefon-Tastatur, über die man per Zweitbelegung mit Buchstaben auch SMS schreiben konnte. Die langsam aufkommende Nutzung des mobilen Internets hatte durch den geringen Platz auf den Displays deshalb klar abgesteckte Grenzen.
Statt der herkömmlichen Tastatur war das iPhone über ein berührungsempfindliches Display und eine virtuelle Tastatur steuerbar. Anders als bei den bis dahin mit oft labyrinthartigen Menüs strukturierten Mobiltelefonen der großen Marktführer lässt sich das iPhone ohne Handbuch in Betrieb nehmen und nutzen. Und über den App Store wird es ohne Umweg über den PC mit Anwendungen bestückt. Neben der benutzerfreundlichen Bedienung wird von Branchenexperten aber auch das minimalistische Design herausgestellt.
Obwohl das iPhone damals längst nicht auf dem neuesten Stand der Mobilfunktechnologie war und zunächst nur den gegenüber UMTS deutlich langsameren Standard Edge unterstützte, ebnete das Telefon dem mobilen Internet einen Weg. Und: Den Mobilfunk-Providern erschlossen sich neue Einnahmequellen durch die mobile Datennutzung. Das iPhone war sogar so attraktiv, dass Apple sich lange Zeit exklusive Partnerschaften mit bestimmten Providern leistete und in einigen Fällen sogar eine Umsatzbeteiligung bei der Datennutzung aushandeln konnte. Bereits ein Jahr später legte Apple mit dem iPhone 3G nach. Mit der Unterstützung von UMTS schloss das neue Gerät auch technologisch gegenüber der Konkurrenz auf.
Heute rangiert das iPhone unter den weltweit meistverkauften Handys auf dem vierten Platz. Der lange Jahre unangefochtene Marktführer Nokia hingegen hat in der Zwischenzeit Marktanteile im zweistelligen Prozentbereich verloren - Tendenz fallend.
Gegenwind bekommt Apple derzeit von ganz anderer Seite: Mit viel Erfolg hat Google sein Handy-Betriebssystem Android in den Markt gebracht. Über Kooperationen mit den großen Herstellern ist Android inzwischen zum am weitesten verbreiteten Betriebssystem aufgeschossen. Mit einem Marktanteil von zuletzt über 43 Prozent verweist Googles Plattform Nokias Symbian (22,1 Prozent) und Apples iOS (18,2 Prozent) laut Gartner auf die nachfolgenden Ränge.