Analoges Sat-TV: Umrüsten auf den letzten Drücker
Berlin (dpa/tmn) - Laufschriften auf allen Kanälen: Wer sie sieht, muss jetzt aktiv werden. Denn wer die Hinweise im Fernsehbild zur Abschaltung des analogen Sat-TVs nicht ernst nimmt und den Stichtag verpasst, sieht ab dem 1. Mai gar nichts mehr.
Am 30. April 2012, pünktlich um 3.00 Uhr morgens, stellt Astra das analoge Satellitenfernsehen über Astra ab. Wer diesen Termin tatenlos verstreichen lässt, startet im Zweifel ohne Fernsehempfang in den Mai. „Die Zahl derjenigen, bei denen der Bildschirm dunkel sein könnte, liegt bei 500 000 bis 1,5 Millionen“, sagt Michael Gundall von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Das müssen Umrüstnachzügler wissen:
Warum bleibt nicht alles, wie es ist?
Digitales Satelliten-TV wird schon seit Jahren parallel zum analogen Sat-TV ausgestrahlt. Es bietet bessere Bild- und Tonqualität sowie einen elektronischen Programmführer (EPG). Das Abschalten des analogen Signals schafft auf den Satelliten Kapazitäten für hochauflösendes Fernsehen (HD oder HDTV) oder 3D-TV.
Muss ich jetzt für digitales Astra bezahlen?
Nein. Alle bisher frei empfangbaren Analog-Programme sind in normaler Auflösung (SD oder SDTV) auch beim digitalen Empfang kostenlos. Es gibt sogar mehr Gratis-Sender als zuvor, teilweise auch in HD und zum Beispiel aus anderen Ländern.
Wie finde ich heraus, ob ich betroffen bin?
Schnelle Gewissheit liefert der Videotext: Das Erste, die Dritten Programme, ZDF, ProSieben, RTL und SAT.1 bieten unter Tafel 198 einen Schnelltest. Die Seite zeigt, ob man noch analog oder schon digital empfängt. Ein Indiz kann auch das Programmangebot sein: Bei Astra stehen knapp 35 analogen gut 350 digitale Sender gegenüber. Auskunft können im Zweifel auch Vermieter, Hausverwaltung oder Hausmeister geben. Für Nutzer von DVB-T und Kabelkunden ändert sich nichts.
Ich bin betroffen - wird es jetzt teuer?
Eher nicht. Das Gros der betroffenen Haushalte muss nach Einschätzung der Medienanstalten- und Sender-Initiative Klardigital nur den oder die Receiver austauschen. Die neue digitale Empfangsbox wird einfach anstelle der alten analogen angeschlossen, dann der Sendersuchlauf aktiviert. Für einen zukunftssicheren Receiver, der auch HDTV empfängt, muss man auf die Kennzeichnung DVB-S2 achten und mindestens 50 Euro anlegen. Wer auch verschlüsselte (HD-)Sender empfangen will, muss zudem auf die Kennzeichnung CI+ achten und mindestens 80 Euro ausgeben. Jedes TV- oder Aufnahme-Gerät braucht einen eigenen Receiver, in vielen neuen Modellen ist dieser bereits integriert. Alte Fernseher, selbst „Röhren“, können weiterverwendet werden - aber nur HD-Ready- und Full-HD-Geräte können HD-Bilder darstellen.
Muss ich an die Schüssel?
Vielleicht. Zusätzlich zum Receiver-Tausch kann es notwendig sein, das Herzstück der Satelliten-Schüssel, den LNB (Low Noise Block Converter) zu ersetzen. Um digitale Astra-Programme empfangen zu können, muss der LNB Frequenzen bis 12,75 Gigahertz (GHz) verarbeiten können. Er wird dann auch Universal-LNB genannt. Ein Bereich von 10,7 bis 11,7 GHz zeigt an, dass es sich um einen alten, nicht kompatiblen Converter handelt. Als Faustregel gilt: Der LNB (ab rund 10 Euro) muss getauscht werden, wenn er älter als zehn Jahre ist. Selten macht auch ein verrottetes oder für den Digitalbetrieb ungenügend abgeschirmtes Anschlusskabel (weniger als 95 Dezibel (dB)) Probleme. Die Ausrichtung der Schüssel bleibt indes unverändert.
Im Internet finden Betroffene Videos, die den Umstieg in fünf Schritten erklären. Ein Fragen & Antworten gibt weitere Hinweise.
Was ist beim Kauf einer ganz neuen Anlage zu beachten?
Wer eine Schüssel mit Single-LNB kauft, kann daran auch nur einen einzigen Receiver anschließen. An einem Twin-LNB können schon zwei Receiver betrieben werden, an einem Quad-LNB bis zu vier und an einem Octo-LNB bis zu acht. Außerdem gibt es den Quattro-LNB, an dem in Kombination mit sogenannten Multischaltern eine Vielzahl Receiver Anschluss findet. In Quad- und Octo-LNBs sind solche Schalter bereits integriert, sie sind aber im Gegensatz zum Quattro-LNB nicht mehr erweiterungsfähig, erklärt der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH).
Ich bin Mieter: Was muss der Vermieter tun?
Ist im Haus eine Sat-Gemeinschaftsanlage installiert, muss sich der Vermieter um den Austausch von LNB und Multischaltern kümmern, erklärt der Mieterverein München. Bis zu elf Prozent der Gesamtkosten für die Umrüstung könne er jährlich anteilig auf die Miete umlegen, weil es sich um eine Modernisierungsmaßnahme handelt. Hat sich der Vermieter allerdings im Mietvertrag dazu verpflichtet, dem Mieter den TV-Empfang zu ermöglichen, müsse er die Kosten selbst tragen. Davon unabhängig ist die Anschaffung eines neuen Digitalreceivers oder anderer Endgeräte allein Sache des Mieters.