Analyse: Übernahme könnte Verbreitung von 3D-Druckern beschleunigen

New York/Berlin (dpa) - Wenn es um den 3D-Druck geht, sind der Fantasie derzeit keine Grenzen gesetzt.

Wir werden uns bald Ersatzteile für Hausgeräte oder Möbel einfach zu Hause ausdrucken, statt auf die Suche danach in Läden oder dem Netz zu gehen, prophezeien Branchenbeobachter.

Auch viele Spielzeuge und Deko-Artikel müssten dann nicht mehr verschickt werden. Und für die fernere Zukunft wird schon über Essen oder Ersatz-Organe aus dem 3D-Drucker nachgedacht. Zuletzt sorgte in den USA eine Pistole zum selberdrucken für Aufsehen, aus der man zumindest einige Schüsse abfeuern konnte.

Bislang ist von diesen Visionen im Alltag noch nicht viel zu spüren. Den 3D-Druck gibt es schon lange, doch die 3D-Revolution blieb zunächst vor allem auf die Industrie beschränkt.

Ob bei Auto-Komponenten, Flugzeug-Bauteilen, medizinischen Geräten oder Verbraucherprodukten vom Turnschuh bis zur Bohrmaschine kommen Design-Prototypen heute meist aus dem 3D-Druck statt wie früher per Hand geformt zu werden.

Das Start-up-Unternehmen MakerBot setzte sich in diesem Umfeld ein ambitioniertes Ziel: den 3D-Druck zu demokratisieren.

Seit der Gründung 2009 vermarkteten die New Yorker einfachere Geräte, die im Gegensatz zu teuren Industrie-Maschinen einige tausend Dollar kosten und zu Hause auf den Schreibtisch passen. Die Zahl der bisher verkauften MakerBot-Drucker mag mit gut 22 000 nicht besonders hoch erscheinen.

Aber der Absatz wuchs zuletzt schnell und auch ein Industrieriese wie Ford demonstrierte in einem Video, wie der Prototyp für einen Schalthebel-Aufsatz in einem MakerBot-Drucker entsteht.

Vielleicht war das der Moment, in dem Branchenführer Stratasys ein Auge auf MakerBot warf, das es jetzt für mehrere hundert Millionen Dollar übernommen hat. Stratasys ist der unangefochtene Marktführer beim industriellen 3D-Druck. Die großen Maschinen der Firma sind bei Autobauern und Flugzeug-Herstellern im Einsatz.

Eine Stärke der Firma sind die verwendeten Materialien. Ihre Drucker können mit verschiedenen Arten von Thermoplastik arbeiten, die zum einen robust sind und zum anderen die gleiche Beschaffenheit wie die späteren Serienprodukte haben. Außerdem sind Besonderheiten wie die Verbindung von festen und biegsamen Materialien kein Problem. Und die Präzision entspricht rigiden Industrie-Standards.

Das alles ist nicht die Liga, in der MakerBot spielt. Zum Geschäft gehört heute, dass die Hersteller der Drucker auch das Rohmaterial dazu vermarkten und schon hier ist der Preisunterschied zwischen den beiden Playern extrem: Makerbot verkauft das Plastik für seine Geräte für 48 Dollar pro Kilo, bei Stratasys muss man locker das fünf Mal soviel einplanen.

Für 3D-Druck-Enthusiasten eröffnet sich mit dem Übernahmedeal aber eine spannende Perspektive: Stratasys ist jetzt in der Position, über die MakerBot-Marke seine Technologie-Innovationen Schritt um Schritt zu attraktiven Preisen in den Massenmarkt zu bringen. Der Deal werde „das Wachstum und die weltweite Verbreitung des 3D-Drucks beschleunigen“, versprach MakerBot-Chef Bre Pettis in einem Interview mit der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Eine potenzielle Schatztruhe ist auch der MakerBot-Marktplatz Thingiverse, in dem rund 90 000 digitale Dateien von Nutzern zu finden sind.

Und für Wettbewerb im 3D-Druck-Massenmarkt dürfte weiter gesorgt sein. Zum Beispiel von der Firma Shapeways, die ein anderes Konzept als MakerBot verfolgt: Verbraucher können ihre Entwürfe drucken lassen, ohne selbst eine Maschine kaufen zu müssen. Shapeways sicherte sich im April in der nächsten Finanzierungsrunde 30 Millionen Dollar von bekannten Tech-Investoren, um das Geschäft unabhängig zu entwickeln.

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