Apple-Zeitungskiosk lässt bei Verlagen Fragen offen
Berlin (dpa) - Die Verlagsbranche in Deutschland hat reserviert auf die Ankündigung von Apple reagiert, einen digitalen Zeitungskiosk für seine mobilen Geräte einzurichten. „Wir haben immer noch ungelöste Fragen“, hieß es am Dienstag beim Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV).
Der Manager eines regionalen Zeitungsverlags sagte zum neuen „Newsstand“ von Apple: „Ich glaube nicht, dass dies irgendeine neue Qualität bedeutet.“ In der Aufmachung eines Holzregals bietet der am Montag vorgestellte „Newsstand“ Zeitungen und Zeitschriften zum Abonnement an. Neue Ausgaben werden dann automatisch auch ohne Zutun des Abonnenten auf den Tablet-Computer iPad oder das Apple-Handy iPhone heruntergeladen. „Das ist so ähnlich, wie wenn Ihnen die Zeitung an ihre Tür geliefert wird“, erklärte Apple.
Bisher konnten Zeitungen und Zeitschriften innerhalb des App Stores von Apple bezogen werden, der Anwendungen aller Art bereithält. Dabei gelten für periodische Medieninhalte die gleichen Bedingungen wie für andere Apps: Apple behält 30 Prozent des Kaufpreises für sich. Die Verlage stören sich darüber hinaus vor allem daran, dass sie bei einem Abonnement auf der Apple-Plattform keinen Zugriff auf die Daten ihrer Kunden bekommen.
Der BDZV wandte sich im März ähnlich wie der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) und einzelne Verlage an Apple und baten um ein baldmögliches Gespräch über diese Fragen. „Wir haben bisher keine direkte Reaktion auf unser Schreiben erhalten“, sagte BDZV-Sprecher Hans Joachim Fuhrmann.
Inzwischen suchen einige Verlage nach Alternativen. Dazu gehört auch der Apple-Konkurrent Google, der für sein Medien-Bezahlsystem mit der Bezeichnung OnePass lediglich zehn Prozent des Umsatzes für sich beansprucht.
Einen anderen Weg beschritt am Dienstag der Verlag der britischen Tageszeitung „Financial Times“: Die aktuellen Ausgaben dieser Zeitung können jetzt mit einer Webanwendung direkt im Browser des iPads oder anderer Tablet-Computer gelesen werden, an Apples App Store vorbei. Die Entwickler des Angebots setzen dabei auf den neuen Web-Standard HTML5, der die dynamischen und interaktiven Möglichkeiten von Web-Anwendungen erheblich erweitert. Das Angebot ermöglicht auch die Offline-Lektüre, so dass keine dauerhafte Internet-Verbindung erforderlich ist.
Zur Einführung kann die Zeitung eine Woche lang kostenlos gelesen werden. Danach haben Leser die Wahl, maximal zehn Artikel im Monat kostenfrei aufzurufen oder ein Abonnement abzuschließen. Bestehenden E-Paper-Kunden entstehen keine zusätzlichen Kosten: Auf diese Weise kann die „FT“ ihnen die Zeitung auch auf dem iPad zugänglich machen, ohne zugleich eine Abo-Option über Apples App Store anbieten zu müssen.