Arzt-Navi geht online
Berlin (dpa) - Die rund 30 Millionen Versicherten der AOK und der Barmer GEK können künftig ihre Ärzte öffentlich im Internet bewerten. Mit dem am Dienstag in Berlin gestarteten Online-Portal der beiden Krankenkassen sollen Patienten in ganz Deutschland nach einem geeigneten Arzt suchen können.
Auch soll mit der anonymen Bewertung niedergelassener Ärzte die Behandlungsqualität verbessert werden.
Nicht erlaubt sind bei dem Arzt-Navi Diskriminierung und üble Nachrede. Ein „digitaler Ärztepranger“ soll ausgeschlossen werden. Es geht nach Angaben der Initiatoren auch nicht um einen „Ärzte-TÜV“. Auf dem Portal soll es zudem keine Liste der vermeintlich besten Mediziner geben. Ärztevertreter sprachen nach anfänglicher Kritik von seriösen Informationen durch die seit zwei Jahren vorbereitete Liste.
Nach Angaben der Betreiber wird es noch einige Zeit dauern, bis das Arzt-Suchportal bundesweit mit ausreichenden Ergebnissen aus der Patientenbefragung gefüllt ist. Voraussichtlich Anfang 2012 könnten sich weitere Kassen an der Checkliste beteiligen. Über ein anderes Portal („Weisse Liste“) können Patienten bereits nach geeigneten Krankenhäusern suchen und Informationen über Pflegeheime einholen.
Der Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Roland Stahl, verwies darauf, dass sich das Portal an den Vorgaben des Ärztlichen Zentrums für Qualität orientiere. Rein subjektive Bewertungen würden verhindert. „Das erkennen wir an.“ Es gehe um ernsthafte Informationen. „Es geht nicht darum, populistisch Stimmung zu machen, und es geht nicht um einen "digitalen Pranger".“
„Das neue Portal ist für die Patienten, aber nicht gegen die Ärzte entwickelt worden“, betonte Jürgen Graalmann vom AOK-Bundesverband. Im Gegenteil: Ärzte erhielten Rückmeldungen ihrer Patienten auf der Basis eines anerkannten Fragebogens. „Daher können die Ergebnisse auch eine Hilfe für das praxisinterne Qualitätsmanagement sein.“
Der stellvertretende Vorstandschef der Barmer GEK, Rolf-Ulrich Schlenker, nannte das Arzt-Navi „ein wunderbares Werkzeug“. Eine Registrierung schütze vor Manipulation, die Anonymität des Benutzers bleibe gewahrt, der Fragebogen sei leicht auszufüllen: „Ärzte können per Kommentar reagieren, Schmähkritik ist nicht erlaubt.“ Es würden auch keine „TÜV-Ambitionen“ vorgespielt. Vorbereitet würden entsprechende Fragebögen auch für Zahnärzte und Psychotherapeuten.
Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, rief die Patienten zum Mitmachen auf. „Die Versicherten können mit ihrer Stimme dafür sorgen, dass nach und nach eine echte Orientierungshilfe für alle Patienten in Deutschland entsteht.“ Die Bertelsmann Stiftung hat mit Patienten- und Verbraucherorganisationen das Internetportal „Weisse Liste“ ins Leben gerufen.