Bajramaj auf Facebook, Angerer twittert

Frankfurt/Main (dpa) - Die deutschen Fußballerinnen haben das Social Web für sich entdeckt. Der DFB promotet sie bei Facebook unter dem Namen „Sommermärchen reloaded“ - und Nadine Angerer ist brandneu bei Twitter dabei.

Einer der ersten Tweets von Nadine Angerer war ein Foto vom DFB-Mannschaftsbus-Wackel-Dackel „Theo-Michael“. Am Donnerstagmittag vor dem WM-Spiel gegen Nigeria ließ die Torhüterin noch wissen, dass sie gerade den Film „Drei“ auf DVD geschaut habe. Später verriet sie: „Die Twitter-Idee ist einem albernen Tischgespräch entsprungen. Meiner Zimmerpartnerin Linda Bresonik muss ich jetzt beweisen, dass ich bis WM-Ende 1000 Follower kriege.“ Freitagmittag waren es bereits mehr als 350.

Längst hat auch die Frauennationalmannschaft das Social Web für sich entdeckt. Der DFB postet Neues bei Facebook unter „Sommermärchen reloaded“. Fragwürdig wird's, wenn das Management schreibt - wie bei Bajramaj. „Im normalen Leben würde ich das als Frechheit empfinden, wenn der Manager von Lira Bajramaj ankommt und anfängt, mit mir zu reden - verkleidet als Lira Bajramaj“, sagt Mirko Lange, Social-Media-Experte der Münchner PR-Agentur talk@bout.

Bajramaj-Berater Dietmar Ness streitet nicht ab, dass das Management die Einträge für den Werbestar macht: „Es ist wichtig, Liras Sichtbarkeit für unsere Partner zu erhöhen. Wir kündigen da auch Events mit unseren Partnern wie Nike an.“ Er betont, dass die 23-Jährige sehr interessiert an der Seite sei und selbst auch Fanfragen beantworte. „Macht's nicht, um Marketing zu machen. Das halte ich für abgeschmackt“, rät Lange zum Engagement im Web 2.0.

Auch einen solchen Facebook-Account, bei dem man einseitig „Fan“ aber nicht „Freund“ werden kann, hat Célia Okoyino da Mbabi. Die Seiten von Kerstin Garefrekes, Melanie Behringer, Babett Peter, Ariane Hingst oder Kim Kulig alias „Kimmi Coolig“ wirken eher privat. „Bei Kim ist nichts ferngesteuert“, sagt ihr Manager Siggi Dietrich. Die ebenfalls facebookende Svenja Huth, U-20-Weltmeisterin aus Frankfurt, sagt: „So können wir unser Leben mit unseren Fans teilen.“ Und: „Wir Jungen sind eh in diesen Netzwerken etabliert.“

Und dann ist da noch der Deutsche Fußball-Bund (DFB), der nach den Männern seit der WM 2010 nun auch für seine Frauen twittert. Mit inzwischen über 4500 Followern. Auf Facebook schnellte die Zahl auf über 34 000 Fans. „Wir wollen uns dem Userverhalten unserer Fans anpassen“, sagt Ralf Köttker, DFB-Mediendirektor und Geschäftsführer von DFB-Online. Fotos und Video-Grüße gäben beispielsweise „schnelle, exklusive Einblicke“. „Wir machen das, weil wir fan-nah sein wollen und müssen“, sagt Nationalmannschaftsmanagerin Doris Fitschen. Längst gibt es auch DFB-Apps für iPhone und iPad.

„Ich halte das für absolut zeitgemäß“, sagt der Experte Lange. „Amerika ist uns - was Social Media angeht - zwei, drei Jahre voraus.“ Auch die Sport-Stars. Ganz selbstverständlich gibt Lance Armstrong Statements via Twitter. Auch die US-Basketballer „zwitschern“ ohne Ende. Bei der Frauen-WM zeigen sich vor allem die Australierinnen bei Facebook unter ihrem Spitznamen „Matildas“ social-media-affin - und die Kanadierinnen. Deren Star Christine Sinclair - im WM-Eröffnungsspiel gegen Deutschland mit dem tollen Freistoßtor - twitterte als „Sincy12“ beispielsweise: „Egal, wo wir sind, wir schaffen es immer, ein Starbucks zu finden. Bochum...“

Turbine Potsdams Torhüterin Anna Felicitas Sarholz (18), die mit dem DFB im Clinch liegt, lud sich zum Eröffnungsspiel eine Kanada-Flagge auf ihrer Facebook-Seite hoch. Eine Nachricht über die Vertragsverlängerung der Bundestrainerin kommentierte sie mit den Worten: „Ist heut der 1. April???“

Experte Lange erklärt: „Natürlich hat man so eine viel größere Öffentlichkeit, deswegen hat alles unter Umständen viel größere Konsequenzen.“ Und: „Der DFB hat eine Fürsorgepflicht, er müsste vor der WM einen Workshop anbieten.“ Doris Fitschen sagt: „Wir erklären das den Spielerinnen.“ Sie ist selbst bei Facebook. Ihr Profilbild zeigte sie bis zuletzt mit schwarzer Locken-Perücke - wohl ein Partybild. Das ist inzwischen verschwunden. Der Marketing-Profi Fitschen betont: „Das ist nur privat.“