Befehle vom Telefon: Fernsteuerungs-Apps für TV & Co.
Stuttgart (dpa/tmn) - Unterwegs den Router anschalten, aus der Ferne auf die Musiksammlung zugreifen und den Fernseher vom Nebenraum aus steuern: Remote-Apps machen es möglich. Allerdings kochen viele Hersteller ihr eigenes Süppchen, Universallösungen gibt es kaum.
Dass Smartphones wahre Alleskönner sind, ist keine Neuigkeit. Mit Apps können sich die Mobiltelefone in Navigationsgeräte, Spielkonsolen oder digitale Nachschlagewerke verwandeln - sogar in Fernbedienungen für den Fernseher, den Blu-ray-Player, den Receiver, die Netzwerkfestplatte oder den PC. „Smartphone oder Tablet könnten langfristig zu einer Art Hub für alle Geräte im Haushalt werden“, sagt Prof. Albrecht Schmidt, Leiter des Instituts für Visualisierung und Interaktive Systeme (VIS) an der Universität Stuttgart.
So könnte es in Zukunft zum Beispiel möglich sein, Küchengeräte per Smartphone und App zu steuern. Komplexe Aufgaben könnten so zum Kinderspiel werden, erklärt Schmidt. Anstatt den Backofen einfach nur anzuschalten, programmiert man ihn mit Hilfe eines Rezepts aus dem Internet so vor, dass er zur richtigen Zeit die richtige Temperatur hat. „Natürlich werden Sie die Kaffeemaschine noch immer von Hand einschalten“, erklärt Schmidt. „Aber mit Smartphone-Fernbedienung können Sie zum Beispiel von unterwegs überprüfen, ob Sie sie auch wirklich ausgemacht haben.“
Bei anderen Geräten sind solche Visionen schon Realität, vor allem beim Heimkino. Fast alle großen Hersteller von Fernsehern, Blu-ray-Playern, AV-Receivern und ähnlichen Geräten haben passende kostenlose Remote-Apps programmiert. Erhältlich sind die Programme meist für Smartphones und Tablets mit Android oder iOS. Andere mobile Betriebssysteme wie Windows Phone oder Blackberry OS gehen oft leer aus. Die Verbindung läuft über WLAN. Welche Modelle eine App genau unterstützt, ist meist in den Beschreibungen im iTunes App Store oder dem Android-Marktplatz Google Play festgehalten. Beim Start der Anwendung muss der Nutzer dann nur noch auswählen, welches Gerät er benutzt - die Verbindung wird dann automatisch hergestellt.
Es könnte gut sein, dass Smartphone-Apps herkömmliche Fernbedienungen in nicht allzu ferner Zukunft ganz ablösen. „Infrarot-Fernbedienungen wird es weiter geben“, sagt Prof. Schmidt. „Die Frage ist nur, ob sie auch jemand benutzen wird.“ Denn die Apps können meist mehr, als nur das Programm wechseln oder die Lautstärke regeln. Weil anders als bei einer Infrarot-Verbindung Daten per WLAN in beide Richtungen fließen, kann eine Smartphone-App zum Beispiel Zusatzinformationen wie die Daten der elektronischen Programmzeitschrift (EPG) anzeigen.
Hinzu kommen die Netzwerkfunktionen, die Smartphones und Tablets ohnehin haben. „Ich kann mit dem selben Gerät das Fernsehprogramm steuern und gleichzeitig mit Freunden darüber diskutieren“, erklärt Albrecht Schmidt die Möglichkeiten. Auch für Router oder Netzwerkfestplatten vieler Hersteller gibt es längst Fernbedienungs-Apps, mit denen Nutzer zum Beispiel von jedem Raum des Hauses Zugriff auf ihre Musiksammlung haben, unter Umständen sogar von unterwegs. Auch die Internetverbindung des Routers lässt sich mit solchen Anwendungen schnell prüfen, trennen oder neu starten.
Ein klassisches Problem der Infrarot-Fernbedienung ist aber auch bei den Remote-Apps geblieben: Wer nicht gerade sämtliche Geräte beim gleichen Hersteller kauft, braucht statt einer immer mehrere Apps. „Universal-Apps gibt es aktuell schlicht nicht“, sagt Nico Jurran von der Computerzeitschrift „c't“. „Die Hersteller wollen Kunden durch eigene Apps an sich binden.“ Das Kalkül dahinter: Hat der Kunde sich einmal an eine App gewöhnt, kauft er vielleicht auch andere Geräte vom gleichen Hersteller. Deshalb machen die Firmen es Herstellern von Universal-Apps absichtlich schwer und verschlüsseln zum Beispiel die Übertragungsprotokolle zwischen App und Gerät.
Zum Fernsteuern von Computern gibt es dagegen Universallösungen. Kein Wunder: Denn auf dem Rechner können Programme installiert werden. Und um Anwendungen wie RemoteDroid und UnifiedRemote (beide für Android) oder Remoter und Mobile Remote (beide für iOS) nutzen zu können, muss man neben der Smartphone-Anwendung auch ein sogenanntes Client-Progranmm auf dem Rechner installieren.
Manche Apps ersetzen Maus und Tastatur und machen das Smartphone per virtuellem Netzwerk (VNC) zur zentralen Steuereinheit mit dem Desktop im Display. Für solche Anwendungen muss man aber meist auch ein wenig Geld bezahlen. Viele andere Remote-Apps für den Rechner sind kostenlos und für einen ganz speziellen Anwendungszweck programmiert: Zum Beispiel zur Steuerung der Musikspieler-Software oder zum Weiterblättern der Folien bei einer Präsentation.