Besucheransturm bei der Gamescom
Köln (dpa) - Als die Gamescom morgens um 10.00 Uhr ihre Türen öffnete, gab es für viele Besucher kein Halten mehr: Sie rannten quer durch die Messehallen zu den sehnlichst erwarteten Spiele-Neuheiten.
Und Schnelligkeit zahlte sich aus am Donnerstag, dem ersten Publikumstag der größten europäischen Computerspielemesse in Köln: Bereits nach kurzer Zeit hatten sich an einigen Ständen lange Warteschlangen gebildet. Und manche Besucher hatten sich wie die Helden aus ihren liebsten Fantasy- oder Actionspielen verkleidet.
„Ab hier Wartezeit drei Stunden“, hieß es zum Beispiel auf einem Schild vor der neuesten Ausgabe der Ego-Shooter-Reihe „Call of Duty“. „Ich bin einfach ein großer Fan. Da ist man in ständiger Lauerstellung und nimmt auch die Warterei in Kauf“, sagte der 23-jährige Karsten Woll aus Oldenburg. „Ich hoffe nur, dass sich das Ganze am Ende lohnt.“ Noch krasser war es beim Rollenspiel „Diablo 3“: Dort mussten die Besucher zunächst warten, bis sie in den „offiziellen“ Wartebereich kamen, um dort weitere drei Stunden anzustehen. „Das ist echt Wahnsinn hier, noch viel mehr Leute als letztes Mal“, meinte ein Ordner.
Das ist auch der Eindruck der Kölner Messegesellschaft, die allerdings keine Tages-Besucherzahlen bekanntgibt. „Aber es ist auf jeden Fall wesentlich voller als im vergangenen Jahr“, sagte ein Sprecher. Das Ziel, bis zum Sonntag die Vorjahres-Gesamtzahl von 254 000 Besuchern zu übertreffen, scheint realistisch. Die Gamescom hatte am Mittwoch mit einem Fachbesucher- und Medientag begonnen.
Rund 550 Aussteller, so viele wie noch nie, zeigen auf der Gamescom die Trends der Branche. Ego-Shooter, Action- und Rollenspiele waren bei der klassischen Zielgruppe - jung und männlich - der Renner. Aber auch Bewegungsspiele - Modethema des vergangenen Jahres - lockten viele Besucher an die laut beschallten Stände. Online-Spiele, in denen die Branche einen großen Wachstumsmarkt sieht, wurden in einem eigenen Bereich gezeigt. Spiele-Apps für Smartphones entwickeln sich immer mehr zu einer Konkurrenz für etablierte Konsolenhersteller.
Während in den Hallen die Spiellust tobte, diskutierten Experten auf einer Konferenz über den Umgang mit Werbung in Computerspielen. Diese sei heute gang und gäbe, sagte Prof. Christoph Klimmt von der Hochschule für Musik, Theater und Medien (HMTM) Hannover bei der Vorstellung einer Studie der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM).
Oft sei die Reklame geschickt mit der Spielwelt verschmolzen - deswegen hätten gerade Kinder Schwierigkeiten, die kommerzielle Absicht zu erkennen. Klimmt und seine Mitautoren forderten daher, Werbung zu kennzeichnen, „wo es die Spieler nicht stört und nicht bremst“ - etwa in Ladepausen oder mit gelegentlichen Einblendungen während des Spiels. Zudem müsse ein einheitlicher Rechtsrahmen für Computerspiele erschaffen werden.