Bloß keine Effekthascherei: Tipps für schönen Videoschnitt

Berlin (dpa/tmn) - Selbst einfache Schnittprogramme erlauben Freizeitregisseuren spektakuläre Filmeffekte. Doch Blenden, aufwendige Übergänge und andere Effekten sollten sie mit Bedacht einsetzen. Sonst geraten selbst die schönsten Aufnahmen zur Nebensache.

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Auch wenn inzwischen fast jedes Smartphone dazu in der Lage ist, ganz ansehnliche Filmchen auf die Speicherkarte zu bannen: Der Markt für klassische Camcorder zieht wieder an. Im vergangenen Jahr gingen nach Angaben der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) 663 000 Camcorder über die Ladentische, drei Prozent mehr als 2012.

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Zum Einsatz kommen die Kameras zum Beispiel im Urlaub, auf Hochzeiten und anderen Familienfeiern oder zur Einschulung des Nachwuchses. Damit die Erinnerung in bewegten Bildern auch später noch Spaß macht, müssen Nutzer das Material aber erst zu einem richtigen Film zusammenschneiden. Selbst einfache Schnittprogramme bieten dafür mittlerweile eine Fülle an Übergängen und anderen optischen Spielereien.

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Weniger ist hier aber manchmal mehr. „Um ganz ehrlich zu sein: Effekte machen Filme selten schöner - ein Effekt wirkt eigentlich nur dann gut, wenn er dem Zuschauer nicht auffällt“, erklärt Joachim Sauer, Redakteur der Zeitschrift „Videoaktiv“. Pure Effekthascherei wirke langweilig und billig. Animierte Übergänge sollten zum Beispiel nicht bei jeder neuen Kameraeinstellung, sondern nur beim Wechsel zwischen verschiedenen Handlungsorten oder Themen zum Einsatz kommen - sonst achtet der Zuschauer irgendwann nur noch auf die Effekte, nicht mehr auf den Inhalt.

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Wirklich aufwerten lässt sich ein Urlaubsfilm aber durch ordentliche Zwischentitel oder sogar durch eine Routenanimation, die die Reise nachvollziehbar machen. „Sinn macht es zudem, dem gesamten Film oder einzelnen Themen im Film einen einheitlichen Look zu verpassen“, so der Experte. So lässt sich das gesamte Bild mit Hilfe von Filtereffekten zum Beispiel bunter machen oder im Stil von Instagram und Co. bewusst altmodisch gestalten.

Allerdings geht das nur mit spezieller, meist kostenpflichtiger Software. Denn das Bordwerkzeug der Betriebssysteme ist in der Regel nicht besonders gut, sagt Joachim Sauer. Eine Ausnahme stellt für ihn lediglich iMovie für den Mac dar. Windows-Nutzer bekommen für um die 50 Euro gute Einsteigerprogramme. Die bieten zwar nur eingeschränkten Funktionsumfang, punkten dafür aber mit einfacher Bedienung. Praktisch sind zum Beispiel Tools mit Themenvorlagen: Damit muss der Hobbyfilmer nur die gewünschten Clips auswählen, die Software kombiniert sie dann nach einer festgelegten Schnittfolge und wechselt zum Beispiel automatisch zwischen Nahaufnahmen und Totalen.

„Die Klasse darüber kostet zwischen 80 und 120 Euro und beinhaltet eigentlich alles, was man benötigt“, sagt Sauer. Aus eigener Erfahrung empfiehlt er Einsteigern Video Easy HD 5 von Magix. Fortgeschrittene können zu Corel VideoStudio Pro X7 oder Cyberlinks PowerDirector 12 greifen. Und wer Filmen auf professionellem Niveau den letzten Schliff verpassen will, findet nach Angaben des Experten in Grass Valley Edius Neo 3.5 eine sinnvolle, wenn auch recht teure Lösung.

Noch besser klappt die Nachbearbeitung übrigens, wenn Nutzer schon während der Aufnahme daran denken. Sauer rät, sich vorher ein kleines Konzept zu erstellen: „Wer einmal die Kamera gezückt hat, macht nicht nur eine Aufnahme, sondern sollte von mehreren Standpunkten mindestens vier oder fünf Videoclips aufzeichnen.“ So hat man später mehr Auswahl und kann seine Geschichte wie im Kino aus mehreren Blickwinkeln erzählen.

Wie bei den Effekten gilt allerdings auch hier: Weniger ist mehr. Die Experten der Fachzeitschrift „Chip“ warnen zum Beispiel vor häufigen Zoom-Aufnahmen und schnellen Schwenks. Denn solche Kamerabewegungen wirken oft hektisch und sollten daher mit Bedacht eingesetzt werden. Damit sich die Bewegung später besser schneiden lässt, sollte die Aufnahme bei Start- und Schlussbild jeweils etwa drei Sekunden ruhen.

Die meisten Fehler entstehen nach Angaben von Joachim Sauer aber nicht durch handwerkliche Schwächen, sondern durch Selbstverliebtheit. Man dürfe nie vergessen, dass der Zuschauer nicht die gleiche Begeisterung für die Erlebnisse mitbringt wie der Filmer. Stattdessen erwarte das Publikum eine knackige Zusammenfassung: „Ein langes Epos will sich niemand anschauen.“