Börse bejubelt rasantes Wachstum bei Amazon

Seattle (dpa) - Amazon wächst was das Zeug hält. Mit günstigen Preisen, kostenlosem Versand und neuen Produkten lockt der weltgrößte Onlinehändler die Kunden an und sichert sich damit Marktanteile.

Das rasante Wachstum hat allerdings eine Kehrseite: Der Gewinn leidet seit einiger Zeit. Die Anleger schreckt das nicht ab. Sie treiben den Kurs der Amazon-Aktie in die Höhe.

Der Ebay-Rivale verdiente im ersten Quartal noch 130 Millionen Dollar (99 Mio Euro), wie er am Donnerstag mitteilte. Das waren 35 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Der schrumpfende Gewinn ist auch darauf zurückzuführen, dass Amazon Produkte wie den Tablet-Computer Kindle Fire unter den Herstellungskosten verkauft und massiv in eine Download-Plattform für Software und Spiele investiert.

Auch der Ausbau der Logistikzentren geht ins Geld. Vor allem in Deutschland wachse Amazon mit neuen Logistikzentren in „unglaublicher Geschwindigkeit“, sagte Ralf Kleber, Geschäftsführer von Amazon Deutschland, der Nachrichtenagentur dpa. „Und bisher hat sich unsere Wachstumsstrategie ausgezahlt.“

Die Aktie schoss im frühen New Yorker Handel um mehr als 13 Prozent auf gut 222 Dollar hoch. Die Analysten hatten einen weitaus schlimmeren Einbruch befürchtet. Amazon selbst hatte sogar einen Verlust nicht ausschließen wollen. Dass sich der Gewinn Jahr um Jahr in diesem Geschäft verändert, sei aber ganz normal, sagte Kleber. Die Strategie - Wachstum um jeden Preis - hat offensichtlich Erfolg: Der Umsatz zog um 34 Prozent auf 13,2 Milliarden Dollar an. Verkaufsschlager war der subventionierte Kindle Fire. Das Gerät kostet nur halb so viel wie ein Apple iPad.

In Deutschland und Europa gibt es den Kindle Fire aber auch bis auf weiteres nicht. Alles, was im Markt gut ankommt, werde Amazon aber auch nach Deutschland bringen, sagte Kleber. Bislang stehe ein Termin für den Marktstart des Kindle Fire hierzulande aber noch nicht fest.

Dafür hatte Amazon erst vor kurzem zwei neue Kindle Touch-Geräte mit E-Ink-Technik an den Start gebracht. Damit lassen sich E-Books zum Beispiel auch noch bei hellem Umgebungslicht gut lesen. Derzeit sind über 100 000 deutschsprachige Titel vorrätig, insgesamt bietet Amazon mehr als 1,2 Millionen E-Books an.

Ebenfalls im April brachte Amazon ein neues Download-Portal für Software und Spiele online. Zum Start vor 14 Tagen standen mehr als 500 Titel zur Verfügung. „Das ist aber est der Anfang“, sagt Kleber. Der große Vorteil beim digitalen Online-Vetrieb sei auch, dass Amazon keine zusätzlichen Lager bauen müsse.

Amazon geht auch im laufenden zweiten Quartal von einem deutlichen Umsatzzuwachs aus zwischen 20 und 24 Prozent. Der Konzern warnte gleichzeitig erneut vor der Möglichkeit, Verlust zu machen. Das operative Minus könne schlimmstenfalls bei 260 Millionen Dollar liegen, hieß es.

Amazon fährt zweigleisig: Auf der einen Seite ist das Unternehmen ein klassischer Onlinehändler, der mit günstigen Preisen die Konkurrenz auszubooten versucht. Auf der anderen Seite entwickelt sich Amazon immer mehr zum Anbieter von Inhalten wie Filmen und Musik. Das dritte Standbein sind Internetservices wie Cloud-Dienste.