Börsenverein: „Amazon zerstört die Strukturen im Buchhandel“

Frankfurt/Main (dpa) - Der Internethändler Amazon hat sich mit Buchverlagen und Handel angelegt. Vordergründig geht es um Rabatte - letztlich aber um die Macht in der Branche. Ein Interview mit dem Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

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Im Clinch mit Amazon ist für die deutsche Buchbranche keine Lösung in Sicht. Eine Einigung zwischen Verlagen und dem Online-Händler sei nicht einfach, „solange Amazon weiter sein Ziel aggressiv verfolgt, ein Monopol zu errichten“. Das sagt der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Alexander Skipis, im Gespräch:

Herr Skipis, Ihr Verband sieht das Buch als Kulturgut - die Branche profitiert vom gebundenen Preis und reduzierten Mehrwertsteuersatz. Wieso soll das Buch in der digitalisierten Welt nicht genauso behandelt werden wie jede andere Ware auch?

Skipis: Wenn Sie das Buch wie eine Waschmaschine behandeln würden, gäbe es keine literarisch wertvollen Werke, die sich anfangs eher schlecht verkaufen, wie beispielsweise Franz Kafka. Dann würde nur das schnelle Geld zählen, es gäbe keinen Raum für Experimente. Das gilt auch in der digitalisierten Welt. Es spielt doch keine Rolle, ob es sich um ein gedrucktes oder ein digitales Buch handelt. Dahinter steht ein Werk.

In Amazon ist Buchhandel und Verlagen ein mächtiger Konkurrent erwachsen. Wieso sieht sich die Branche durch den amerikanischen Onlinehändler so massiv bedroht?

Skipis: Das Ziel von Amazon ist es, Monopolist zu werden. Unternehmensgründer Jeff Bezos hat ja einmal gesagt, Verlage müssen gejagt werden wie Gazellen. Amazon will also der einzige Mittler zwischen Leser und Autor werden. Dadurch werden aber die wertschöpfenden Strukturen im Buchhandel zerstört, die für Qualität und Vielfalt stehen.

Amazon will Verlage in den USA und Deutschland zu höheren Rabatten bei E-Books zwingen. Sie haben dagegen Beschwerde beim Bundeskartellamt eingelegt...

Skipis: Amazon will von Verlagen beim Verkauf von E-Books nach Medienberichten statt der üblichen 30 künftig rund 50 Prozent Rabatt haben. Diese Forderung versuchte man dadurch zu erzwingen, indem die Auslieferung der gedruckten Bücher der betreffenden Verlage behindert wurde. Damit hat Amazon aus unserer Sicht seine Marktmacht eindeutig missbraucht.

Amazon selbst sagt, man handle im Interesse des Konsumenten, um E-Books künftig möglichst günstig anbieten zu können.

Skipis: Das ist der durchschaubare Versuch Amazons, die Leser hinters Licht zu führen. Das ist nie Ziel eines Monopolisten. Derzeit liegt der gebundene Preis für E-Books ohnehin etwa 20 Prozent unter dem des gedruckten Buchs. Es gilt aber hier immer noch der volle Mehrwertsteuersatz für E-Books, weil eine EU-Richtlinie geändert werden muss. Das steht einer weiteren Vergünstigung entgegen.

Im Streit um die E-Book-Rabatte zeichnet sich nach Berichten eine Annäherung zwischen den Verlagen und Amazon ab. Halten Sie eine Einigung für möglich?

Skipis: Das wird nicht einfach, solange Amazon weiter sein Ziel aggressiv verfolgt, ein Monopol zu errichten. Ich glaube, der Druck auf Amazon wird wachsen, da auch andere Branchen merken, in wessen Hand sie geraten sind. Wir müssen generell darauf achten, dass im Internet nicht Monopol-Strukturen entstehen, die uns beherrschen. Jaron Lanier, der diesjährige Träger des Friedenspreises des Buchhandels, sagt: „Du bist nicht der Kunde der Internetunternehmen, Du bist deren Produkt.“ Ich glaube, da ist was Wahres dran. Er trifft damit den Kern der Diskussion.

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Die Frankfurter Buchmesse findet vom 8. bis 12. Oktober 2014 statt.