Boom der Vergleichsportale: Check24 wächst rasant
München (dpa) - Preisvergleiche im Internet haben sich in Deutschland zu einer Art Volkssport entwickelt. Davon profitiert das Münchner Unternehmen Check24 und wächst rasant.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr sei der Umsatz um 60 Prozent auf 330 Millionen Euro gewachsen, sagte Christoph Röttele, Mitglied der Geschäftsführung, der Deutschen Presse-Agentur in München. Stark zugelegt habe vor allem das Geschäft mit Reisen, Krediten, Strom- und Gastarifen sowie Autoversicherungen.
Auch für das laufende Geschäftsjahr 2015/16, das Ende März endet, rechnet das Münchner Unternehmen mit einem kräftigen Plus. Dazu trägt auch das neue Geschäft mit Baufinanzierungen bei, in das Check24 erst im vergangenen Jahr eingestiegen war. Ziel sei es, den Umsatz des Unternehmens jedes Jahr um mindestens 30 Prozent zu steigern, sagte Röttele.
Dafür investiert Check24 viel Geld in Werbung: Das gesamte Werbevolumen vor Abzug von Rabatten betrage rund 118 Millionen Euro. Zahlen zum Gewinn nennt die Firma nicht: „Aber wir wachsen profitabel und finanzieren das Wachstum allein aus Eigenmitteln.“
Check24 war vor 17 Jahren als Start-up mit einer Handvoll Mitarbeitern gegründet worden und sieht sich inzwischen mit 800 Beschäftigten als größter Anbieter von Preisvergleichen für Versicherungen, Reisen und andere Produkte in Deutschland. Konkurrent Verivox kam nach eigenen Angaben zuletzt auf 82 Millionen Umsatz im Jahr 2014. Der Markt ist hart umkämpft: Neben einer Reihe deutscher Wettbewerber steht auch der US-Gigant Google in den Startlöchern.
Den klassischen Versicherungsmaklern ist das boomende Geschäft ein Dorn im Auge: Sie haben Check24 verklagt, weil das Unternehmen aus ihrer Sicht nicht klar genug darauf hinweist, dass es für die Vermittlung von Versicherungen genau wie andere Makler Provisionen kassiert. Zum Auftakt eines Prozesses vor dem Landgericht München Ende Februar hatten die Richterinnen erklärt, dass Check24 den Hinweis auf die Maklerrolle nicht in der Fußzeile verstecken solle. Eine Entscheidung wird im Mai erwartet. „Wenn das Gericht sagt, dass wir etwas ändern müssen, werden wir das machen“, sagte Röttele.
Verbraucherschützern geht das nicht weit genug. Sie hatten die Vergleichsportale vor wenigen Wochen zu mehr Transparenz aufgefordert: Auch die Höhe der Provision für die Vertragsvermittlung müsse offengelegt werden. Das Thema beschäftigt auch bereits die EU-Kommission, die den Verbraucherschutz bei den Internet-Vergleichsportalen verbessern will.