Boomender Onlinehandel: Immer mehr kaufen im Netz

Berlin (dpa) - Der moderne Kunde kauft im Netz. Der boomende Onlinehandel muss aber kein Ladensterben zur Folge haben. Die Menschen wollen auch künftig das Shoppingerlebnis mit Waren zum Anfassen.

Bücher, Winterstiefel oder Waschmaschinen stressfrei am Computer bestellen. Wer hip ist, geht ins Internet und meidet das Gedränge in den Läden. Der virtuelle Shoppingbummel wird immer beliebter. Unternehmen wie Otto oder Neckermann rechnen auch im neuen Jahr mit Online-Wachstum. Interessant ist für den klassischen Einzelhandel auch die Verknüpfung mit dem Internet. So kündigte beispielsweise die Metro-Warenhaustochter Kaufhof für 2011 eine neue Onlinestrategie an. E-commerce und Kaufhausgeschäft sollen weitgehend zusammengeführt werden. Marktforscher sehen darin große Chancen.

Kaufhof will im September mit dem verstärkten Vertrieb auf allen Kanälen (Multichannel-Retailing) starten. Dabei sollen im Netz neue Kunden erreicht werden. Gleichzeitig sollen auch Anreize geschaffen werden, die Waren in der Filiale abzuholen, statt sie sich zuschicken zu lassen. „Wir erwarten nur geringe Kannibalisierungseffekte“, betont Kaufhof-Chef Lovro Mandac.

„Die Verknüpfung von Online- und stationärem Handel wird in den kommenden Jahren noch weiter vorangetrieben“, prognostiziert Wolfgang Adlwarth vom Nürnberger Marktforschungsinstitut GfK. Zu beobachten sei dieser Trend schon bei vielen kleineren Händlern. Multichannel biete ein enormes Potenzial, geht aus einer GfK-Studie hervor. Die Kunden wollten die Ware aber weiterhin „testen und anfassen“. Das Bedürfnis nach dem Shoppingerlebnis bleibe bestehen. Daher werden es auch künftig Läden in den Einkaufsstraßen der Städte geben.

Für das abgelaufene Jahr rechnet die GfK mit einem Umsatzplus beim Onlinegeschäft von 14 Prozent und erwartet auch im kommenden Jahr ähnliches Wachstum. „Es gibt ein steigendes Potenzial in der Bevölkerung, was stärker ausgeschöpft wird“, betont Adlwarth. Dazu gehöre auch die ältere Generation 60plus, die zunehmend das Internet nutzt. Zudem kauften immer mehr Menschen öfter online ein und „das mit immer höheren Bons“. Weniger gut könnte sich hingegen der Internethandel mit Lebensmitteln entwickeln. „Da ist die rechtzeitige Auslieferung von frischer und verderblicher Ware noch ein Problem“, betont Adlwarth. Immer wieder würden Versuche gestartet, die sich dann aber als nicht rentabel erwiesen.

Der Bundesverband des deutschen Versandhandels geht für das vergangene Jahr sogar von 18 Prozent Wachstum aus. Der Online-Umsatzanteil am gesamten Einzelhandel ist zwar immer noch gering, wächst aber stetig. Dabei stehe das Geschäft im Internet kaum in Konkurrenz zum stationären Handel. „Manch kleinerer Fachhändler erschließt sich durch seine online-Präsenz auch weltweit neue Kunden“, betont Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.

Der IT-Verband Bitkom empfiehlt bei Online-Bestellungen immer auf die Seriosität der Anbieter zu achten. Zur Bezahlung sollten Konto- und Kreditkarten über eine verschlüsselte Verbindung übertragen werden. Denn in der virtuellen Shoppingmeile tummeln sich nicht nur Kunden: Die Polizei registriert zunehmend Waren- und Kreditbetrug im Netz. Allein 2009 wurden mehr als 110 000 Fälle gemeldet.