Vernetzung der Dinge Bosch will für selbstfahrende Autos das „Gehirn“ liefern
Berlin (dpa) - Für selbstfahrende Autos will künftig auch der Technikkonzern Bosch das „Gehirn“ liefern. Auf einer Konferenz in Berlin stellte der Automobil-Zulieferer einen entsprechenden Fahrzeugcomputer für das autonome Fahren vor.
Mit Hilfe künstlicher Intelligenz soll er Fahrzeuge selbst durch komplexe Verkehrssituationen leiten. „Wir bringen dem Auto bei, sich selbstständig durch den Straßenverkehr zu bewegen“, sagte Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung.
Für Fahrzeuge soll es damit möglich sein, Verkehrssituationen zu interpretieren sowie bessere Vorhersagen über das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer zu treffen. Die Automobilbranche erhofft sich vom Einsatz künstlicher Intelligenz enormen Schub bei der Entwicklung autonom fahrender Autos und arbeitet mit Hochdruck an entsprechenden Lösungen.
Die Vernetzung der Dinge berge enorme Potenziale für die Mobilität der Zukunft, sagte Denner. „Künstliche Intelligenz spielt dabei eine herausragende Rolle.“ Automatisiertes Fahren werde künftig die Faktoren Stress, Emissionen und Unfälle auf Null bringen.
So sollen Fahrzeuge mit Hilfe von Sensortechnik künftig Daten für einen stets aktuellen Plan der in einer Umgebung verfügbaren Parkplätze beisteuern. Mit der Versicherung HUK Coburg arbeitet Bosch aktuell an einer neuen Anwendung, die exakt das Fahrverhalten des Autohalters registriert und entsprechend daran die Versicherungsrate bemisst. Und in Berlin präsentierte Denner eine Lösung auf Basis einer Brille für erweiterter Realität (Augmented Reality), die dem Nutzer zum Beispiel bei einem Fahrzeugschaden Reparaturanweisungen und Analysewerkzeuge direkt ins Sichtfeld projiziert.
Bosch will das Auto-„Gehirn“ gemeinsam mit dem amerikanischen Chiphersteller Nvidia bauen, eine entsprechende Kooperation kündigte Denner am Donnerstag an. Auf den von Nvidia angefertigten Chips sollen dann die Algorithmen für die Fahrzeugbewegungen in künstlichen neuronalen Netzen gespeichert werden. Der Autocomputer solle spätestens Anfang der kommenden Dekade in Serie gehen, kündigte Bosch an. Anfang 2017 hatte das Unternehmen die Gründung eines Zentrums für Künstliche Intelligenz angekündigt. Der Konzern werde rund 300 Millionen Euro in diesem Bereich bis 2021 investieren, sagte Denner.
Bei der Erfassung und Verarbeitung der anfallenden Daten beim autonomen Fahrzeug sei in Sachen Datensicherheit künftig verstärkt ein gesellschaftlicher Diskurs nötig, sagte Michael Fausten, Projektleiter für automatisiertes Fahren bei Bosch, der dpa. „Automatisierte Fahrzeuge brauchen viele Daten etwa über den aktuellen Zustand der Straßen.“ Dabei sei es aber nicht wichtig, von welchem Auto die Daten stammten. Über spezielle Verfahren könnten die erfassten Identitätsnummern der Fahrzeuge anonymisiert werden, so dass die Daten nicht individuell rückführbar seien. „Es ist wichtig, dass man erklärt, was man mit den Daten macht.“ Dabei bedarf es großer Transparenz.
Auf der Konferenz Bosch Connected World in Berlin zum Internet der Dinge diskutieren noch bis Donnerstag rund 2700 Entwickler, Vertreter aus der Wirtschaft sowie Journalisten über Vor- und Nachteile der Vernetzung des Menschen und seiner Lebenswelt.