Carrier IQ gibt Abfangen von SMS zu
New York (dpa) - Also doch: Die als Schnüffel-Programm kritisierte Software des Mobilfunk-Dienstleisters Carrier IQ hat in den USA teilweise auch SMS mitgeschnitten. Allerdings heißt es, es sei nur ein Versehen gewesen und die Daten seien nie ausgewertet worden.
Die SMS seien nur durch einen Fehler auf die Server des Unternehmens gelangt und nie ausgewertet worden, sagten Carrier-IQ-Manager dem US-Blog „All Things Digital“. Die Software habe die SMS nur in den seltenen Fällen abgefangen, wenn sie während eines Telefonats empfangen wurden. Nach einer offiziellen Anfrage aus dem US-Senat veröffentlichte das Unternehmen eine 19-seitige Erklärung zu seiner Arbeitsweise.
Carrier IQ ist ein Dienstleister für Mobilfunk-Unternehmen, der von mehreren US-Netzbetreibern genutzt wird, darunter AT&T und T-Mobile USA. Die Aufregung kochte hoch, nachdem ein Software-Experte ein Video veröffentlicht hatte, in dem nach seinen Angaben zu sehen war, wie die Software von Carrier IQ auf einem Handy Suchanfragen und gewählte Telefonnummern schon beim Eintippen registrierte.
Carrier-IQ-Manager Andrew Coward sagte jetzt, in dem Video sei in Wirklichkeit eine Datei des Smartphone-Betriebssystems Android zu sehen gewesen. Zugleich habe man in dem Video nicht erkennen können, welche Art von Informationen an die Server von Carrier IQ gegangen sei.
Zu dem SMS-Fall sagte Firmenchef Larry Lenhart: „Wir wussten nicht einmal, dass sie aufgezeichnet wurden.“ Die Kurznachrichten seien in einem nicht auswertbaren Format gespeichert gewesen, auch die Netzbetreiber hätten nichts davon gewusst. Sie hätten erst mit zusätzlicher Software aus dem Datenstrom herausgelesen werden können, die aber nie geschrieben worden sei, hieß es in der Firmenerklärung.
Bisher hatte Carrier IQ alle Vorwürfe kategorisch zurückgewiesen und erklärt, Daten von Verbrauchern seien weder mitgeschnitten noch weitergeleitet worden. Der Dienst soll Mobilfunk-Anbietern helfen, die Netze besser zu managen. Dafür würden etwa Informationen über abgebrochene Verbindungen, Netz-Probleme, Signalstärke oder Akku-Laufzeit gesammelt, hieß es in der auf der Firmen-Website veröffentlichten Erklärung.
Aus dem Dokument geht auch hervor, dass die auf mobilen Geräten installierte Software „IQ Agent“ heißt und einmal täglich „Diagnose-Informationen“ absetzt. Die Daten würden dann gesammelt ausgewertet, um ein Bild vom Zustand des Netzwerks zu bekommen.
In den USA wurde nach den Vorwürfen bereits eine Sammelklage gegen Carrier IQ, Smartphone-Hersteller und Netzbetreiber in Gang gesetzt. Informationen über einen möglichen Einsatz von Carrier IQ in Deutschland gab es bisher nicht, auch wenn laut den Online-Diensten „Golem.de“ und „Heise.de“ Spuren der Software auf hierzulande verkauften Telefonen gefunden wurden. Die bayerischen Datenschützer fragten bereits beim iPhone-Hersteller Apple nach zusätzlichen Informationen an.