CeBIT gestartet - Merkel fordert von China fairen Wettbewerb
Hannover (dpa) - Die weltgrößte Computermesse CeBIT ist in Hannover in den ersten Publikumstag gestartet. Statt Kanzlerin Angela Merkel machte diesmal Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) den traditionellen Eröffnungsrundgang.
Merkel empfängt in Berlin den ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko.
Gabriel begann den Rundgang am Stand des diesjährigen Partnerlandes China. Merkel hatte bei der Eröffnung am Vorabend von China fairen Wettbewerb eingefordert. „Unternehmen und Investoren haben ein natürliches Interesse daran, dass sie wissen, in welchen Rahmenbedingungen sie arbeiten: Berechenbarkeit, Verlässlichkeit, Gleichbehandlung der verschiedenen Unternehmen in unseren Ländern“, betonte die CDU-Politikerin. Viele ausländische Geschäftsleute in China haben derzeit das Gefühl, dass einheimische Firmen bevorzugt behandelt werden.
Die Branchenschau läuft noch bis Freitag und hofft auf gut 200 000 Besucher. Die Veranstalter machten die CeBIT, die einst auch viele Privatleute besuchten, zu einer vor allem auf Unternehmen ausgerichteten Messe. Ein Schwerpunkt am Montag ist die IT-Sicherheit. Neben der Zukunft des Verkehrs geht es auch um Attacken auf wichtige Infrastruktur.
Im Mittelpunkt der CeBIT steht in diesem Jahr vor allem der große Wandel durch die Digitalisierung. „In der Wirtschaft wird kein Stein auf dem anderen bleiben“, warnte der Präsident des Branchenverbands Bitkom, Dieter Kempf, bei der Eröffnungsfeier. Vor allem die Vernetzung aller Maschinen und Geräte und das neue Geschäft mit den dabei erhobenen Daten werden nach Einschätzung von Experten ganze Branchen umpflügen.
Pünktlich zur CeBIT zeigen zwei Studien, wie groß die Gefahr einer verschleppten Digitalisierung für die deutsche Wirtschaft wäre. So ließ der Industrieverband BDI die Unternehmensberatung Roland Berger berechnen, welche Einbußen drohten, sollte die Industrie die Verschiebung der Geschäftsmodelle in den IT-Bereich nicht konsequent genug vorantreiben.
Demnach ergäben sich allein für Deutschland bis zum Jahr 2025 rund 220 Milliarden Euro Wertschöpfungsverluste, wie die „Welt am Sonntag“ aus der ihr vorliegenden Studie berichtete. Wertschöpfung umfasst den Mehrwert, den Produktion und Dienstleistungen bringen.
Zudem befragte der Beratungskonzern EY die Unternehmen direkt. Laut der repräsentativen Studie, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, droht dem Wirtschaftsstandort Deutschland ein Dilemma: Obwohl der Druck zur Digitalisierung im internationalen Vergleich gerade für die deutsche Unternehmenslandschaft am größten ist, können sich die Betriebe in Deutschland dem Wandel nicht so stellen, wie sie gerne würden. Zentrale Hemmschuhe: Budget- und Fachkräftemangel.
Laut der EY-Studie wird zwar einiges angestoßen, doch die Digitalisierung genieße noch nicht den nötigen Vorrang - oder es fehle schlicht das Know-how, um die gewünschten Projekte auch umsetzen zu können. So ließen sich etwa die Schweiz, Schweden und Südkorea die Vorbereitung auf die digitale Revolution spürbar mehr kosten als es in Deutschland der Fall sei.
Die Deutsche Telekom stellte am Montag das erste Produkt aus ihrer Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Cloud-Anbieter Saleforce für den Autohandel vor. Die neue Plattform soll Händler, Werkstätten, Fahrzeuge und Kunden verbinden und damit eine individuell zugeschnittene Kundenbetreuung ermöglichen.
Über sogenannte iBeacons, kleine Sendereinheiten mit Bluetooth-Funk, können damit einem Kunden am Schaufenster auch außerhalb der Geschäftszeiten alle Details über sein Wunschauto als Dokument oder Video auf das Smartphone gesendet werden. Mitarbeiter können zudem Schäden am Fahrzeug per Video mit dem Smartphone oder Tablet erfassen oder einen Auftrag direkt in das System übertragen.