Chinas Internetriese Alibaba will an die Börse
New York (dpa) - Der chinesische Internetriese Alibaba plant einen der größten Börsengänge der Geschichte. Das Aktiendebüt wird im Sommer oder der zweiten Jahreshälfte erwartet. In US-Medien wird über ein Volumen zwischen 15 und 20 Milliarden Dollar spekuliert.
Bei dem spektakulärsten Aktiendebüt seit dem des Online-Netzwerks Facebook mit 16 Milliarden Dollar vor zwei Jahren mischt auch die Deutsche Bank mit. Wie aus dem Dienstag in New York vorgelegten Börsenprospekt hervorgeht, gehört das Frankfurter Geldhaus zu den sechs Instituten, die Chinas boomende Online-Handelsplattform den Anlegern schmackhaft machen sollen.
Alibaba will in New York an die Börse, weil hier die finanzstarken und internetverliebten Investoren sitzen. Im vorläufigen Börsenprospekt nannte Alibaba vorerst nur 1 Milliarde Dollar, doch gilt die Summe nur als Platzhalter und dient üblicherweise der Registrierung.
Auch andere Details blieben zunächst unklar: die Zahl der Aktien, deren Stückpreis und der Börsenplatz. Das Unternehmen kann zwischen der traditionsreichen New York Stock Exchange und der rein elektronisch arbeitenden Konkurrenzbörse Nasdaq wählen. Alibaba hatte bereits im März sein Vorhaben angekündigt. Analysten schätzen den Wert des Unternehmens auf um die 150 Milliarden Dollar.
Zu den großen Handelsplätzen des Konzerns gehören Taobao, Tmall und Juhuasuan. 231 Millionen Käufer und 8 Millionen Verkäufer wickelten hier im vergangenen Jahr Geschäfte über 248 Milliarden Dollar ab. Der chinesische Konzern ist beim Handelsvolumen nach eigenen Angaben größer als Amazon oder Ebay. Alibaba bietet jedoch nicht selbst Waren an, sondern vermittelt lediglich. Mit Alipay gehört auch ein Bezahldienst zum Konzern. „Wir haben die Art und Weise verändert, wie in China Handel betrieben wird“, schreibt Alibaba im Börsenprospekt.
Alibaba verdient sein Geld unter anderem durch Werbung, Gebühren für getätige Handelsgeschäfte sowie Mitgliedsbeiträge. Von April bis Dezember vergangenen Jahres kam so ein Umsatz von 6,5 Milliarden Dollar zustande und der Gewinn lag bei unterm Strich 2,9 Milliarden Dollar. Das Geschäftsjahr endete im März; es liegen jedoch noch keine Ganzjahreszahlen vor.
Die zwei größten Anteilseigner sind das Internet-Urgestein Yahoo mit 22,6 Prozent und Japans Telekomkonzern Softbank mit 34,4 Prozent. Gründer Jack Ma besitzt 8,9 Prozent. Sowohl Alteigentümer als auch das Unternehmen selbst wollen beim Börsengang Kasse machen. Alibaba-Chef Ma und enge Vertraute sollen aber auch nach dem Börsendebüt weiter die Kontrolle ausüben, was in den USA mit einer Zwei-Klassen-Aktienstrukur möglich ist. Wegen börsenrechtlicher Bedenken über diese Führungsstruktur hatte Hongkong ein Aktiendebüt in Asiens Finanzmetropole verweigert.
Aufgabe der Deutschen Bank und der anderen Institute ist es, Anleger anzusprechen, bei der Ermittlung des Aktienpreises zu helfen und die Papiere schließlich zu verkaufen. Die Deutsche Bank gehört zu den größten Spielern an der Wall Street. Die Frankfurter saßen unter anderem beim Börsengang des Kurznachrichtendienstes Twitter im November vergangenen Jahres mit im Boot.