Chinas Suchmaschine Baidu treibt globale Expansion voran
Peking (dpa) - Der chinesische Google-Rivale Baidu will in die Welt hinaus. Thailand, Ägypten und Brasilien stehen auf der Expansionsliste. Aber Baidu kämpft mit seinem Image als enger Partner von Chinas Zensurbehörden.
Im Nordwesten von Peking erhebt sich der graue Bürokomplex der Suchmaschine Baidu. In der Mitte von zwei Fahnen mit dem Firmenlogo flattert Chinas Nationalflagge im Wind vor dem Haupteingang. Von hieraus will die Firma ihren weltweiten Siegeszug antreten und Google attackieren. In Thailand hat Baidu vor wenigen Wochen eine Testversion seiner Suchmaschine gestartet und Mitte Mai ein Forschungszentrum im Silicon Valley eröffnet.
Suchmaschinen haben eine große Macht. Sie bestimmen zu einem großen Teil, wo wir uns im Internet bewegen. „Wir sind der Meinung, dass die Suche immer wichtiger in unserem digitalen Leben wird“, sagt Kaiser Kuo, Direktor für internationale Kommunikation bei Baidu. Der in New York geborene Kuo war einst Mitglied der legendären Pekinger Rockband Tang Dynasty. Jetzt versucht er Baidus Vision der Welt zu vermitteln.
Aber das ist nicht einfach. Denn das Unternehmen kämpft mit seinem Image als williger Partner der chinesischen Zensurbehörden. Mit rund 600 Millionen Menschen gehen in China mehr Nutzer ins Internet als irgendwo sonst auf der Welt. Aber gleichzeitig lässt die Zentralregierung das Internet dauerhaft von tausenden Zensoren durchforsten. Ausländische Dienste wie Facebook, Twitter oder YouTube sind komplett gesperrt.
Baidu gibt es nicht gerne zu, aber der Erfolg des Unternehmens gründet zu einem Teil auf diesen Beschränkungen. Seit dem Rückzug von Google aus Protest gegen die Zensur in China im Jahr 2010 ist Baidu die unangefochtene Nummer Eins in dem Markt. Mehr als 99 Prozent seines Geschäftes macht Baidu in China. Allein im ersten Quartal steigerte die Firma den Umsatz im Jahresvergleich um 59 Prozent auf 9,5 Milliarden Yuan (1,1 Mrd Euro).
Aber die Geschichte von Baidu wirft Fragen auf. Unternehmensgründer Robin Li entwickelte 1996 nach seinem Studium in den USA einen Suchalgorithmus für die Firma Dow Jones. Drei Jahre später lud ihn die chinesische Regierung zur 50-Jahresfeier der Volksrepublik ein. Was ihm die Parteiführer sagten, ist nicht bekannt. Aber viele Beobachter vermuteten, dass China gerne eine Suchmaschine im eigenen Land und in Reichweite der Macht der Zentralregierung haben wollte. Nach dem Treffen in Peking gründete Li zusammen mit seinem Freund Eric Xu die Firma Baidu.
Wird Baidus Expansion damit zu einem Export chinesischer Internetzensur-Methoden in die Welt? „Baidu respektiert die Gesetze von jedem souveränen Staat, in dem es agiert“, sagt Kaiser Kuo. Für die Expansion nach Thailand bedeute das etwa, dass jegliche Beleidigung des Königs Tabu sei. Und auch in Deutschland würde sich Baidu natürlich an alle deutschen Gesetze halten. Pläne für Deutschland oder Europa gebe es bislang aber noch nicht, sagt Kuo.
Für seine Expansion sucht sich Baidu Länder, die Chinas Entwicklungsstatus etwas ähneln. Mit ersten Computerprogrammen und Apps für Smartphones sammelt die Firma Erfahrungen in Vietnam, Thailand, Malaysia, Indonesien, Ägypten, Brasilien und Argentinien. Schrittweise will Baidu Landesversionen seiner Suchmaschine auf den Markt bringen. Die Suchmaschine für Thailand sei noch in der Testphase, sagt Kuo. „Aber in der nahen Zukunft werden wir unsere Suche mindestens in Thai, Arabisch und Portugiesisch verfügbar machen.“
Ein australisches Forscherteam analysiert in einem Projekt die globale Expansion von Baidu. „Die Firma wird damit kämpfen müssen, sich von der Außenpolitik der chinesischen Regierung zu distanzieren“, sagt Forscherin Sarah Logan von der Australian National University. In Vietnam und Thailand wurde Baidu bereits Zensur im Interesse von Peking vorgeworfen, aber nie belegt.
Aber es greift zu kurz, Baidu als eifrigen Zensurapparat zu verstehen. Die strengen Internetkontrollen der Zentralregierung gelten für alle Unternehmen in China - auch für ausländische. Die Suchmaschine Bing des Software-Riesen Microsoft filtere noch viel weitreichender Suchbegriffe in China als Baidu, urteilte der Zensur-Beobachtungsdienst greatfire.org kürzlich in einer Studie. Bing widersprach dieser Darstellung.
Alleine schon aus Geschäftsüberlegungen haben Konzerne wie Baidu wenig Interesse an Zensur. Denn für das Sperren von Internetseiten und Suchbegriffen müssen die Unternehmen Mitarbeiter abstellen. Diese fehlen für andere Projekte und kosten Geld. Außerdem verschreckt eine zu große Kontrolle die Nutzer.