Chinesische Gamer gewinnen Millionen bei Computerspiel-Turnier
Seattle (dpa) - Ein chinesisches Team von Computerspielern ist nach dem Sieg in einem Gaming-Turnier in den USA um gut fünf Millionen Dollar (rund 3,7 Millionen Euro) reicher.
Es war das bisher höchste Preisgeld bei einem Computerspiele-Turnier. Die Mannschaft „Newbee“ setzte sich in der Nacht zum Dienstag im Finale in Seattle gegen das ebenfalls aus China stammende Team „Vici Gaming“ durch. Gespielt wurde in fünfköpfigen Teams das Multiplayer-Game „Dota 2“.
Das Finale war Höhepunkt des mit insgesamt zehn Millionen Dollar (etwa 7,4 Millionen Euro) dotierten Computerspieleturniers „The International“. Die fünf Mitglieder von „Newbee“ tragen die Kampfnamen Banana, Mu, Hao, Sansheng und Xiao8. Zumindest in Teilen Asiens dürften die fünf jungen Männer aus China jetzt wohl zu den bekanntesten Profi-Computerspielern gehören. Die Zweitplatzierten bekommen immerhin rund 1,47 Millionen Dollar (etwa 1,09 Millionen Euro). Beide Teams dürften weitere Millionen durch Sponsoringverträge und mit Werbung verdienen.
Die KeyArena in Seattle mit ihren mehr als 10 000 Sitzen war während der viertägigen Endrunde vollständig ausverkauft. Vor allem aber wurde das Turnier per Internetstream übertragen - wie ein Fußballmatch live unterlegt mit Kommentaren. Solche Veranstaltungen inzwischen aber ein Millionenpublikum, in einigen asiatischen Ländern stoßen Computergames-Wettbewerbe auf ähnlich großes Interesse wie Fußballturniere in Europa.
Ausrichter des Turniers war die Firma Valve, von der das Spiel „Dota 2“ stammt. Ungewöhnliche Wege ging Valve bei der Zusammenstellung der Siegprämien. Das Unternehmen selbst stellte gerade einmal 1,6 Millionen Dollar bereit. Der Rest wurde durch den Kauf einer Art Turnierbroschüre gesammelt. Die war bei den Fans nicht nur wegen den Informationen zum Turnier heiß begehrt, sondern auch, weil sie Codes enthielt, mit denen sie Gegenstände in „Dota 2“ freischalten können.
Um dieses Spiel ging es auch in dem Turnier. Jeder der fünf Mitglieder von der Teams kontrolliert einen Helden mit besondere Spezialfähigkeiten. Der eine kann Raketen auf die Mitglieder des gegnerischen Teams abfeuern, der andere sich gut gegen magische Angriffe schützen. Das ganze wird durch die unzähligen Kombinationsmöglichkeiten rasch sehr komplex. Einsteiger benötigen normalerweise mehrere Tage, um das Regelwerk zu verstehen und in einfachen Partien nicht völlig überrannt zu werden.
Die Dramatik des Endspiels kam vor allem daher, dass der spätere Gewinner „Newbee“ als Außenseiter galt, und „Vici Gaming“ die Vorrunde mit einem aggressiven Spielstil recht klar dominiert hatte. „Vici Gaming“ konnte dann zwar die erste von fünf Finalpartien gewinnen, am Ende setzte sich „Newbee“ aber recht eindeutig durch.
Bei „The International“ konnten Fans kostenlos, aber mit Werbeeinblendungen am PC, per Smartphone oder Tablet die Partien verfolgen. Wer ein qualitativ besseres Videosignal haben wollte, besonders viele Kamerablickwinkel und tiefgehende Analysen, konnte dafür bezahlen. Außerdem gab es in fünf deutschen Städten ein von Valve unterstütztes Public Viewing - im kleineren Malaysia gab es 15 solcher Veranstaltungen, im Stadtstaat Singapur immerhin vier.