Das Medien-Phänomen Knut-Kult

Berlin (dpa) - Die Nachricht von Knuts Tod ist kaum ein paar Minuten alt, da geht am Samstag das übliche Gezwitscher im Internet los. Bei Facebook oder Twitter beschäftigen sich Tausende mit dem Tier und seinem plötzlichen Lebensende.

Endlich wieder eine Meldung, die schwarz und weiß zulässt: entweder man trauert oder man äußert, wie banal man das findet angesichts der dramatischen Ereignisse in Japan und Libyen. Politiker geben Pressemitteilungen raus, das RBB Fernsehen ändert sein Programm („Verrückt nach Knut - Ein Eisbär erobert die Welt“, 20.15 Uhr).

Auch internationale Medien berichten. Schließlich haben sie den Hype vor vier Jahren mitgemacht und müssen nun auch „Beloved polar bear is dead“ melden.

Knut war vor allem im Jahr 2007 ein Symbol: Der süße Eisbär stand stellvertretend für seine bedrohte Art in Zeiten des Klimawandels.

Doch der Kult um den kleinen Knut aus Berlin stand auch für einen anderen Wandel, nämlich den des Bildes von Deutschland. Ein Jahr, nachdem sich die Welt an einem entspannten Gastgeber der Fußball-WM erfreut hatte, passte die herzzerreißende Geschichte des verstoßenen Eisbär-Babys, das dank liebevollen Tierpflegers überlebt, gut ins Konzept. Deutschland - das freundliche, nicht (mehr) verbissene Land.

Spätestens seit der Knut-Story gelten die Deutschen als die mit den schönen oder skurrilen Tiergeschichten. Nach Knut wurden zum Beispiel der „seherische“ Krake Paul aus Oberhausen oder das schielende Opossum Heidi aus Leipzig international bekannt.