Das Smartphone als Notizbuch
Berlin (dpa/tmn) - Ob Flug- oder Handynummer, Post- oder Internetadresse, blöde Witze oder wichtige Gedanken - wer sie nicht aufschreibt, hat sie oft schon verloren. Wem der gute alte Notizblock zu angestaubt ist, notiert oder diktiert einfach mit dem Smartphone.
Die Einkaufsliste oder ein Geistesblitz im Zug nach Hause: Irgendwas aufschreiben könnte man eigentlich immer. Ein richtiges Notizbuch mit Stift und Papier haben aber die wenigsten dabei. Anders verhält es sich mit dem Smartphone. Das haben inzwischen viele ständig in der Tasche. Mit den richtigen Apps wird das Handy nicht nur zum Schmierzettel, sondern auch zum Organisationstalent und Diktiergerät.
Eine Notizfunktion ist auf Smartphones nichts Neues. Solche simplen Anwendungen bieten schon viele ältere Handys. „Damit speichere ich Daten aber nur lokal“, sagt Tobias Arns vom IT-Verband Bitkom. „Spannend wird es erst, wenn ich die Möglichkeiten eines Smartphones auch ausnutze.“ Gemeint ist damit vor allem der Internetzugang. Mit Programmen wie Evernote, der iOS-App Simplenote oder Catch Notes für Android-Geräte bleiben Notizen nicht nur auf dem Smartphone, sondern lassen sich mit Computer, Notebooks oder Tablets synchronisieren.
Das funktioniert nicht nur vom Mobiltelefon zum Rechner, sondern auch umgekehrt. Zu Evernote gehört zum Beispiel das Hilfsprogramm Web Clipper. Die Browsererweiterung speichert interessante Internetseiten in einem notizkompatiblen Format. So wird aus dem zufällig gefundenen Kochrezept schnell der passende Einkaufszettel. Den Web Clipper gibt es für Firefox und Chrome. In Internet Explorer und Safari wird der Helfer bei der Installation des Evernote-Hauptprogramms integriert.
Ein weiterer Vorteil spezialisierter Notiz-Apps: Einträge werden nicht stumpf hintereinander sortiert, sondern lassen sich zu Gruppen oder in Ordnern zusammenfassen. „Das macht auch größere Gedankensammlungen beherrschbar“, erklärt Arns. Mit dem GPS-Chip eines Smartphones wären sogar noch weiter reichende Funktionen denkbar: So könnten die Apps in Zukunft feststellen, wenn ihr Nutzer im Supermarkt ist und ihn an Besorgungen erinnern.
Ein Nachteil aber bleibt allen Vernetzungsfunktionen zum Trotz: Das Tippen auf kleinen Touchscreens macht keine Freude. Mit der Hand wären die meisten Nutzer schneller. Es gibt aber Alternativen zum Tippen, zum Beispiel die automatische Erkennung von Handschrift. „Das funktioniert grundsätzlich sehr gut“, sagt Prof. Gernot Fink von der Fakultät für Informatik an der Technischen Universität (TU) Dortmund. „Voraussetzung ist aber, dass es eine ausreichend große Schreibfläche gibt.“
Die haben die handlichen Geräte natürlich nicht. Besitzer von Tablets kommen hier besser zurecht. Auf beiden Gerätearten muss in der Regel mit dem Finger geschrieben werden. „Eingaben per Stift funktionieren auf kapazitiven Touchscreens nur mit spezieller Hardware“, erklärt Fink. Grundsätzlich gilt: Die Erkennung von langen Texten funktioniert deutlich besser als die von kurzen Notizen, weil die Software dann den Kontext der Wörter erkennt. Auch auf Tablets sollten Nutzer Nummern oder einzelne Worte also lieber weiter eintippen. Wer die Handschrifterkennung ausprobieren will, greift zum Beispiel zur kostenpflichtigen App WritePad für iOS und Android.
Wer die Anschaffung und Nutzung eines weiteren Gerätes nicht scheut, kann für handschriftliche Notizen auch einen sogenannten Smartpen benutzen. Mit diesen Stiften werden Texte während des Schreibens digital aufgezeichnet und später auf Rechner oder Smartphone übertragen. Allerdings ist diese Methode relativ kostspielig, weil die Stifte spezielles Papier benötigen. „Das ist eher keine Technik für den Massenmarkt“, glaubt Fink.
Als Diktiergerät machen Smartphones in der Regel eine gute Figur: Ein Test der Computerzeitschrift „c't“ bescheinigt den Geräten „verständliche Sprachaufzeichnungen“. Allerdings muss man sich in die verschiedenen Apps erst ein wenig einarbeiten. Die betriebssystemeigene Spracherkennung von Android oder das Apple-Pendant Siri verwandeln Gesprochenes auf Wunsch auch direkt in Text. iPhone-Nutzer ohne Siri können die App Dragon Dictation verwenden. Gernot Fink hält solche Lösungen für gut umsetzbar: „Man muss sich aber ein bisschen darauf einlassen und sein Sprechen zum Beispiel so anpassen, dass das Gerät einen auch versteht.“